Aue-Wingeshausen. Etliche Gruppen sind wegen Corona derzeit nicht in ihrem Element. Der 2007 gegründete Förderverein ist dennoch eine große Erfolgsgeschichte.
29 Grad im Wasser, 30 Grad an der Luft – karibisches Vergnügen verspricht das Lehrschwimmbecken Aue-Wingeshausen auf seiner Internet-Seite. Allerdings, auch dort tut sich nichts mehr seit der Coronavirus den Gang der Dinge bestimmt.
„Ich habe Glück gehabt“, sagt denn auch Andrea Heuer, „mein Kurs war gerade zu Ende, als das alles losging.“ Die Hebamme aus Bad Berleburg bietet in dem Lehrschwimmbecken seit drei Jahren Babyschwimmen an. Die jungen Schwimmer sind zwischen drei und vier Monate alt. Und sollten sechs Kilogramm an Gewicht auf die Waage bringen. Sie schwimmen mit Schwimmflügeln, tauchen, singen, spielen. „Das macht richtig Spaß“, erklärt Andrea Heuer. Für die Kinder, die bis zu zwölf Mütter in der Gruppe, aber auch für sie selbst: „Sonst würde ich es nicht machen.“
Das Lehrschwimmbecken scheint allen in Aue-Wingeshausen Spaß zu machen, steht inmitten der Dörfer – und das nicht nur räumlich. Getragen wird das Bad an der Grundschules des Ortes vom „Förderverein Lehrschwimmbecken Aue-Wingeshausen“.
Regelmäßige Besucher in dem 6x12 Meter großen Pool sind unter anderem die Wassergymnastik des Dorfvereins, die Volkshochschule mit einem Aqua-Fitness-Kurs, die Schwimmschule von Regina Nölling, die fast nebenan wohnt und im Becken unter anderem „Power Aquadancing“ mit ordentlich Belastung und Musik anbietet, und der TSV Aue-Wingeshausen, dessen Hausfrauen-Gruppe nach der Gymnastikstunde in der Turnhalle schnell noch zum Schwimmen rübergeht. Nachmittags ist für zwei Stunden öffentliches Schwimmen. Ein Dorf zu Gast im Lehrschwimmbecken.
Dachschaden: Schwimmbad steht 2007 vor dem Aus
Nach dem schweren Schneewinter von 2006 auf 2007 stand das Lehrschwimmbecken vor dem Aus. Mit Schrecken habe der damalige Hausmeister festgestellt: „Das mache ich zu.“ So berichtet es Juliane Berger, die seit knapp einem Jahr dem Förderverein vorsteht. Das Dach war kaputt, das Ende des Bades absehbar. Im Sommer 2007 gründete sich der Förderverein, sanierte die Sportstätte. Das ganze Dorf habe mit angepackt, um in Eigenleistung das Gebäude wieder instand zu setzen, erinnert sich Juliane Berger. 2008 wurde das Lehrschwimmbecken dann wieder eröffnet.
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„Schön ist das auch für die Grundschule“, betont die Vorsitzende der knapp 80 Fördervereins-Mitglieder. Die Schüler könnten zum Schwimmunterricht bei Wind und Wetter durch den langen, überdachten Flur „einfach rüberlaufen“. Schwimmunterricht in jeder Klasse, in jedem Halbjahr? „Woanders ist das nicht möglich“, freut sich Juliane Berger. In manchen Orten kämen Kinder während ihrer Grundschulzeit gerade einmal auf ein Halbjahr, in Aue-Wingeshausen gibt es bessere Möglichkeiten. „Deshalb haben wir hier so gute Schwimmer.“ Dies schlägt sich auch in der extrem guten Quote bei den Sportabzeichen-Prüfungen nieder.
Der nächste Babyschwimm-Kurs von Andrea Heuer sollte eigentlich nach einer Woche Pause bereits wieder beginnen. „Das ist jetzt alles auf Eis gelegt“, erklärt sie.
Wenn die Corona-Krise vorüber ist, wie wär es dann mit einer Runde im Lehrschwimmbecken? Ein Bad für sich ganz allein mieten. Auch das ist möglich in Aue-Wingeshausen, obendrein mit karibischem Vergnügen.