Bad Berleburg. Null Punkte und 0:9 Tore in zwei Spielen: Der VfL Bad Berleburg startet katastrophal in 2020. Dazu belastet Ärger um Ahmad Ibrahim das Team.
Sie spielten mit Biss, sie spielten mit Herzblut, zeigten ordentliche Ansätze – aber es reichte nicht. Stand jetzt hätte das neue Fußballjahr für den VfL Bad Berleburg schlimmer kaum losgehen können. Zwei Wochen nach dem 0:4 beim SC Obersprockhövel fingen sich die Fußballer vom Stöppel nun ein 0:5 gegen den Tabellenzweiten Borussia Dröschede. In der Landesliga-Tabelle sind sie Letzter.
Wie vor zwei Wochen blieb der VfL ohne nennenswerte Torchance, denn nach vorne agierte Bad Berleburg völlig harmlos. Hinzu kommt nicht nur eine lange Liste verletzter und angeschlagener Spieler, sondern auch ein hausgemachtes Problem. Ahmad Ibrahim, der als bester Individualspieler ein Spiel auch mal im Alleingang zum positiven wenden könnte, fehlte wie bereits in Obersprockhövel und verfolgte das Geschehen nicht etwa von der Bank aus, sondern mit Freunden auf der anderen Seite, auf der Tribüne. Ein Sinnbild.
„Er ist suspendiert“, gab Trainer Martin Uvira Auskunft, blieb bei der Begründung aber im Ungefähren: „Es gab einen Vorfall, er hat die Mannschaft im Stich gelassen.“ Die Situation stellt den Verein vor ein Dilemma: Im Sinne der Teamhygiene wäre eine Trennung von Ibrahim, der in den vergangenen Jahren schon mehrfach Denkzettel erhalten hat, möglicherweise sinnvoll. Andererseits wäre der Klassenerhalt mit dem 25-Jährigen, der in den Testspielen äußerst spielfreudig agierte, wahrscheinlicher. Ob „Janov“ ein weiteres Mal verziehen wird, ist offen. Uvira: „Die Entscheidung steht noch aus. Die Abteilung wird sich diese Woche beraten.“
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In einer anderen Personalie herrscht Klarheit. Holger Lerch wird dieser zur kommenden Saison nicht mehr als Sportlicher Leiter zur Verfügung stehen, wie gestern am Rande des Spiels bekannt wurde (siehe Artikel unten) – auch diese Nachricht ist für den VfL Bad Berleburg ein Schlag ins Kontor..
Kontaktlinsen verrutscht
Für Trainer und Mannschaft stehen jedoch die aktuellen, sportlichen Baustellen im Vordergrund. Die erste Halbzeit gegen Dröschede machte durchaus Mut, denn die Borussia hatte kaum Chancen. Haris Dzafic verpasste eine Hereingabe knapp. Dazu gab es einen indirekten Freistoß im Strafraum, den Torben Birkelbach mit dem Rücken abwehrte. Steffen Arnold verrutschten im Zuge der Abwehraktion seine Kontaktlinsen – Tarek Benyagoub joggte in die Kabine und holte Ersatz.
Bad Berleburg störte mit viel Laufarbeit und robustem Einsatz die Kreise des Tabellenzweiten, der zudem leichte Fehler machte. „Die Ungeduld war unser größter Gegner“, sagte Dröschede-Trainer Dragan Petkovic, der seine Mannschaft in der Pause anwies, das Spiel mehr in die Breite zu ziehen.
Gnadenlos ausgekontert
Aus einem solchen Angriff resultierte das erste Tor in der 49. Minute. Nach einem Bad Berleburger Ballverlust ging es schnell über außen und dann auf Yahia Bouaich, der sich mit dem Rücken zum Tor gegen Marc Uvira Platz verschaffte und aus der Drehung einschoss. Es war eine Aktion der Extraklasse.
Bad Berleburg agierte bzw. verteidigte danach offensiver, attackierte den Gegner also früher als zuvor. Die entstehenden Räume, teils durch Ballverluste des VfL begünstigt, nutzte Dröschede gnadenlos – Mann gegen Mann stand die Abwehrkette auf verlorenem Posten.
Hattrick von Kingsley Nweke
Einen hohen, langen Ball nagelte Abdelaziz Slimi in der 70. Minute aus knapp 30 Metern volley in den Winkel. Mit dem zweiten Gegentor gingen bei Bad Berleburg die Köpfe runter, dazu schwanden sichtlich die Kräfte. Der eingewechselte Kingsley Nweke freute sich über wenig Gegenwehr und groteske Freiräume – er kam binnen 13 Minuten zu einem Hattrick, wobei sogar noch ein Abseitstor hinzu kam.
Das Besorgniserregende war jedoch die fehlende Durchschlagskraft nach vorne. Stürmer Yannik Lückel bringt keine der Eigenschaften für die Rolle als Alleinunterhalter im Sturm mit und auch im Mittelfeld fehlt es derzeit an vielen Dingen. Für die VfL-Anhänger bleibt zu hoffen, dass die derzeit angeschlagenen Spieler endlich wieder in einen guten Rhythmus finden und wieder die Form des Vorjahres erreichen. Ansonsten wird es eng – und ohne Ibrahim nicht einfacher.