Isny. Ryan Horn stellt als Vierter die bisherige Ordnung auf den Kopf und gewinnt sogar den Pocketjump. Bei Mika Wunderlich passt es nur läuferisch.
Die Saisonpause kann die Kräfteverhältnisse ordentlich durcheinander wirbeln – dies gilt in Ballsportarten, aber auch im Wintersport. Einen Beleg für diese Weisheit gab es am vergangenen Wochenende beim Deutschen Schülercup der Nordischen Kombinierer, der in Isny ausgetragen wurde.
Die beiden Vergleiche im Allgäu sind die ersten beiden Wettkämpfe der nationalen Serie, die am Ende des Winters über die Aufnahme in den Nachwuchs-Kader des Deutschen Skiverbandes in diesen Altersklassen entscheidet.
Einen perfekten Start erwischte Ryan Horn (S15), der im Abschlusstraining auf der Hasenbergschanze (K60) auf 58,0 und 55,5 Meter sprang und damit den „Pocketjump“ gewann. Er hatte bei seinen Sprüngen Aufwind. „Ryan ist leicht, wenn er Aufwind hat, geht es richtig ab. Er kommt dann sehr gut ins Fliegen und weiß das sehr gut zu nutzen“, erklärt SCR-Trainer Thomas Wunderlich: „Das ist nicht bei allen so.“
Ryan Horn holt Prestige-Sieg im Pocketjump
Der Pocketjump kommt immer dann zum Tragen, wenn ein Sprunglauf am eigentlichen Wettkampftag nicht durchgeführt werden kann. Kaufen konnte sich Horn deshalb nichts von diesem Erfolg, da das Wetter stabil blieb – die beiden Sprünge vom Freitag gaben aber schon mal die Richtung vor und Selbstvertrauen.
Am Samstag schaffte es Ryan Horn immerhin auf Platz fünf im Sprung – und im Kombinationslauf schob er sich noch einen weiteren Rang nach vorn und wurde Vierter, wobei er den dritten Platz auf dem Podium erst im Schlusssprint an den Oberstdorfer Constantin Müller verlor. Dieses Resultat war deshalb überraschend, weil Ryan Horn den Schülercup der Vorsaison im März nur als Neunter und damit im Mittelfeld seines Jahrgangs beendet hatte.
„Das war schon top“, freute sich Thomas Wunderlich, der eine genauso klare wie simple Erklärung für den Leistungssprung seines Schützling hatte: „Er hat kontinuierlich durchtrainiert, das zahlt sich halt aus.“ Verpasste Trainingseinheiten seit dem vergangenen Winter: null. „Die letzten Jahre hat er es im Urlaub auch mal schleifen gelassen, diesmal nicht.“
Ein schwierigeres Wochenende hatte Mika Wunderlich, der Gesamtsieger der S14 im Vorjahr. Er sortierte sich ungewohnterweise hinter seinem Vereins- und Trainingskameraden Ryan Horn ein und wurde am Samstag Sechster, wobei ihm vor allem ein Rückstand von über zweieinhalb Minuten an einer besseren Platzierung hinderte. Thomas Wunderlich ist aber nicht beunruhigt: „Mika ist läuferisch weiter sehr stark.“
Mika Wunderlich der Schnellste im „Rollern“
Die bestätigt die schnellste Skiroller-Laufzeit, die Wunderlich über 6 Kilometer in 14:04 Minuten lief. Damit nahm er selbst dem zweitschnellsten Läufer noch mehr als eine halbe Minute ab, den Rückstand vom Springen egalisierte er damit aber nur teils. „Mika hatte, ohne jammern zu wollen, wirklich kein Windglück. Er hatte als einziger Springer Rückenwind“, sagte Thomas Wunderlich. „Dazu war die Rollerstrecke 600 Meter kürzer, als sie eigentlich hätte sein müssen.“
Am Sonntag drehten sich die Verhältnisse wieder ins aus den Vorjahren gewohnte Bild. Hier war Mika Wunderlich nach dem Springen zwar sogar nur Elfter, er rannte im Crosslauf aber noch vor auf Rang vier. Ryan Horn, diesmal mit einem schwächeren Sprung als Zehnter auf die Laufstrecke gestartet, wurde in der Summe beider Disziplinen Achter. Damit blieb der SCR in diesem Jahrgang erstmals seit längerem im Schülercup ohne Podiumsplatz. Sean Steenbakkers kam in der S14, jeweils nach aussichtslosen Rückständen nach dem Springen, auf die Plätze 11 und 13. Läuferisch hielt der Niederländer, der mit seiner Familie vor wenigen Wochen nach Rückershausen gezogen ist und nun die Realschule Erndtebrück besucht, schon recht ordentlich mit. Nur im Springen knüpfte er nicht an seine Trainingsleistungen an.
„Es ist nicht so, dass man immer gewinnt. Die Teilnahme an der Siegerehrung [erste sechs Plätze, Anm. d. Red.] ist für mich weiter das Maß der Dinge. Auch mal nicht vorne zu sein, ist ja im Grunde nur gut für die Entwicklung“, sagt Thomas Wunderlich: „Wichtig ist, dass wir gut dabei sind. Das ist der Fall. Der Abstand nach vorne ist überschaubar, mit nur zwei Metern mehr im Springen ändert sich da schon sehr viel.“
Im Falle von Mika Wunderlich könnte ein besseres Timing beim Absprung schon große Unterschiede bewirken. „Er ist dort tendenziell immer etwas spät.“