Wittgenstein. Mannschaftstraining ist wegen der Coronavirus-Krise nicht möglich. Wie sich die Fußballer nun für den Zeitpunkt X bereithalten.

Sport in Gruppen begünstigt die Übertragung des Coronavirus, dessen Ausbreitung der Staat durch eine Vielzahl drastischer Maßnahmen einzudämmen versucht. Nachdem infolge der Aussetzung des Spielbetriebs diverse Vereine am Freitag die Sperrung ihrer Anlagen bekanntgaben, veröffentlichten am Samstag auch der TuS Erndtebrück, die SF Birkelbach und der SV Feudingen entsprechende Bekanntmachungen.

„Die aktuelle Situation und vor allem die gebotene Solidarität haben uns zu diesem traurigen Schritt bewogen. Wir hoffen, dass wir dies bald revidieren können und schon bald wieder dem runden Leder nachjagen können“, heißt es etwa beim SV Feudingen. Für den Tabellenführer der Kreisliga B wäre ein Abbruch der Saison, sofern sie ohne Auf- und Absteiger gewertet wird, eine sportliche Katastrophe – doch davon geht zunächst niemand aus. Und wenn es wieder losgeht, will der SV nach dem Titel greifen. Dennoch gibt es Einschnitte.

Hausaufgaben fürs Einzeltraining

„Wir haben aber den Gedanken, in kleinen Gruppen zu treffen, wieder verworfen. Selbst das wäre der Gesellschaft gegenüber unfair“, betont Feudingens Spielertrainer Sascha Schwarz: „Ich hoffe, dass auch die anderen Mannschaften nicht auf die Idee kommen, sich jetzt einen Vorteil verschaffen zu müssen.“

Alleine den Ball vor eine Wand donnern?Für Sascha Schwarz durchaus eine sinnvolle Option, um das Ballgefühl zu erhalten.
Alleine den Ball vor eine Wand donnern?Für Sascha Schwarz durchaus eine sinnvolle Option, um das Ballgefühl zu erhalten. © Florian Runte

Seinem Team hat Schwarz zum Erhalt der Leistungsfähigkeit die gleichen Hausaufgaben aufgegeben, die schon während der Sommer- und Winterpause vor der eigentlichen Vorbereitung galten: Drei Laufeinheiten mit Intervallen pro Woche, dazu leichtes Krafttraining am Morgen und Abend. Eine direkte Kontrolle findet nicht statt. „Wir bauen auf Vertrauen. Wenn es wieder losgeht, gibt es wieder einen Fitnesstest. Wer nichts gemacht hat, fällt auf und ist dann erstmal im Hintertreffen, was die Plätze in der Startelf angeht“, sagt Schwarz.

Damit das Ballgefühl nicht verloren geht, hofft er darauf, dass seine Spieler es wie in der Kindheit machen: Den Ball nehmen, ein bisschen dribbeln, jonglieren und schießen: „Dafür kann man sich ja einfach vor eine Wand stellen.“

Und die Feudinger Verfolger? Während bei den Sportfreunden Edertal die Order ebenfalls „zwei bis dreimal pro Wochen Laufen“ lautet, arbeitet das Trainerteam des TSV Aue-Wingeshausen derzeit einen kleinen Trainingsplan aus.

Darauf könnte es auch bei der SG Laasphe/Niederlaasphe hinauslaufen – aber nicht sofort. „Das Fithalten ist erstmal Nebensache“, sagt SG-Trainer Marco Schneider. „Wir wollen die Situation bis Mitte der Woche sacken lassen und klären, ob bei uns alle gesund sind, ob jemand mit Gefahrenpunkten zu tun hatte oder vielleicht einen Fall in der Familie hat. Vor allem müssen wir alle sehen, dass wir die vorbeugenden Maßnahmen einhalten.“

Kontrolle via Smartphone-App

Mehr Druck als in der Kreisliga B ist in den höheren Spielklassen auf dem Kessel – etwa beim TuS Erndtebrück in der Oberliga. Hier hat Athletiktrainer Alexander Bülow bereits individualisierte Laufpläne an die Spieler verschickt.

Individualisiert bedeutet, dass sich das Programm je nach Position unterscheidet. Für zentrale Mittelfeldspieler stehen heute beispielsweise 45-Minuten-Läufe mit mittlerer Intensität auf dem Programm. „Stürmer und Außenverteidiger machen kürzere Tempoläufe, dafür mit höherem Puls, höherer Intensität“, sagt Bülow, der zur Überprüfung die Dokumentation via Smartphone bzw. der „Runtastic“-App zur Pflicht gemacht hat.

“Stabi“ ist für die Fußballer des TuS Erndtebrück nun verstärkt angesagt – nur eben alleine statt als Gruppe.
“Stabi“ ist für die Fußballer des TuS Erndtebrück nun verstärkt angesagt – nur eben alleine statt als Gruppe. © Peter Kehrle

„Es läuft auf eine weitere Art von Vorbereitung hinaus, denn es könnte eine ähnlich lange Pause wie im Sommer und Winter werden“, sagt Bülow. Nach vier Wochen reiner Vorbereitung sowie drei Wochen Spielpause zwischen dem Spiel in Kaan-Marienborn (2:2) und den weiteren Partien in Dortmund (1:2) und gegen Rhynern (0:2) haben sicher die wenigsten Spieler Lust darauf – doch als Teil eines semiprofessionellen Teams müssen sie sich der Situation stellen. Klar ist auch: Reines Laufen reicht nicht.

„Ohne Mannschaftstraining liegt der Fokus nun auf der Verbesserung der Mobilität“, sagt Bülow, der deshalb Dehnübungen, Kraftaufbau mit dem eigenen Körpergewicht und Übungen zur Rumpfstabilisation verordnet hat. All dies sei natürlich für alle Fußballer wichtig, in der Oberliga aber besonders: „Hier werden die Zweikämpfe intensiver und in schnellerer Folge als etwa in der Kreisliga geführt. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“

Auch hier gibt es Apps wie „Bridgeathletic“, die eine Kontrolle möglich machen würde. „Da gäbe es aber auch Tricks, um es zu verfälschen, deswegen läuft dieser Bereich über Vertrauen“, erklärt Bülow, der sich aber sicher ist: „Die Jungs werden das alles machen. Sie wollen ja etwas erreichen.“

Pokern könnte fatal sein

Der VfL Bad Berleburg würde übrigens, sollte der FLVW den Spielbetrieb wie derzeit geplant wieder am 26. April freigeben, gleich ein Richtung weisendes Spiel beim ärgsten Konkurrenten im Abstiegskampf, dem SC Drolshagen, absolvieren.

„Da bringt es jetzt nichts zu pokern und zu sagen, dass es dann eh noch nicht weitergeht. Man wird es merken, wenn Spieler die Fitness nicht mehr auf den Platz bringen“, sagt VfL-Mittelfeldstratege Benedikt Schneider, der deshalb am Sonntagmorgen alleine am Stöppel Athletikübungen und Sprints absolvierte: „Das ist ja das Einzige, was einem jetzt übrig bleibt. Es wird viel darauf ankommen, wie man sich fit halten kann und will.“