Wittgenstein. In Zeiten des Coronavirus steigen immer mehr Menschen auf das Rad. Das Fitnesstraining mit schöner Aussicht lockt viele Leute in die Wälder.
„Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt“, ist ein Spruch der schon lange aus der Mode gekommen ist. Denn der Radsport in der Bundesrepublik Deutschland boomt – und die Zahl der Zweiradfahrer steigt von Jahr zu Jahr.
In Zeiten des Coronavirus ist es zudem eine sichere und kontaktfreie Möglichkeit sich fit zu halten und die Natur in vollen Zügen zu genießen. Auch in Wittgenstein stiegen in den letzten Wochen, auch begünstigt durch das hervorragende Wetter, immer mehr Leute auf den Drahtesel und drehten mit der Familie, oder alleine, ihre Runden über den Rothaarsteig – der Altkreis bietet dafür die perfekten Bedingungen.
Lediglich zwei Prozent der Deutschen geben an, dass sie nicht Radfahren können. Mehr als 80 Prozent aller Haushalte besitzen mindestens ein Fahrrad und rund 25 Prozent der Bevölkerung nutzen es mehrmals pro Woche – die Zahlen belegen den Trendsport Radfahren.
Optimale Bedingungen im Altkreis
Doch warum geben sich in den letzten Jahren so viele Deutsche der Sportart hin? Für Olaf Brinkmann von der Radgruppe des TuS Dotzlar ist dies eine logische Konsequenz. „Es ist eine unabhängige Sportart. Man zieht sich um und radelt los. Gerade hier bei uns vor der Haustür finden wir optimale Bedingungen fürs Radfahren. Es ist einfach unkompliziert und man sieht in kurzer Zeit viele schöne Orte.“
Auch die Faszination der Geschwindigkeit ohne großen Aufwand ist es, die die Menschen in ihren Bann zieht. Quasi jedes Kind lernt schon früh das Radfahren und die Sportart ist bis ins hohe Alter durchführbar.
Eine Jedermannssportart also, die den Menschen die Möglichkeit bietet sich an der frischen Luft und der Landschaft zu erfreuen, gleichzeitig aber auch die Gesundheit extrem fördert. Denn der Fahrradsport ist ein perfektes Fitnessprogramm. Gelenkschonend kurbelt das Pedalentreten den Fettstoffwechsel an, stärkt Herz und Lunge und fördert neben der Beinmuskulatur auch noch den Gleichgewichtssinn – ein Ganzkörper-Workout unter freiem Himmel. Ein Traum für jeden Sportler.
Durch die Entwicklung der E-Bikes, also Rädern mit Unterstützungsmotor, ist die Beliebtheit der Sportart nochmals durch die Decke gegangen. Nicht nur bei älteren Sportlern wird die Unterstützung des Extramotors gerne angenommen, auch junge Radfahrer nutzen die Energiezufuhr gerne für noch ausgedehntere Strecken durch die Wittgensteiner Wälder.
Große Routenauswahl
Die Vielfalt der Radstrecken ist dabei natürlich riesig. Die „Drei-Täler-Tour“, oder die „Drei-Quellen-Tour“ im Naturpark Rothaargebirge bieten sich förmlich an. Ob nun auf dem Ederauen-Radweg von Lützel, über Bad Berleburg, Raumland bis hin zum Edersee, oder auf dem Lahntal-Radwanderweg von Feudingen, über Bad Laasphe bis hin nach Koblenz kann man gemütlich in die Pedalen treten.
Wer die rund 180 Kilometer nicht jeden Tag zurücklegen will, hat selbst vor der eigenen Haustür keine Probleme, um locker seine Runde durch den Wald zu drehen – und das wird zur Zeit ausgenutzt wie schon lange nicht mehr.
„Im Wald herrscht momentan echt Hochbetrieb, da sind unendlich viele Menschen unterwegs. Gerade in der Zeit der Kontaktsperre bietet sich das Radfahren einfach an. Ich finde es gut, dass die Sportart nun so viel Aufmerksamkeit bekommt“, berichtet auch Guido Blankenstein vom Radfahrteam MTB Erndtebrück von seinen Eindrücken beim täglichen Training mit dem Drahtesel. „Es tut den Leuten gut.“
Das scheint es wahrlich zu tun. Und so würde sich der flapsige Volksspruch wohl derzeit in Wittgenstein leicht abändern lassen: „Wer sein Fahrrad liebt, der tritt in die Pedalen“