„Unsere Besten“ - wir stellen die prägenden Fußballer der Sportfreunde Siegen im abgelaufenen Jahrzehnt vor. Viele prominente Namen sind dabei.
Siegen. Nach vier Jahren in der wenig attraktiven NRW-Liga sowie der nach dem Scheitern der Drittliga-Qualifikation durchlittenen ersten Insolvenz wurde den Sportfreunden Siegen durch die Rückkehr in die Regionalliga nach der Saison 2011/2012 noch einmal „neues Leben“ eingehaucht. Erhebliche Investitionen in eine gute, stets der Spitzengruppe angehörenden Mannschaft, mit einem jungen, ambitionierten Michael Boris als Trainer und später dann auch mit dem ehemaligen DDR-Nationalspieler Lutz Lindemann als sportlichem Leiter besaßen die Siegener das Zeug, womöglich noch einmal an größere Tage anzuknüpfen.
Rein subjektiv
Der sportliche Höhepunkt mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2005 blieb indes unangetastet. Dennoch: Die ersten Jahre des gerade absolvierten ersten Jahrzehnts dieses 21. Jahrhunderts bleiben als die „besseren Sportfreunde-Jahre“ in Erinnerung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Spieler, die wir für die Auswahl der „Mannschaft des Jahrzehnts“ nominiert haben, aus dieser Ära rekrutiert wurden.
Die Namen entspringen natürlich nicht einer repräsentativen Umfrage, sondern der rein subjektiven Erinnerung des Verfassers dieser Zeilen. Hier unsere Auswahl:
Raphael Koczor (31)
galt vor seinem Wechsel nach Siegen aus Ahlen 2011 als „Enfant terrible“ im Tor, wurde aber hier zwei Jahre die unumstrittene Nummer eins. Er wechselte 2013 zu Viktoria Köln, später zu Hessen Kassel und schließlich zum ehemaligen Sportfreunde-Manager Lutz Lindemann beim FC Carl-Zeiss Jena. Kommt nach seinem Wechsel zum benachbarten TSV Steinbach Haiger in der Regionalliga Südwest bisher nicht zum Einsatz.
Patrick Koronkiewicz (28)
Der frühere Leipziger bestach in der Saison 2013/2014 auf der rechten Siegener Außenbahn durch Schnelligkeit und großen Elan. Wechselte im Juli 2014 zur Kölner Viktoria, wo er auch in dieser Drittliga-Saison noch spielt.
Jörn Nowak (33)
Der gebürtige Leipziger war – vom Chemnitzer FC kommend – von 2010 bis 2014 als Innenverteidiger der Sportfreunde-Kapitän, überzeugte durch gutes Stellungsspiel und Zweikampfhärte. Er wechselte dann zu RW Oberhausen, wo er seit 2015 Sportdirektor war, ehe er vor der Saison 2018/2019 in dieser Position zu RW Essen wechselte.
Richard Weber (29)
Der „echte Schalker“ kam 2012 nach Siegen, war hier ein starker Innenverteidiger und wechselte 2014 zu RW Essen. Er stieg nach seiner Rückkehr nach Schalke 2018 mit der U23 in die Regionalliga auf. 2019 gab es den Wechsel zur SG Wattenscheid 09, wo er das bittere Ende des Traditionsvereins hautnah miterlebte. Weber ist seitdem vereinslos.
Sascha Eichmeier (30)
Der gebürtige Kölner entstammt der Nachwuchsabteilung von Bayer Leverkusen und kam 2013 von Viktoria Köln nach Siegen. Der linke Außenverteidiger versuchte sich später bei RW Erfurt, CZ Jena und der SV Elversberg, ehe es 2016 zurück zu Viktoria Köln ging.
Leon Binder (32)
war von 2011 bis 2013 ein Siegener, spielte als Innenverteidiger, später dann auf der „6“, ehe es zur U23 des 1. FC Köln ging. Es folgten die Stationen RW Essen und KFC Uerdingen, bevor der Kölner die Regionalliga-Saison 2018/2019 beim 1. FC Kaan-Marienborn bestritt.
André Dej (27)
Der Kölner wechselte 2012 vom MSV Duisburg ins Leimbachtal und blieb zwei Spielzeiten als spielstarker „8er“, ehe es ihn zur Kölner Viktoria zog. Dej spielte dann drei Jahre bei den Sportfreunden Lotte (auch 3. Liga), ehe es zu Jahn Regenburg ging. Seit Beginn dieser Saison ist er wieder zurück bei Viktoria Köln.
Sven Michel (29)
Der Alchener hat es in die 1. Bundesliga geschafft. Beim SC Paderborn geht es nach dem Durchmarsch aus Liga 3 um den Klassenerhalt. Nach den Anfängen bei Fortuna Freudenberg mit einem Abstecher zum BVB ging es in der Jugend des SuS Niederschelden weiter, wo er bis 2010 auch in der Seniorenabteilung aktiv war. Es folgte die Zeit bei den Sportfreunden, wo er ab 2011 in der Regionalliga spielte, ehe es 2013 zur U23 von Borussia Mönchengladbach ging. Über Energie Cottbus heißt seit 2016 die neue Heimat Paderborn, wo der Weg schnurstracks von der 3. in die 1. Liga führte.
Alexander Hettich (31)
kam 2011 von Germania Windeck zu den Sportfreunden, wo der torgefährliche Mittelfeldspieler zu den herausragenden Akteuren zählte. Es schlossen sich drei Jahre bei CZ Jena und zwei weitere bei den Sportfreunden Lotte an, ehe es 2017 zum aufstrebenden RSV Meinerzhagen ging. Beim FV Wiehl im Oberbergischen lässt der jetzt 31-Jährige seine Karriere mittlerweile ausklingen.
Björn Jost (23)
Nach seinem Wechsel vom FV Wiehl ist „Josti“ jetzt in seiner vierten Spielzeit bei den Sportfreunden. Er stieg unter Trainer Ottmar Griffel als Kapitän 2015 in die Regionalliga auf, um nach einem Jahr direkt wieder abzusteigen und mit den Siegenern die Insolvenz zu durchlaufen. Der einzige, der aktuell noch den Sportfreunden angehört.
Abdelhamid Sabiri (23)
Mit Sven Michel im Paderborner Bundesliga-Team. Der Deutsch-Marokkaner ließ nach seinem Wechsel nach Siegen (aus der U19 des SV Darmstadt 98) 2015 seine Qualitäten als torgefährlicher Angreifer sprechen. Schaffte unerwartet mit dem Team den Regionalliga-Aufstieg, zog aber nach dem Oberliga-Meistertitel weiter zum 1. FC Nürnberg, wo er nach einigen Einsätzen im Zweitliga-Team seinen Wechsel zum englischen Premier League-Aufsteiger FC Huddersfield „erzwang“. Unter dem jetzigen Schalke-Trainer David Wagner stieg er nach zwei Spielzeiten aus dem englischen Oberhaus ab und wurde im August 2019 vom Bundesliga-Aufsteiger aus Ostwestfalen verpflichtet.
Trainer des Jahrzehnts: Michael Boris
Als die Siegener Sportfreunde im November 2014 Michael Boris auf den Trainerstuhl zurückholten, Ex-Profi Matthias Hagner nach dem Auswärtssieg beim 1. FC Köln in die Wüste geschickt hatten, sollte der Erfolgs-Coach der vorausgegangenen Jahre nach seinem wenig erfreulichen Abstecher zu den Sportfreunden Lotte den Klassenerhalt in der Regionalliga realisieren.
Es war wie so oft im Fußballgeschäft: Eine Rückkehr an alte Wirkungsstätten ist selten von Erfolg gekrönt. Die Sportfreunde stiegen trotz dieser Rückholaktion in die Oberliga ab. In den Jahren zuvor hatte sich der Bottroper Fußballlehrer mit einem sehr guten Kader aber einen guten Namen in Siegen gemacht. Der Regionalliga-Aufstieg 2011, die Regionalliga-Endplatzierungen vier und fünf deuteten vor seinem Wechsel nach Lotto eine Tendenz nach oben an, die indes nicht umgesetzt werden konnte.
Nach seiner Zeit in Siegen arbeitete Boris für den ungarischen Fußball-Verband, als Co-Trainer des japanischen Zweitligisten Tokyo Verdi und aktuell als Manager für den ungarischen Erstligisten MTK Budapest.