Bad Berleburg. Die Wertung der Fußballsaison nach dem Punkteschnitt ist ein Thema. In einigen Ligen würde es damit neue Aufsteiger geben – auch auf Kreisebene.
Ein ruhiges Wochenende sieht anders aus: Videokonferenzen im 90-Minuten-Takt standen auch Samstag auf dem Programm beim Fußball- und Leichtathletik Westfalen. Samstag konferierten die Verantwortlichen dazu mit Landesligisten und Frauen-Westfalenligisten, möglichst viele Stimmen sollen gehört werden, der Verband nimmt die Vereine mit. Deren Votum ist eindeutig: Saisonabbruch. Darauf wird es wohl hinauslaufen – drei große Fragen bleiben aber.
1. Warum dauert es so lange bis zur Entscheidung?
Bis zur endgültigen Entscheidung dauert es wohl noch mehrere Wochen – aus verschiedenen Gründen. Lang war nicht abzusehen, ob ein sportliches Saisonfinale in diesem Sommer nicht doch möglich wäre. Dieses Bild ist inzwischen klarer. Kontaktbeschränkungen werden wohl noch länger zum Alltag gehören. Eine schnelle Rückkehr zum Fußball-Spielbetrieb kommt kaum infrage. Dazu gibt es aber auch rechtliche Fragen, unter welchen Umständen der Verband eine Saison überhaupt abbrechen kann.
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Noch bis Mittwoch hat der Verband weitere Video-Besprechungen angesetzt, Donnerstag will die Politik über weitere Beschränkungen und mögliche Lockerungen informieren. Anfang Mai will der Verbands-Fußballausschuss eine Empfehlung abgeben, über die ein außerordentlicher Verbandstag im Juni entscheidet – ein früherer Termin ist wegen der Einberufungsfrist (drei Wochen) nicht möglich.
2. Ist eine andere Lösung als ein Saisonabbruch denkbar?
Rein theoretisch: Sicher. Der Bayerische Verband beispielsweise will die Saison von der Oberliga abwärts, wenn möglich, im September zu Ende spielen. Auch am Mittelrhein geht die Tendenz in diese Richtung. Aber in Westfalen? Da ist das praktisch undenkbar.
In der vom FLVW-Umfrage votierten fast 90 Prozent der Clubs für einen Abbruch, in den Videokonferenzen bestätigte sich dieses Stimmungsbild. Auch die Fußballkreise sprechen sich einstimmig dafür aus.
Bei der Suche nach einer Lösung auf die Vereine zuzugehen, war der richtige Schritt nach vorne vom Verband. Deren Votum ist nicht bindend – aber es ist ein klarer Auftrag an die gewählten Verantwortlichen.
Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball im FLVW, sagt dazu: „Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass wir gegen den Willen der Vereine entscheiden. Aber wir haben auch noch Rechtsgutachten laufen, in welchem Rahmen so eine Entscheidung fallen kann. Das ist sicher ein Knackpunkt.“
3. Wie würde eine abgebrochene Saison gewertet?
Dass es im Fall des Abbruchs wohl keine Absteiger geben wird, hat der Verband klar gemacht. Bleibt die Frage, wer aufsteigt – und die ist kompliziert. Zur Debatte stehen eine Annullierung der Saison ohne Aufstieg (dafür stimmten 34 Prozent der Vereine), eine Wertung der Hinrundentabelle (30 Prozent) oder die Wertung des letzten Tabellenstands (24 Prozent).
Unterm Strich: Mehr als die Hälfte der Vereine will einen Saisonabbruch mit Aufsteigern. Aber wie fällt diese schwierige Entscheidung? Manfred Schnieders erklärt: „Wir hören alle Vereine an, fassen die Argumente zusammen. Wir haben uns schon alle Szenarien und alle Tabellen angeguckt und geschaut: Wo sind die Unterschiede?“
Möglichst viele Vereine sollen zustimmen. Das wird wahrscheinlicher, je mehr Vereine ihre Ziele erreichen – kommt in dieser Hinsicht für den Verband ein vermehrter Aufstieg infrage, wie im Handball? Schnieders: „Nach aktuellem Stand würde die Zahl der Aufsteiger nicht geändert. Aber wir werden uns jede einzelne Liga angucken.“
Versprechen will er dazu nichts, klar ist nämlich auch: Eine einheitliche Regelung muss für alle Ligen her, um sich rechtlich nicht angreifbar zu machen. Gegen großzügige Aufstiegsrechte sprechen Konstellationen wie in der Westfalenliga 1, wo Platz 1 und 7 nur durch drei Punkte getrennt werden. Noch schwieriger wird die Rechnung durch ausstehende Nachholspiele.
Eine Regelung nach dem Punkte-Quotienten „ziehen wir in Betracht“, sagt Schnieders auf Nachfrage. Umgangen würde das Problem bei Wertung der Hinrundentabelle. Zwischen Bezirks- und Oberligen fehlen in ganz Westfalen zwei Hinrundenspiele – ausgerechnet eines davon ist aber in der höchsten Spielklasse aufstiegsrelevant.
4. Was würde die Quotientenregelung verändern?
Unsere Redaktion hat den Taschenrechner zur Hand genommen und ausgerechnet, wie sich die im Handball angewandte und nun auch beim FLVW in Erwägung gezogene Quotientenregelung (Punkteschnitt pro Spiel) auswirken würde.
In der Oberliga gäbe es einen großen Gewinner und einen klaren Verlierer: Rot Weiss Ahlen würde auf Platz 2 springen und in die Regionalliga aufsteigen, Nuri Sahin würde mit seinem RSV Meinerzhagen als Tabellendritter in die Röhre schauen. In der Westfalen- und Bezirksliga wäre alles wie zum Zeitpunkt des Abbruchs, doch in der Landesliga wäre Borussia Dröschede anstelle der SpVg Hagen 1911 Tabellenerster und somit Aufsteiger.
Anders wäre es auf Kreisebene, wo der Tabellendritte VfL Klafeld/Geisweid in der Kreisliga A neuer Zweiter wäre – anstelle der SG Siegen/Giersberg. Der zweite Platz in der Kreisliga A ist interessant, weil er zu einem Bezirksliga-Aufstiegsspiel gegen einen Vertreter aus dem Hochsauerlandkreis berechtigt. Da Entscheidungsspiele nicht ausgetragen werden können, könnte der FLVW mehr Aufsteiger zur Bezirksliga als üblich zuzulassen – da es dort keine Absteiger gibt, muss ohnehin aufgestockt werden.
Für die Kreisliga B würde dies bei zwei Aufsteigern zur Bezirksliga und einem Abstieg des zurückgezogenen TuS Alchen bedeuten, dass nicht nur die beiden Meister ins Oberhaus aufrücken könnten, sondern auch ein Tabellenzweiter. Dass die SG Laasphe/Niederlaasphe als Tabellenzweiter der Kreisliga B2 einen besseren Punkteschnitt hat als die gleichauf liegenden Tabellenzweiten der B1, könnte, sofern die Quotientenregelung zur Anwendung käme, entscheidend sein.
In der Kreisliga C würde sich nach diesem Rechenmodell im Vergleich zum aktuellen Zwischenstand „vorne“ nichts ändern, doch in der Kreisliga D1 würde sich mit dem SSV Meiswinkel/Oberholzklau ein neuer Tabellenerster anstelle der SpVg Anzhausen/Flammersbach II ergeben.
In der Staffel 3 wären die Sportfreunde Edertal II Meister. Dies ist insofern interessant, als dass der VfB Banfe II auf „gefühlter“ Augenhöhe liegt – weil er zwar sechs Punkte zurückliegt, aber noch zwei Spiele zu absolvieren hat. Da bei der Quotientenregelung aber nur der Punkteschnitt der bereits absolvierten Partien zählt, würde dies den Schwarz-Weißen nicht helfen.
Tabellenspitzen im Überlick
Die „Quotientenregelung“, die nach dem Abbruch der Handballsaison zur Ermittlung der Aufsteiger herangezogen wurde, ist inzwischen auch im Fußball ein Thema (siehe Texte links). Die Formel ist einfach: Die Anzahl der Punkte wird durch die Zahl der absolvierten Spiele geteilt und mit 100 multipliziert – es geht also um den bisher erzielten Punkteschnitt. So würden die Tabellen im heimischen Fußball bei Anwendung des Modells aussehen:
Oberliga Westfalen
1. SC Wiedenbrück 205,0
2. Rot Weiss Ahlen 200,0
3. RSV Meinerzhagen 195,0
Westfalenliga
1. Finnentrop/Bamenohl 247,6
2. DSC Wanne-Eickel 230,0
3. DJK TuS Hordel 200,0
Landesliga
1. Borussia Dröschede 241,2
2. SpVg Hagen 1911 238,8
3. RW Erlinghausen 205,9
Bezirksliga 4
1. FC Arpe/Wormbach 250,0
2. Bad Wünnenberg/Leiberg 194,7
3. TuS Sundern 188,8
Bezirksliga 5
1. SV 04 Attendorn 233,3
2. SV Ottfingen 222,2
3. Kiersper SC 205,6
Kreisliga A
1. Mudersbach/Brachbach 211,8
2. VfL Klafeld-Geisweid 200,0
3. Siegen-Giersberg 194,4
Kreisliga B1
1. Fortuna Freudenberg II 245,0
2. Anzhausen/Flammersb. 205,0
2. SF Obersdorf/Rödgen 205,0
Kreisliga B2
1. SV Feudingen 257,9
2. Laasphe/Niederlaasphe 236,8
3. SF Edertal 215,8
Kreisliga C1
1. FC Eiserfeld II 240,0
2. 1. FC Dautenbach 195,0
3. SG Hickengrund II 190,0
Kreisliga C2
1. SpVg Bürbach 250,0
2. SV Eckmannshausen 241,2
3. FC Ebenau 200,0
Kreisliga D1
1. Meiswinkel/Oberholzklau 229,4
2. Anzhausen/Flammersb. II 226,3
3. Wilnsdorf/Wilgersdorf II 194,7
Kreisliga D2
1. FC Kreuztal II 277,8
3. Eichen/Krombach II 261,1
2. SV Setzen II 252,6
Kreisliga D3
1. SF Edertal II 252,9
2. VfB Banfe II 246,7
3. Aue-Wingeshausen II 223,5
Westfalenliga Frauen
1. Sportfreunde Siegen 246,7
2. Germania Hauenhorst 228,6
3. FSV Gütersloh II 214,3
4. Fortuna Freudenberg 192,9
Bezirksliga Frauen
1. SG Albaum/Heinsberg 242,9
2. Germania Salchendorf 213,3
3. SV Hohenlimburg II 221,4
4. SV Schameder 200,0
Kreisliga Frauen
1. SG Hickengrund 260,0
2. FC Ebenau 240,0
3. SG L.O.K. 220,0