Raumland/Berghausen. Die Sportfreunde Edertal können sich in dieser Saison auf ihre Eigengewächse verlassen und sogar im Kampf um den Aufstieg damit mitreden.
„Ja, die Jungs aus Edertal. Tor geschossen, gewonnen wieder mal“, schallt es inbrünstig aus der heimischen Vereinskneipe der Sportfreunde am Stadion am Limburg.
Dieses selbstkomponierte Lied dient dabei Zuschauern, Spielern und Verantwortlichen in der Regel als Stimmungsbarometer, denn es - so sagt es schließlich auch der Liedtext - wird nur gesungen, wenn die Sportfreunde ihre Spiele gewonnen haben. Das geschah in der laufenden B-Liga-Spielzeit immerhin schon ganze zwölf Mal und weckt bei den Blau-Weiß-Gelben natürlich Lust auf weitere „Liederabende“.
Die Elf von Trainer Sandro Trevisi, der den Traditionsverein im vergangenen Sommer übernommen hat, steht momentan auf dem dritten Tabellenplatz und weist mit 38 Punkten die beste Hinrundenbilanz seit etlichen Jahren auf. Deshalb ist es wohl auch keine Überraschung, das Aufbruchstimmungs am Limburg herrscht. Vielleicht so viel Aufbruchsstimmung, wie schon lange nicht mehr.
Das Team, das im Sommer unter anderem Rekordtorjäger Benjamin Scholl in den Fußball-Ruhestand entließ, ist massiv verjüngt worden. Gleich zehn Jugendfußballer, die teilweise noch eine A-Jugend-Berechtigung haben, kommen regelmäßig bei Trevisi zum Einsatz.
Flachpass statt Harakiri
Darüber hinaus hat der Trainer seine Mannschaft taktisch bestens eingestellt, ihnen ein sicheren Spielaufbau und schnelle Konter eingepredigt. Das praktizierte 4-4-2-System greift hervorragend und stellt Edertals Herausfordere häufig vor massive Probleme. Die Achsen dieses Systems bilden dabei die blutjungen Spieler aus der Jugend. „Sandros Handschrift konnte man schon früh in der Saison lesen. Er steckt ein unheimliches Vertrauen in die jungen Spieler und hat einen guten Draht zu ihnen. Der Verein hat diesen „Umbruch“ gebraucht“, erklärte Vorsitzender Maximilian Schmeck, der seinem neuen Übungsleiter ein hervorragendes Zwischenzeugnis ausstellte.
In der Tat hat man bei Spielen der Sportfreunde Edertal den Eindruck, dass besonders die jugendlichen Spieler nur so vor Tatendrang und Selbstvertrauen strotzen. In Kombination mit den erfahrenen Mark Wolf, Andreas Imhof, Steffen Linde, Marcel Bicher und Dominik Szczurek scheint die Trevisi-Elf eine fast perfekte Mischung gefunden zu haben. Besonders Tim Lukas Dickel, der mit Linde gemeinsam die Innenverteidigung bildet, hat es dem Trainer angetan. „Da merkt man die gute Ausbildung in der Jugend. Er ist eigentlich nicht mehr wegzudenken“, erklärt Trevisi, der aber auch Stürmer Lucas Schmidt, Jonas König, Andre Graf und dem vom VfL Bad Berleburg gekommenen Michael Prib eine super Entwicklung bescheinigte. Letzterer würde zudem eine überragende Vorbereitung abliefern. „Auch der Rest der Jugendspieler hat sich hervorragend integriert und hört auf die Anweisungen. Außerdem ist die Trainingsbeteiligung bei den jungen Spielern fast bei 100 Prozent. Wir sind auf einem super Weg.“
König, der eigentlich noch A-Jugend spielen dürfte, trainiert sogar ganze vier Mal in der Woche. „Da muss
ich die Jungs manchmal bremsen. Aber sie brennen auf Einsätze“, so der Übungsleiter, dem bei solchem Eifer sicher das Herz aufgehen wird.
Doch wo führt diese gerade erst begonnene Reise für die Sportfreunde noch hin? Diese Frage vermögen sowohl Trainer als auch Vorsitzender nicht klar zu beantworten. Zwar sei man noch nicht komplett raus aus dem Rennen um die Meisterschaft, doch zeige sich der SV Feudingen, seines Zeichens derzeitiger Klassenprimus und schon acht Punkte enteilt, zu konstant.
Fokus liegt auf dem Rückrundenstart
Den Kampf um den zweiten Platz, der unter Umständen ebenfalls den Aufstieg zur Folge hätte, will man jedoch angehen. „Der Fokus liegt auf Laasphe, die wir am ersten März direkt vor der Brust haben. Es bringt auch nichts über die verschenkten Punkte gegen Banfe (0:1-Niederlage) und Kredenbach (2:3-Niederlage nach 2:0-Führung) zu grübeln. Im Fußball ist alles möglich und so gehen wir an die Rückrunde ran“, versichert Trevisi, der dennoch zugibt, dass ihn diese Niederlagen bis heute beschäftigen.
Aber wäre ein Aufstieg mit einer solch jungen Mannschaft überhaupt sinnig? Schmeck liefert dafür die passende Antwort: „Wenn man es sportlich schafft, nimmt man die Herausforderung an. Ein Verzicht wäre ja auch demotivierend für die Mannschaft.“
Damit es aber überhaupt soweit kommen kann, müssen am Limburg wohl noch mehrere Siege mit anschließendem Liederabende folgen. Sollten die Sportfreunde die Sensation aber schaffen, dürften diese selbst geschriebenen Lieder aber noch inbrünstiger geträllert werden, als ohnehin schon.