Krombach. Der Stabhochspringer wird erstmals „Sportler des Jahres“. Platz zwei holt Fußballprofi Sven Michel vor dem SKV-Turner Philipp Herder.
Leichtathleten wurden in der 35-jährigen Historie der Sportlerwahl unserer Zeitung schon mehrfach auf Platz eins gewählt. Erinnert sei an dieser Stelle zum Beispiel an Sprinter Dirk Schweisfurth 1986, Mittelstreckenläufer Maik Boller 1999 oder Jan Schneider, der es 2000 und 2001 schaffte. Seitdem hatte es kein Leichtathlet mehr auf den „Platz an der Sonne“ gepackt. Das ist seit Sonntagnachmittag anders: Stabhochspringer Torben Blech aus dem beschaulichen Gosenbach – oder „Mittelschelden“, wie Moderator Karl-Heinz Messerschmidt gerne zu sagen pflegt – ist der „Sportler des Jahres 2019“ und damit der Nachfolger von Triathlet Jonas Hoffmann, der diesmal den vierten Platz belegte.
Olympische Spiele in Tokio fest im Blick
Mit dem 24-Jährigen setzte sich ein Sportler durch, der auf dem besten Weg ist, an den Olympischen Spielen in diesem Jahr in Tokio teilzunehmen und sich damit einzureihen in die Liste heimischer Olympioniken. 2018 zog Torben Blech einen Schlussstrich unter seine mäßig erfolgreiche Zehnkampf-Karriere und konzentrierte sich auf die technisch anspruchsvollste Einzeldisziplin Stabhochsprung – ein Wechsel, den er bislang nicht bereut hat.
2019 war „sein“ Jahr, sprang er im wahrsten Sinne des Wortes ins Rampenlicht. Beim Meeting seines Vereins TSV Bayer 04 Leverkusen schraubte sich Torben Blech im Sommer über 5,80 m – „der“ Sprung nicht nur an die nationale, sondern in die internationale Spitze. Platz zwei bei der Universiade in Neapel, weitere starke Wettkämpfe folgten. Nur bei der Weltmeisterschaft in Doha wurde Torben Blech von seinem Körper ausgebremst. Hexenschuss, Platz elf.
Aus der Bahn geworfen hat ihn dieser Rückschlag am Ende der langen Saison 2019 nicht, und die Perspektiven scheinen für Torben Blech rosig zu sein. „Ich und meine Trainerin glauben, dass es noch viel Luft nach oben gibt“, sagte der neue „Sportler des Jahres“ im Gespräch mit Karl-Heinz Messerschmidt.
Physisch bringt der Modellathlet alles mit, um irgendwann mal die Schallmauer von 6,00 m anzugreifen, „aber es fehlen noch die technischen Feinheiten.“ Deshalb zieht Torben Blech auch die Hallensaison durch, startet am 1. Februar in Karlsruhe, danach u.a. in Düsseldorf, Dortmund und bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig.
Kein perfekter Tag für Sven Michel
Über allem aber steht Tokio, diese pulsierende 10-Millionen-Metropole auf der japanischen Hauptinsel Honschu. Ein selbstbewusster Torben Blech ist sich sicher: „Ich plane für die Olympischen Spiele – wenn ich verletzungsfrei bleibe.“ Mit seinem persönlichen Rekordsprung 2019 über 5,80 m hat er die größte Hürde dahin schon genommen.
Auf Platz zwei bei der Sportlerwahl 2019 schaffte es ein Mannschaftsspieler: Der Alchener Sven Michel stieg im vergangenen Jahr mit dem SC Paderborn sensationell in die 1. Bundesliga auf, erfüllte sich mit 29 Jahren seinen Lebens- und Berufstraum. Zwei Tore hat er in dieser Saison bislang erzielt. Persönlich konnte Sven Michel bei der Ehrung nicht erscheinen – aus verständlichen Gründen, musste er doch am Sonntagabend zum Liga-Spiel gegen Bayer Leverkusen auf den Platz. Ein würdiger Vertreter war sein Bruder Jan, der schneller läuft als Sven, aber nicht so gut Fußball spielt. „Der Sven ist trotzdem bodenständig geblieben“, plauderte er aus dem Nähkästchen. Ein rundum gelungener Sonntag wurde es für Sven Michel allerdings nicht: Paderborn verlor gegen Leverkusen 1:4.
Wäre es für Sven Michel die Premiere bei der Sportlerehrung gewesen, ist der Drittplatzierte ein Stammgast: Philipp Herder, bester deutsche Turner des Bundesligisten Siegerländer KV. Nach einer anstrengenden Saison 2019 und vor den in Kürze anstehenden ersten Wettkämpfen 2020 gönnt sich der 28-Jährige zurzeit ein bisschen Urlaub. „Den sollte man ihm zugestehen, weil er sich danach voll und ganz auf Tokio konzentrieren muss“, sagte SKV-Mannschaftskapitän Jonas Rohleder, der den Preis entgegennahm.
Weg nach Tokio geebnet
Mit seinen starken Leistungen trug Philipp Herder einen Löwenanteil dazu bei, dass sich die deutschen Turnmänner bei der WM in Stuttgart für die Olympischen Spiele qualifizierten. Der seit zehn Jahren für die SKV turnende Publikumsliebling, 2019 DM-Zweiter am Barren und Mehrkampf-Vierter, ebnete somit den Weg nach Japan.
Die Ergebnisse im Überblick
1. Torben Blech (Leichtathletik/TSV Bayer 04 Leverkusen)
2. Sven Michel (Fußball/SC Paderborn 07)
3. Philipp Herder (Kunstturnen/Siegerländer KV)
4. Jonas Hoffmann (Tri- und Duathlon/EJOT-Team TV Buschhütten/LG Kindelsberg Kreuztal)
5. Mattis Michel (Handball/TuS Ferndorf)
6. Werner Stöcker (Laufsport/LG Wittgenstein)
7. Ingo Kuhli-Lauenstein (Para-Eishockey/TuS Wiehl)
8. Henri Schlund (Leichtathletik/TSV Bayer 04 Leverkusen)
9. Christian Textor (Enduro-Mountainbike/MTB Siegerland)
10. Steffen Mengel (Tischtennis/Post SV Mühlhausen)
11. Jonas Schreiber (Judo/TV Freudenberg)
12. Maximilian Löw (Ski-Inline/SV Winnenden)
13. Luis Vieweg (Leichtathletik/LG Kindelsberg Kreuztal)
und Kevin Geiselhart (Schwimmen/SG Siegen)
15. Dr. Eberhard Linke (Leichtathletik/LG Kindelsberg Kreuztal)