Königssee. Skeleton-Pilotin Jacqueline Lölling verpasst am Königssee zwar ihren Rekordsieg, warum sie aber trotzdem Grund zur Freude haben darf:

Mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht betritt Jacqueline Lölling nach dem zweiten Lauf die Leaderbox, streckt den Daumen nach oben. Die Skeleton-Pilotin weiß selbst genau, dass ihr, ähnlich in der vergangenen Woche in Innsbruck-Igls, wo sie noch von Rang vier an die Spitze gefahren war, ein sehr guter Lauf gelungen ist. Dass es beim Weltcup am Königssee noch nicht zu ihrem zwölften Weltcupsieg reichte, der die Einstellung des Rekords von Anja Huber-Seelbach bedeuten würde, lag dann insbesondere an Tina Hermann. Die Lokalmatadorin nahm bereits im ersten Lauf Kurs auf den Sieg, legte im zweiten Durchgang dann mit neuem Bahnrekord von 51,24 Sekunden eindrucksvoll nach und wehrte Löllings Angriff auf den Sieg ab. „Respekt an Tina. Das war saustark“, erkannte auch die Brachbacherin fair an.

Fehler im ersten Durchgang

Dass es zwischen den beiden Deutschen nicht noch enger wurde, als es die 18 Hundertstelsekunden am Ende sowieso schon waren, hatte seine Ursache im ersten Durchgang. Denn im Kreisel, neben der Geraden, die „gar nicht so gerade ist, was auch die Schwierigkeit ausmacht“, wie Lölling nach dem Rennen erklärte, die Schlüsselstelle am Königssee, baute Lölling einen Fehler ein, der wichtige Sekundenbruchteile kostete.

Besonders bei der für Lölling sehr guten Startzeit von 5,12 Sekunden wäre andernfalls deutlich mehr drin gewesen als der dritte Platz zur Halbzeit. Denn neben Herrmann (0,09 Sekunden voraus)hatte sich auch noch die Russin Elena Niktina (0,03 Sekunden schneller) vor die Bundespolizistin geschoben. „Das war definitiv nicht das, was ich kann. Da habe ich ein bisschen was verschenkt“, haderte Lölling mit ihrer Vorstellung. Immerhin setzte sich die Brachbacherin noch vor ihre ärgste Verfolgerin im Gesamtweltcup, die Österreicherin Janine Flock, die Kanadierin Mirela Rahneva und Landsfrau Sophia Griebel.

48 Punkte vor Janine Flock

Im zweiten Lauf überflügelte Rahneva die Österreicherin sogar noch, ehe es für Lölling zur Sache ging. An die Startzeit konnte die 24-Jährige zwar nicht ganz anknüpfen (5,16 Sekunden), fand sich dafür aber auf der Bahn deutlich besser zurecht, meisterte auch die Schlüsselstellen gut und setzte sich an die Spitze. Auch die besonders am Start starke Russin Nikitina hatte der fast fehlerfreien Vorstellung der Brachbacherin nichts entgegenzusetzen, büßte immer mehr von ihrem Vorsprung ein und hatte im Ziel 23 Hundertstelsekunden Rückstand. Doch dann folgte der starke Auftritt der Tina Hermann, die sich auf ihrer Heimbahn den achten Weltcuperfolg sicherte.

Mit Blick auf den Gesamtweltcup war es für die Vize-Weltmeisterin dennoch ein sehr gutes Rennen. Die Ranglistenzweite Flock, die mit ihrem fünften Platz zum ersten Mal in dieser Saison das Podium verpasste, hat nun 48 Punkte Rückstand auf die Brachbacherin. Dahinter schiebt sich Hermann an Nikitina vorbei auf den dritten Platz, hat aber bereits 68 Zähler Rückstand auf Lölling. Die letzten beiden Saisonrennen stehen nun in St. Moritz (Schweiz) und Sigulda (Lettland) auf dem Programm. Von einer Vorentscheidung wollte Lölling, der nun auch bereits ein zweiter und ein dritter Platz ausreichen würde, aber nichts wissen. „Ich glaube, es bleibt bis zum Ende spannend. Mit einem Sieg kann man auch ganz schnell aufholen.“