Sankt Moritz. Celine Harms gewinnt bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in Sankt Moritz die Bronzemedaille – trotz ungünstiger Vorzeichen vor beiden Läufen
Es wurde Bronze. Für Celine Harms aus Schameder hat sich bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in der Schweiz der Traum vom Medaillengewinn erfüllt. Die Monobob-Athletin belegte nach zwei Durchgängen auf der Natureisbahn im schweizerischen Sankt Moritz bei einer Gesamtzeit von 2:27,36 Minuten den dritten Platz – mit 52 Hundertstelsekunden Rückstand auf die Siegerin aus Rumänien, Georgeta Popescu.
Beinahe hätte Harms sogar über die Silbermedaille jubeln können. Doch nach Platz zwei im ersten Durchgang wurde sie von Viktória Čerňanská noch überholt. Die Slowenin war in Summe eine Hundertstelsekunde schneller – also um die Dauer eines Wimpernschlags.
„Es ist gerade schwer zu glauben, dass ich Bronze gewonnen habe, auch wenn es etwas ärgerlich ist, dass nur ein Hundertstel zwischen Silber und Bronze lag“, sagte die 16-jährige Harms nach dem Rennen.
Der Freude tat der knappe Rückstand zu Platz 2 keinen Abbruch: „Mein Ziel war es, unter die ersten Sechs zu kommen. Ich kann es kaum glauben, dass ich eine Medaille gewonnen habe.“ Auf dem undankbaren vierten Platz landete übrigens Harms’ Team- und Zimmerpartnerin Maja Wagner aus Thüringen mit drei Zehntelsekunden Rückstand auf die Wittgensteinerin.
Nerven aus Stahl
Für Harms begann der Wettkampf unter schwierigen Bedingungen – zumindest in mentaler Hinsicht. Im ersten Lauf bekam sie einen Bob zugelost, mit dem sie bisher noch nie gefahren ist. „Da war sie erstmal verunsichert, hat dann aber einen richtig starken ersten Lauf hingelegt“, freute sich Celines Mutter Cindy Harms, die mit einem Fanclub in der Nähe des Zieleinlaufes ihre Tochter lautstark anfeuerte.
Beim Anschub handelte sich Harms erwartungsgemäß einen Rückstand zu den Besten ein, der sich mit drei Zehnteln aber noch in Grenzen hielt. Unterwegs schob sie sich auf den zweiten Platz vor.
Die JAG-Schülerin kam schadfrei durch die „Snake Corner“ und meisterte auch den Knackpunkt der Strecke, die Horse-Shoe-Kurve, in der die Athleten bei knapp 100 km/h waagerecht in der Luft hängen und von der fast fünffachen Schwerkraft in den Schlitten gepresst werden. Danach folgen sieben weitere Kurven bis zum Ziel.
Besonders im Schlussteil bewies Harms, dass sich das zeitintensive und harte Training der vergangenen Monate gelohnt hat – Platz 2 nach dem ersten Lauf. „Als wir das Ergebnis auf der Anzeigetafel gesehen haben, herrschte bei uns und bei Celine Ekstase pur, wobei sich Celine schnell wieder gefangen hat, da sie ja noch einen zweiten Lauf vor sich hatte“, berichtet Cindy Harms.
Auch der zweite Lauf stand vorerst unter schlechten Vorzeichen. Denn der Modus der Jugendspiele im Monobob sieht vor, dass die Bobs vor dem zweiten Durchgang im Teilnehmerfeld getauscht werden. So übernimmt die Siegerin, hier Popescu, den Bob der Rangletzten, Yu-Hsin Lin aus Taiwan. Harms bekam den Bob der Vorletzten, der Kanadierin Emma Johnsen – und das war ausgerechnet einer, mit dem die Wittgensteinerin im Training ganz schlecht zurecht kam.
Freudentränen bei Celine und Cindy
Doch im Stile einer abgebrühten Athletin lenkte Harms den Monobob bei einer Zeit von 1:13,68 Minuten hinter Čerňanská auf den dritten Rang. Da nach Popescu, die letztlich mit 1:13,4 die Tagesbestzeit hinlegte, nur noch eine Teilnehmerin oben stand, war Harms der dritte Rang bereits sicher.
„In diesem Moment sind bei uns allen und auch bei Celine Tränen der Freude geflossen und wir konnten das alles gar nicht richtig fassen“, resümiert Cindy Harms, die ankündigte, den Erfolg zusammen mit ihrer Tochter und den anderen Unterstützern am Abend feiern zu wollen.
Für Celine folgte ein Termin zum Genießen: Erst die provisorische Siegerehrung auf dem Medal-Plaza in Sankt Moritz, wo den Medaillen-Gewinnerinnen zunächst als symbolischer Preis das Maskottchen der Jugendspiele in Kuscheltierform überreicht wurde. Gespielt wird bei den Jugendspielen nicht die Nationalhymne der Sieger, sondern die olympische Hymne.
Die „richtige“ Siegerehrung mit der Verleihung der Medaille erfolgt am Montagabend, wenn für das „kleine“ Olympische Dorf, das die Kufensportler einige hundert Kilometer westlich von Lausanne in Sankt Moritz bilden, auch die Abschlussfeier auf dem Programm steht. Dabei wird Celine Harms das langersehnte Edelmetall um den Hals hängen haben, von dem sie in den vergangenen Monaten so oft geträumt hatte.