Siegen. Sportfreunde-Spieler Ryo Kaminishi verbringt Weihnachten in Siegen, bekommt aber Besuch aus der Heimat.
Japan und Weihnachten? „Gibt es“, sagt Ryo Kaminishi, Mittelfeldspieler der Sportfreunde Siegen. „Aber nicht so wie hier...“ Der 31-Jährige aus der Millionen-Metropole Osaka ist seit sieben Jahren in Deutschland, spielt in Siegen seine dritte Saison und war zuvor auch schon zwei Jahre beim TuS Erndtebrück. Also fast schon sowas wie ein „Einheimischer“ in Siegen-Wittgenstein.
Ryo erzählt von Millionen Lichtern in den Einkaufsstraßen der fernöstlichen Heimat, von amerikanisch geprägten Weihnachtsliedern ab November und Santa Claus im Rentierschlitten. Mit Religion aber habe das nichts zu tun. Shinto und Buddhismus sind die am meisten verbreiteten Glaubensrichtungen der rund 128 Millionen Japaner. Nur knapp ein Prozent im Kaiserreich nennt sich Christen.
Kein Heimaturlaub
Im Mittelpunkt steht der Kommerz. Beschenken und beschenkt werden heißt das Motto. Am 25. Dezember verschwindet der Lichterglanz blitzschnell aus den Fußgängerzonen. Alles bereitet sich auf Neujahr vor, das bedeutendste Familienfest der Japaner. Weihnachts-Feiertage gibt es nicht.
Die Weihnachts- und Winterpause im deutschen Fußball nutzen die Japaner zum Heimaturlaub. Die in Siegen spielenden Ryo Suzuki und Satoshi Horie bilden da keine Ausnahme. Ryo Kaminishi aber bleibt hier. Denn diesmal er hat Besuch bekommen. Freundin Mariho ist nach Siegen gekommen, aus Kobe, nur einen Steinwurf von Osaka entfernt, der Heimat der berühmten Rinder. Vier Wochen verbringen die beiden gemeinsam unter dem Krönchen. Dann wird aus der Zweisamkeit wieder die Fernbeziehung. Den zehnstündigen Flug in die Heimat tritt Ryo dafür im Sommer wieder an.
Dann läuft sein Vertrag bei den Sportfreunden aus. Ob es für ihn weiter geht in Siegen? Abwarten. „Zunächst wollen wir mal eine gute Saison spielen“, schwebt dem mit 1,84 Meter recht groß gewachsenen Japaner nach eher durchwachsener Hinrunde eine weitaus bessere zweite Saisonhälfte vor, auf die er sich unter Trainer Tobias Cramer ab dem 3. Januar vorbereitet. Seine beiden Landsleute haben ihren Heimaturlaub bis zum 9. Januar bewilligt bekommen.
Auch als Trainer aktiv
„Es geht uns gut hier, wir fühlen uns sehr wohl“, berichtet Ryo Kaminishi, der über den rheinländischen Verein Hilal Maroc Bergheim 2013 erstmals nach Deutschland kam. Von 2014 bis 2016 war dann Erndtebrück angesagt, ehe nach einem weiteren einjährigen Gastspiel in Bergheim Sportfreunde Siegen seit Juli 2017 die fußballerische Heimat ist. Hier betreut er nebenbei noch die E-Jugend (U11) des Vereins, was ihm großen Spaß bereitet.
Weihnachten in Japan. Das ist auch ein Fest der Verliebten, eine Art zweiter Valentinstag. Wie geschaffen also für Ryo und Mariho, die Weihnachten dieses Jahr gemeinsam fernab der Heimat verbringen.