Berlin. Ingo Kuhli-Lauenstein verpasst mit Deutschland den Sprung in die Eliteliga des Para-Eishockey. Selbstkritik, aber eine gute persönliche Bilanz.

Für die deutsche Para-Eishockey-Nationalmannschaft mit dem 27-jährigen Feudinger Ingo Kuhli-Lauenstein hat sich die Hoffnung auf den Wiederaufstieg in die Gruppe der besten Nationen der Welt, in den A-Pool, nicht erfüllt. Mit Platz vier verfehlte das Team von Bundestrainer Andreas Pokorny (Iserlohn) das Ziel, einen der ersten beiden Plätze zu belegen, bei der B-Pool-Weltmeisterschaft deutlich.

In der Eishalle am Glockenturm in Berlin verlor Deutschland am Freitagabend beim Abschluss mit 0:10 gegen den souveränen Turniersieger Russland. Entscheidend waren zuvor die Niederlagen gegen China (1:4) und die Slowakei (1:2 n.V.). Die hohen Siege gegen Polen (13:0) und Großbritannien (16:0) bedeuteten den Klassenerhalt.

Herr Kuhli-Lauenstein, wie geht es Ihnen nach dem Turnier und nach fünf Spielen in sechs Tagen?

Ingo Kuhli-Lauenstein: Körperlich war es sehr intensiv. Ich habe überall blaue Flecken und spätestens nach dem Slowakei-Spiel am Donnerstag haben mir alle Knochen weh getan. Aus sportlicher Sicht haben wir die Erwartungen in keiner Weise erfüllt. Es enttäuscht natürlich schon, wenn es nicht so aufgeht wie gedacht. Wir shen die WM trotzdem als einen Erfolg an.

Erklären Sie diesen Widerspruch.

Wir hatten ein unglaubliches Medienecho und eine tolle Unterstützung aus der Eishockey-Szene. Die Sponsoren waren begeistert und wollen gerne noch mal so ein Turnier ausrichten.

Trainer Andreas Pokorny spricht beim Training der Deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft zur Mannschaft.
Trainer Andreas Pokorny spricht beim Training der Deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft zur Mannschaft. © Ralf Kuckuck

Wir haben das sportliche Ziel zwar nicht erreicht, aber wir haben uns mit unserem Kampfgeist gut präsentiert und ich glaube, die Zuschauer waren nicht gelangweilt. Darüber sind wir froh.

Wie war die Zuschauerresonanz?

700 haben das Eröffnungsspiel gesehen, bei den weiteren Spielen waren es 400 Zuschauer. Sportdeutschland [Anbieter eines Internet-Streams, Anm. d. Red.] hat uns zwar keine exakten Zahlen genannt, aber mitgeteilt, dass die Zugriffe sehr gut waren.

Wir haben gezeigt, dass wir ein schneller Sport sind und haben Bekanntheit gewonnen. Ich hoffe, dass sich das Ganze in Neuanmeldungen bei den Vereinen und in neuen Vereinsgründungen niederschlägt.

Knackpunkt im Turnier war das vorletzte Spiel, das 1:2 nach Verlängerung gegen die Slowakei. Da ging es mit einem Sturmlauf und dem 1:0 nach fünf Minuten super los, aber dann ging hat euch die Slowakei mit ihrem Forechecking kaltgestellt.

Die Slowaken haben es taktisch super gemacht, haben die Außenbahnen zugemacht. Danach herrschte bei uns blankes Chaos. Wir haben im Aufbau und deshalb nach vorne nichts mehr zustande gebracht. Das zeigt auch die Statistik mit 3:14 Torschüssen.

Die Gegentore sind in der letzten Sekunde des zweiten Drittels und nach 16 Sekunden in der Verlängerung zu unglücklichen Zeitpunkten gefallen, aber die Slowakei hat total verdient gewonnen. Dabei haben wir sie vorher acht Mal in Folge geschlagen, teilweise sogar deutlich.

Was war diesmal anders?

Ich habe mir das Spiel bisher nicht noch mal angesehen, weil ich mich damit nicht zu sehr runterziehen wollte. Aber in den entscheidenden Spielen fehlt uns oft die Cleverness. Und dieses Spiel war zwar sehr intensiv, aber total zerfahren und deshalb eigentlich fürchterliches Hockey.

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Ich selbst habe beim Versuch, hinten zu helfen, die Position vorne nicht gehalten. Dadurch war der Raum vorm Tor nicht gut besetzt und ich habe viel Kraft verloren.

Wie fällt die persönliche Bilanz ansonsten aus? In der Statistik stehen drei Tore und drei Vorlagen.

Körperlich war ich gut drauf, da hat sich die Vorbereitung ausgezahlt. Ich konnte sogar mit den schnellen Russen mithalten. Kämpferisch habe ich alles in die Waagschale geworfen, aber stocktechnisch waren etwa die Russen deutlich besser. Aber das ist auch kein Wunder, weil die täglich trainieren können. Bei uns ist das nicht an allen Tagen möglich und dazu nicht in allen Monaten. Das macht sich dann bemerkbar.

Noch alle Chancen auf die Paralympics-Qualifikation

Das deutsche Para-Eishockey-Team hat zwar den Aufstieg in die A-Gruppe verpasst, kann sich für die Paralympics im Jahr 2022 in Peking aber noch qualifizieren.

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Die nächsten Turniere sind die A- und B-Pool-Weltmeisterschaften 2021. Danach folgt ein Qualifikations-Turnier mit den drei schlechtesten Teams der A-Gruppe und den drei besten Teams der B-Gruppe. Dort werden die beiden letzten Paralympics-Plätze vergeben.