Die Siegerländer Kunstturn-Vereinigung arbeitet auf Hochtouren daran, den Kader für die neue Bundesligasaison zu vervollständigen.
Dreis-Tiefenbach. 2020 ist für viele Hochleistungssportler ein besonderes Jahr, nämlich ein olympisches. Die Sommerspiele finden vom 24. Juli bis 9. August in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Einer der Höhepunkte werden ab dem 25. Juli die olympischen Kunstturn-Wettbewerbe sein. Läuft es bis dahin optimal, werden auch mehrere Protagonisten des Bundesligisten Siegerländer KV (SKV) an den Geräten und beim Kampf um Gold, Silber und Bronze zu sehen sein.
Olympia beeinflusst Kaderplanung
Dieser Saison- , für viele Athleten auch Karriere-Höhepunkt, stellt vieles in den Schatten – sogar die Europameisterschaft Anfang Mai in Baku, erst recht die nationalen Meisterschaften im Juni in Oberhausen. Olympia tangiert wie alle vier Jahre auch die Deutsche Turn-Liga (DTL), denn die gesamte Saison 2020 wird binnen zwei Monaten, komprimiert vom 3. Oktober bis Anfang Dezember, dem DTL-Finale in Ludwigsburg, durchgezogen. Ein olympisches Jahr beeinflusst deshalb auch die Kaderbesetzung der DTL-Vereine, bedeutet für die Personalplaner jede Menge Arbeit. Dies geht auch der SKV so. „Bis Ende März soll unsere Mannschaft stehen“, sagt Präsident Reimund Spies, der zusammen mit Horst-Walter Eckhardt für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich ist.
Spies zur Talentsichtung in Berlin
Da die Teambesetzung in großen Teilen bereits klar ist, hält sich der Aktionismus bei den SKV-Machern in Grenzen. 2020 turnen erneut Publikumsliebling Philipp Herder, der Aufsteiger 2019, Dario Sissakis (beide Berlin), Sebastian Bock, Daniel Uhlig, Fabian Lotz, Andreas Jurzo und Nico Ermert (alle aus dem Landesleistungsstützpunkt Dreis-Tiefenbach). Was die deutschen Turner betrifft, ist vorerst nicht mit Moritz Müller zu rechnen, der bis 2023 in den USA lebt und trainiert (wir berichteten). Dennoch sind Veränderungen beim „deutschen Kontingent“ nicht ausgeschlossen. Spies reist in der nächsten Woche zum Bundesstützpunkt nach Berlin, um vor allem nach jungen, hungrigen Talenten Ausschau zu halten, die ins Portfolio der SKV passen.
Noch spannender ist die Frage nach der Besetzung der ausländischen Positionen. Fünf Ausländer will Reimund Spies melden, um für die sieben Liga-Wettkämpfe – plus mögliches DTL-Finale – eine schlagkräftige Mannschaft beisammen zu haben. Da pro Wettkampf maximal drei ausländische Turner eingesetzt werden dürfen, sind eher Mehrkämpfer denn reine Spezialisten gefragt, beziehungsweise gewünscht.
Ahmet Önder vor neuem Vertrag
Eine Startberechtigung für 2020 haben bei der SKV der junge Brite Joe Fraser, der im vergangenen Jahr die Erwartungen allerdings nicht ganz erfüllte, und der slowenische Seitpferd-Spezialist Saso Bertoncelj. Ausgelaufen sind die Verträge mit Allrounder Ahmet Önder (Türkei) und dem britischen Kraftprotz Courtney Tulloch, Spezialist an den Ringen und am Sprung. „Von Ahmet haben wir eine mündliche Zusage. Ich gehe davon aus, dass er bleibt, denn er fühlt sich bei uns wohl“, so Reimund Spies. Auch Courtney Tulloch würden die SKV-Verantwortlichen gerne eine weitere Saison behalten, doch bleibt auch bei ihm abzuwarten, ob er es noch als Einzelturner nach Tokio schafft. In der bärenstarken britischen Mannschaft, die bei Olympia zu den Medaillenkandidaten gehört, ist er im Gegensatz zu Joe Fraser nur Ersatzturner.
Spitzenturner wollen zur SKV
Der SKV-Chef ist davon überzeugt, dass die freien Stellen im Ausländerpaket bald besetzt werden können, denn die Siegerländer KV, ein DTL-Gründungsmitglied, hat sich inzwischen so einen guten Ruf in der nationalen und internationalen Szene erworben, dass sich ihr sogar Spitzenturner für Liga-Einsätze anbieten. Einer von ihnen ist kein Geringerer als der Reck-Weltmeister von Stuttgart 2019, der Brasilianer Arthur Nory Mariano. „In Gesprächen“, wie es Reimund Spies ausdrückt, sei die SKV auch mit einem der weltbesten Seitpferdturner, dem Iraner Saeed Reza Keykha, der am vorigen Wochenende beim Weltcup in Melbourne den zweiten Platz an seinem Spezialgerät belegte.
„Wir schauen aber auch auf den US-Markt – ergebnisoffen“, ergänzt Spies, der weiß: „Es wird mal wieder ein Puzzle für uns.“ Aber in diesem jährlichen Spiel sind er und Horst-Walter Eckhardt ja geübt.