Die Auswahl war groß und fiel deshalb auch besonders schwer. Diese sieben Spieler des TuS Ferndorf bilden unsere „Mannschaft des Jahrzehnts“.

Ferndorf. Wenn eine Handball-Mannschaft über ein komplettes Jahrzehnt entweder in der 3. oder sogar in der 2. Liga spielt und in jedem Heimspiel die Massen anlockt, dann ist es schwierig, eine „Mannschaft des Jahrzehnts“ aufzustellen, weil die Auswahl auf allen Positionen sehr groß ist. Wir haben uns beim TuS Ferndorf für diese „Top Seven“ entschieden.

Kai Rottschäfer

Unter Tränen wurde Kai Rottschäfer im Mai 2019 in den Ruhestand verabschiedet. Nach 13 Jahren „am Stück“, davon vielen als Mannschaftskapitän, sagte der gebürtige Gummersbacher „Servus“ und zog sich in die „zweite Welle“ des TuS Ferndorf zurück.

Auch interessant

In der Oberliga lässt der 35-Jährige seine Karriere endgültig ausklingen. In der „Ersten“ erlebte er die vielen Höhen und wenigen Tiefen, trug mit tollen Paraden und seiner ruhigen Ausstrahlung einen Großteil zu den drei Aufstiegen in die 2. Liga bei. In den vergangenen Jahren bildete der Lehrer zusammen mit Lucas Puhl, der auch ein Kandidat für die „Top Seven des Jahrzehnts“ gewesen wäre, ein perfekt harmonierendes Duo.

Mirza Sijaric

Wenn nach dem besten Ferndorfer Linksaußen im vergangenen Jahrzehnt gesucht wird, dann fällt in aller Regel sein Name an erster Stelle: Mirza Sijaric. Von 2006 bis 2013 spielte der gebürtige Oberbergische für den TuS auf dem linken Flügel und beeindruckte die Fans nicht nur mit seiner Schnelligkeit, sondern vor allem mit seinen raffinierten Würfen. „Mirza hatte alles drauf“, erinnert sich Ferndorfs Geschäftsführer Dirk Stenger. Mit seinen Drehern, Legern und Hebern begeisterte er das TuS-Publikum und frustrierte die gegnerischen Torhüter.

Auch interessant

Und das über mehrere Jahre. Nach einem Intermezzo beim RSVE Siegen beendete Mirza Sijaric seine aktive Karriere, blieb dem Handball aber treu und kehrte zum TuS Ferndorf in anderer Funktion zurück: Erst als Sportlicher Leiter, seit vergangenem Jahr neben Stenger auch als Geschäftsführer der TuS Ferndorf Handball GmbH. Der 36-Jährige ist einer der wichtigsten Drahtzieher beim TuS in Sachen Finanzen und Personal.

Jonas Faulenbach

Jonas Faulenbach.​
Jonas Faulenbach.​ © Reinhold Becher

Im linken Rückraum, der Königsposition, führt beim Blick auf die vergangene Dekade kein Weg an Jonas Faulenbach vorbei. Der gebürtige Hesse hinterließ bereits in der Saison 2011/2012 seine Spuren beim TuS. Nach den Stationen TV Hüttenberg und HG Saarlouis zog es Jonas Faulenbach 2017 zum zweiten Mal in die Sporthalle „Stählerwiese“, gehört seitdem zu den erfolgreichsten Torschützen der TuS-Mannschaft in 3. und 2. Liga. Eine beständige Größe eben. Der Vertrag des 30-Jährigen läuft am Saisonende aus.

Alexander Koke

Genialität und Torgefahr – diese Kombination prägten das Spiel des gebürtigen Detmolders auf der Mittelposition. An seiner hohen technischen und strategischen Qualität durften sich die TuS-Anhänger zwischen 2013 und 2016 erfreuen. Koke, der auch in der 1. Liga spielte, kam damals von der TG Münden ins Nordsiegerland. Nach seinem Abschied ließ der ehemalige Junioren-Nationalspieler seine Karriere beim TSV Bayer Dormagen als Spielertrainer ausklingen. Der promovierte Sportwissenschaftler bildet zusammen mit dem ehemaligen Ferndorfer Trainer Erik Wudtke das Trainer-Duo der U18-Nationalmannschaft.

Lucas Schneider

Ein gebürtiger Kreuztaler und Eigengewächs hat es im rechten Rückraum in die „TuS-Mannschaft des Jahrzehnts“ geschafft. Der 24-Jährige ist bis auf ein Intermezzo bei GWD Minden (2013 bis 2015) seinem TuS treu geblieben und deshalb auch eine wichtige Identifikationsfigur. Der ehemalige Jugend-Nationalspieler verbindet spielerische Klasse mit körperlichem Durchsetzungsvermögen und jeder Menge Leidenschaft. In den vergangenen Jahren wurde er immer wieder durch Verletzungen an der linken Wurfhand zurück geworfen.

Dennis Aust

Dennis Aust.
Dennis Aust. © Micha Sommer

Der Rechtsaußen bildete in seiner Zeit beim TuS (2007 bis 2014) eine geniale Zange mit Linksaußen Mirza Sijaric, bis heute einem seiner besten Freunde. Auch in der Abwehr stand der inzwischen 36-Jährige, der in Düsseldorf lebt und nach der Insolvenz des HC Rhein Vikings beim oberbergischen Oberligisten HC Gelpe/Strombach angeheuert hat, seinen Mann.

Christian Stelzenbach

Bekam der Kreisläufer den Ball, machte er daraus entweder ein Tor oder holte einen Siebenmeter heraus. Der gebürtige Gießener war in seiner Zeit in Ferndorf (2010 bis 2012) ein Shooter. Heute ist der 37-Jährige als Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Köln tätig.

Trainer des Jahrzehnts: Michael Lerscht

Wenn am 23. Mai für den TuS Ferndorf die Saison ausklingt, dann wird es für einen in der Sporthalle Stählerwiese ein sehr bewegender Abend. Nach fünf Jahren als Cheftrainer der ersten Mannschaft verabschiedet sich Michael Lerscht, weil er beim ASV Hamm-Westfalen eine andere Herausforderung sucht, auch für sich neue Reize setzen will. Wenn es gut läuft, wird er sogar Trainer einer Erstliga-Mannschaft.

Michael Lerscht (links), hier mit Alexander Koke.
Michael Lerscht (links), hier mit Alexander Koke. © thorsten wroben

Auch wenn er nur in der zweiten Hälfte der vergangenen Dekade die erste TuS-Mannschaft trainierte, ist Michael Lerscht der „Trainer des Jahrzehnts“. 2015 trat er das Erbe von Erik Wudtke an, der den Aufstieg in die 2. Liga geschafft hatte. Lerscht brachte in der folgenden Spielzeit das Kunststück des Klassenerhalts fertig. Ein Jahr später folgte der Abstieg, doch der wurde mit einer sagenhaften Saison 2017/18 schnell verdrängt: 59:1 Punkte als Meister der 3. Liga West.

Diesem Traumjahr ließ Michael Lerscht in der Zweitliga-Saison 2018/19 den herausragenden achten Platz folgen, und auch in der laufenden Spielzeit ist die Mannschaft auf einem guten Weg zum Klassenerhalt. Diese sich abzeichnende Etablierung in der 2. Liga ist auch ein Verdienst des Lehrers aus Gernsdorfers, der sich bisweilen zwar von seiner stark ausgeprägten Emotionalität verleiten lässt, sich aber vor allem durch akribische Arbeit und ein hohes Maß an Fachwissen einen glänzenden Ruf in der Trainerszene erworben hat.