Predazzo. Emily Schneider hat einen schweren Sommer in der Nordischen Kombination hinter sich. Trainer Thomas Wunderlich spricht von einer Extrembelastung.

In der fünften Unterrichtswoche fängt das neue Schuljahr nun endlich richtig an für die Nordische Kombiniererin Emily Schneider. Sie kann sich nun an den neuen Alltag im Sportinternat Winterberg einstellen kann, das sie seit diesem Schuljahr besucht. In den vergangenen acht Wochen bestand der Alltag für die Athletin des SC Rückershausen aus ihrem Koffer, dem Frühstücksbuffet im Hotel, straffen Zeitplänen und Reiserei – wegen des fast ununterbrochenem Wettkampfgeschehens in der Kombination.

Im italienischen Predazzo endete diese Phase nun mit dem Alpencup, der derzeit wichtigsten Wettkampfserie für die Nordischen Kombiniererinnen, für die es einen Weltcup erst ab dem Winter 2020/21 gibt. Schneider beendete die beiden Wettkämpfe in Norditalien als jeweils drittbeste Deutsche auf Platz elf – und lag damit genau in der Mitte der Ergebnisliste. „Sie hat ihren dritten Platz gefestigt, das ist wichtig“, freut sich ihr Heimtrainer Thomas Wunderlich, dass sein Schützling im innerdeutschen Vergleich eine so gute Rolle spielt.

Ziel ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaft der Juniorinnen in Oberwiesenthal, an der vier Deutsche teilnehmen dürfen – und wer dort dabei ist, hat gute Karten, dem „NoKo“-Nationalkader des Deutschen Skiverbandes anzugehören, den es 2020/21 erstmals geben wird. Ob Schneider im Winter einen der beiden deutschen Startplätze für die Olympischen Jugend-Winterspiele in Lausanne ergattern kann, bleibt abzuwarten – aktuell haben die Thüringerinnen Jenny Nowak und Maria Gerboth die Nase klar vorn. Anna Jäkle (Schonach) ist übrigens „raus“ aus diesem Rennen, denn sie ist zum Spezialsprung gewechselt.

Olympia-Schanze für 2026

Keine Frage: Um weiter nach vorn zu kommen, muss Schneider im Springen besser werden. Am Samstag brachte sie es auf der K95-Variante der Guiseppe-dal-Ben-Schanzen, der Olympiaschanze für 2026, auf Weiten von 74,0 und 75,0 Metern. Am Sonntag ging es auf 77,0 und 74,5 Meter. Die beste Springerin im Feld, Lisa Hirner aus Österreich, schafft es auf über 90 Meter, die weitere Spitzengruppe auf über 80 Meter. „Das Springen war in Ordnung“, sagt Landestrainer Jens Gneckow, der aufgrund der permanenten Wettkämpfe zuletzt kein Training mit Schneider ansetzen konnte, um an den „Baustellen“ zu arbeiten.

Dennoch war die Lücke zur Spitze nun etwas weniger groß als noch beim dreiteiligen FIS-Sommer-Grand-Prix, der einem Frauen-Weltcup gleichkam. Da stand Schneider noch unter dem Eindruck eines schweren Sturzes, der ihr Anfang August in Klingenthal passierte.

Zurück auf die Kinderschanze

„Das ist wie beim Fahrradfahren. Wenn man dort zu viel riskiert und schwer stürzt, ist es logisch, dass man man dann erst wieder vorsichtiger wird“, erklärt Gneckow das „Herantasten“ seines Schützlings. Für die ersten Sprünge nach dem Sturz ging Schneider quasi zwei Schritte zurück, nämlich auf die Winterberger K44-Kinderschanze.

Im Laufen vorne mit dabei

In der zweiten Disziplin, dem Laufen, passte es hingegen. In Predazzo, wo sechs bzw. acht Nationen am Start waren, zeigte sich Schneider trotz des suboptimal gelaufenen Sommers absolut konkurrenzfähig. Im als Massenstart ausgetragenen 5-Kilometer-Rennens erreichte sie am Samstag mit einer neunköpfigen Spitzengruppe das Ziel und wurde im Sprint Dritte. Auf der 2,5-Kilometer-Kurzdistanz am Sonntag lief sie die fünftbeste Zeit, verlor aber kurioserweise einen Rang gegenüber dem Sprungresultat.

Abstand nach vorn „machbar“

„Der Abstand zu den Top Sechs ist überschaubar“, stellt Thomas Wunderlich fest, der seinem Schützling zutraut, in diesen Bereich noch bzw. wieder vorzudringen. Für Emily freut er sich, dass nun ein wenig Ruhe einkehrt nach den Wochen, die im wahrsten Sinne des Wortes an der Substanz gezehrt haben. „Sie ist jetzt tausende Kilometer gejuckelt, hat jeden Wettkampf gemacht und das nach dieser Vorgeschichte mit dem Sturz. Mit 16 Jahren und ohne Begleitung durch einen Heimtrainer“, sagt Wunderlich und stellt fest: „Das ist eine Extrembelastung.“