Die Ausbreitung des Coronavirus zieht größere Kreise. Endgültige Entscheidungen über zuschauerträchtige Heimspiele fallen am Mittwoch.

Siegerland. Die Ausbreitung des Coronavirus zieht auch im heimischen Sport immer weitere Kreise.

Was das Handball-Zweitligaspiel des TuS Ferndorf am Freitag gegen den HSC 2000 Coburg betrifft, fällt eine endgültige Entscheidung am Mittwochvormittag. „Die treffen aber nicht wir als Verein, sondern die Kommune in enger Abstimmung mit uns“, sagte Dirk Stenger. Der Geschäftsführer der TuS Ferndorf Handball GmbH steht in ständigem Kontakt mit Bürgermeister Walter Kiss und geht jedoch davon aus, dass die Stadt Kreuztal den Erlass der Landesregierung, nach der (Sport)-Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern abgesagt werden müssen, umgesetzt wird. „Etwas anderes kann ich mir im Moment nicht vorstellen.“

Ihnen „droht“ ein spielfreier Freitag (v.l.) Ferndorfs Cheftrainer Michael Lerscht sowie die Geschäftsführer Mirza Sijaric und Dirk Stenger.
Ihnen „droht“ ein spielfreier Freitag (v.l.) Ferndorfs Cheftrainer Michael Lerscht sowie die Geschäftsführer Mirza Sijaric und Dirk Stenger. © Reinhold Becher

Erst am späten Dienstagabend gab es von der Handball-Bundesliga (HBL), die den Spielbetrieb organisiert, eine Information für die Vereine, die sich aber nur auf den kommenden 25. Spieltag bezieht. Das weitere Vorgehen, soll am Montag auf einer außerordentlichen Liga-Tagung in Köln besprochen werden. Dort erhofft sich Dirk Stenger Aufschlüsse über das weitere Vorgehen, insbesondere was die Austragung von Spielen ohne Zuschauer angeht. Eine Variante, die er ablehnt. Pro Heimspiel würde dies den TuS Ferndorf rund 15.000 Euro kosten.

Noch ist Spielraum

„Noch gibt es im Spielplan der 2. Liga Spielraum, um etwaige Ausfälle aufzufangen“, ist aus Dirk Stengers Sicht eine Saisonverlängerung denkbar. Für den TuS Ferndorf wäre dies trotzdem ein Problem, weil unmittelbar nach dem letzten Heimspiel in der Sporthalle Stählerwiese mit dem Umbau begonnen werden soll. Erste Vorarbeiten hat es bereits gegeben. „Dann stellen sich für uns auch noch andere Fragen...“, sieht Dirk Stenger im schlimmsten Fall den sowieso schon engen Zeitplan für den Hallenumbau zusätzlich gefährdet.

Auch was das Oberliga-Derby der Sportfreunde Siegen gegen den 1. FC Kaan-Marienborn betrifft, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann das endgültige Aus kommt. Man werde sich wohl oder übel darauf einstellen müssen, hieß es gestern bei den Sportfreunden, denn die Besucherzahl 1000 werde man übertreffen. Seitens der Stadt Siegen war noch kein offizielles Verbot vernommen worden. Auf die üblichen, verstärkten Sicherheitsbedingungen, die solch ein Derby mit gesteigertem Zuschauer-Interesse nach sich zieht, aber hatte man die Sportfreunde aufmerksam gemacht. Die für die Austragung der Partie benötigte geänderte Baugenehmigung war beim Verein eingegangen. Die aber wäre hinfällig, wenn wegen des grassierenden Virus die behördliche Absage kommt. Ein städtisches Schreiben, das die Möglichkeit einer solchen Maßnahme beinhaltet, war bereits am Mittwoch bei den Sportfreunden eingegangen.

Auf eine neue Situation müssen sich auch die zahlreichen Fanclubs von Fußball-Bundesligisten im Siegerland einstellen. Dass das Revier-Derby zwischen Borussia Dortmund Schalke 04 am Samstag als „Geisterspiel“ ausgetragen wird, stößt allerdings auf geteilte Meinungen. „Ein Derby ohne Zuschauer ist kein Derby. Ich finde, die DFL hätte abgesagte Spiele auch in den späten Mai oder Juni verschieben können“, sagt beispielsweise Erich Roth, Kassierer beim „Schalke-Fanclub Oberes Johannland“. Zwölf Karten standen den Schalke-Anhänger aus Netphen zur Verfügung. „Die Karten haben zwischen 45 und 64 Euro gekostet“, so Roth.

Enttäuschung und Verständnis bei Fanclubs

Karl Steiner ist Vorstandsmitglied im 148 Mitglieder starken „BVB-Fanclub Netpherland“ und plant die Fahrten zu den Heim- und Auswärtsspielen. „Ich hatte gerade die letzten Tickets an die Jungs verteilt – dann ereilte uns die Nachricht vom Geisterspiel“, berichtete „Carlos“ Steiner unserer Zeitung. Weil die Zahl der BVB-Fanclubs zuletzt stark gestiegen ist und die Tickets vom Verein deshalb nach einem anderen Schlüssel verteilt werden, standen den Netphern lediglich acht Karten für das Schalke-Spiel zur Verfügung. Deshalb wurde auch kein Bus gechartert.

Karl Steiner (l.), hier mit dem ersten Vorsitzenden des ASC Weißbachtal, Hannes Gieseler.
Karl Steiner (l.), hier mit dem ersten Vorsitzenden des ASC Weißbachtal, Hannes Gieseler. © thorsten wroben

„Mit einem Geisterspiel, gerade gegen Schalke, können wir uns natürlich nur schwer anfreunden, aber ich habe für diese Entscheidung Verständnis. Bis vor wenigen Tagen wollten wir alle das Thema Coronavirus ja nicht nahe an uns ranlassen, aber das sieht jetzt anders aus. Die Gesundheit geht vor. Es zeigt uns, wie klein wir Menschen sind und das uns Grenzen gesetzt werden.“ Karl Steiner wird sich das Revier-Derby am Samstag nun im kleinen Fankreis im privaten Umfeld anschauen – und trotz der Corona-Krise über BVB-Tore jubeln.

Auch als aktiver Läufer beim TuS Deuz ist Karl Steiner von der sich ausbreitenden Seuche betroffen: Am Dienstagnachmittag wurden die Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften abgesagt, die am 29. März in Freiburg hätten stattfinden sollen. Ein knappes Dutzend Deuzer Läufer stecken mitten in der Vorbereitung für diese Titelkämpfe, bei denen vor allem die TuS-Mannschaften zu den Medaillenkandidaten gezählt hätten. Ob und wann die Meisterschaften nachgeholt werden, steht noch nicht fest.

Stattfinden soll nach jetzigem Stand das Nachbarschaftsderby in der Basketball-Landesliga zwischen dem TV Freudenberg und dem TV Jahn Siegen am Sonntag um 14 Uhr im Sportzentrum Büschergrund. „Wir gehen davon aus, dass gespielt wird“, sagte Freudenbergs Trainer Heikel Ben Meftah, „denn 1000 Zuschauer kommen ja auch nicht annähernd in die Halle.“ Die im Aufstiegsrennen involvierten Flecker rechnen mit rund 200 Besuchern.