Bad Berleburg/Erndtbrück. HSG Wittgenstein „zu 95 Prozent“ aufgestiegen. Genugtuung nach einer verkorksten Saison der Handballer, die im dritten Anlauf hochgehen.
Seit dem vergangenen Montag steht fest, dass durch die grassierende Corona-Pandemie die Handball-Saison in Westfalen vorzeitig abgebrochen wird.
Um eine faire Abschlusstabelle zu erhalten, bediente sich der Verband des sogenannten „Norwegischen Models“, sprich: Die Anzahl der errungenen Punkte wird durch die absolvierten Spiele geteilt und mit 100 multipliziert. Alle Teams, die nicht auf einem Aufstiegsplatz liegen, aber einen maximal Rückstand von 39,9 Quotientenpunkten haben, erhalten eine Wildcard für die nächsthöhere Liga – soweit so gut.
Mit einem Bein in der A-Liga
Auswirkungen hat dies nun auf die heimische HSG Wittgenstein, die in der Kreisliga B Süd in dieser Saison auf dem dritten Platz landete. Normal wäre unter sportlichen Aspekten der Aufstieg in die A-Klasse also nicht drin gewesen.
Da die Mannschaft von Trainer Jogi Koch aber knapp innerhalb des Quotienten liegt (38,5 Punkte), erhielt die Spielgemeinschaft aus Berleburg und Erndtebrück nun eine neue Chance auf den Aufstieg – und kann eigentlich nun schon für die höhere Liga planen.
„Der Flurfunk verrät mir, dass der TuS Hilchenbach auf den Aufstieg verzichten wird und laut meiner Rechnung hat die HSG Wittgenstein den höchsten Quotienten aller Aufstiegsaspiranten. Zwar habe ich noch nicht alle Zahlen, da noch nicht alle Mannschaften ihre Teams gemeldet haben, aber zu 95 Prozent gehe ich davon aus, dass Wittgenstein nächstes Jahr wieder einen A-Ligisten im Handball haben wird“, erklärte Staffelleiter und Vorsitzender des Handballkreises Lenne/Sieg Klaus Krass.
Krass mit Berleburger Vergangenheit
Er selbst sieht in der HSG einen würdigen Vertreter für die A-Liga und freut sich auf ein Wiedersehen. Denn der Vorsitzende war einmal selbst Trainer des VfL Bad Berleburgs und absolvierte seine Wehrpflicht am Erndtebrücker Bundeswehrstützpunkt – einer seiner damaligen Spieler: Jürgen Koch, heutiger Trainer der HSG Wittgenstein.
Krass trainiert außerdem die HSG Lennestadt/Würdinghausen, einen zukünftigen Gegner der Wittgensteiner. „Ich freue mich für meine alte Heimat und gratuliere jetzt schon vorsichtig zum Aufstieg. Das einzige was jetzt noch zutun ist, ist der schriftliche Antrag der Spielgemeinschaft für die neue Klasse.“
Dieser scheint, stand jetzt, eigentlich nur noch Formsache zu sein, wie Geschäftsführer Christian Dohle von der HSG Wittgenstein mitteilte. Der Verein sei bereits über den möglichen Aufstieg informiert worden und befinde sich derzeit in der Überlegungsphase. „Die Tendenz geht aber ganz klar in Richtung A-Liga.“
Rettung einer durchwachsenen Saison
Dabei könnte diese Wildcard für das Wittgensteiner Handball-Schwergewicht eine Art spätes Geschenk sein. Die Saison verlief für die Koch-Sieben eigentlich nicht nach Maß, der dritte Tabellenrang war eigentlich zu wenig für die eigenen Ansprüche. „Das könnte man schon als eine Rettung der Saison bezeichnen. Drei Mal haben wir den Sprung in die A-Liga knapp verpasst, also sehen wir es ein wenig als Wiedergutmachung für die verpassten Chancen. Der Aufstieg war immer das Ziel der HSG. Diese Chance wollen wir nun beim Schopfe packen“, so Dohle weiter.
Der Torhüter betonte zudem, dass aus der Jugend einige Talente nachkommen würden und sieht seine Mannschaft für den großen Sprung gewappnet. „Das Niveau ist nochmal ganz anders, aber wir nehmen die Herausforderung an.“