Marburg. Basketballerin Kim Winterhoff tritt beim BC Marburg kürzer und spielt vorerst „nur noch“ für das Regionalliga-Team – und im Europapokal.

Als die gebürtige Bad Laaspherin Kim Winterhoff ihren ersten Pflichtspieleinsatz beim Basketball-Bundesligisten BC Marburg absolvierte, war es direkt ein Rekord. Mit nur 16 Jahren war sie die jüngste Spielerin seit dem Wiederaufstieg 1992. Marburg startet am Wochenende in die neue Bundesliga-Saison, doch vor ihrer neunten Saison entschied sich Winterhoff nach zuletzt nur wenigen Einsatzminuten kürzer zu treten und vorrangig in der zweiten Mannschaft aufzulaufen – vorerst.

In der Regionalliga Nord ist Kim Winterhoff am vergangenen Wochenende mit einem Sieg gestartet. Der BC Marburg II setzte sich mit 59:31 klar bei der Homburger Turnergemeinde II durch. Mit zehn Punkten, darunter zwei Dreier, war Winterhoff beste Werferin ihrer Mannschaft.

Frau Winterhoff, Sie kommen jetzt vom Training. Wie fühlen Sie sich?

Ich selbst habe nicht trainiert, weil ich mich beim letzten Spiel gezerrt habe. Dass ich gestern trainiert habe, war nicht die cleverste Idee, die ich je hatte. Mal schauen, ob es für einen Einsatz am Wochenende reicht.

Sie haben sich entschieden, Ihren Fokus auf die zweite Mannschaft zu legen und somit vorrangig Regionalliga zu spielen. Woher rührt diese Entscheidung?

Ich war die letzten Jahre sehr viel und immer wieder verletzt. Es waren oft Kleinigkeiten, die ich aber manchmal sechs Wochen lang aussitzen musste. Zum Beispiel habe ich immer wieder Probleme mit der Plantarfaszie gehabt (Faszienplatte an der Fußsohle, Anm. d. Red.), die ich mir in den letzten Jahren auf beiden Seiten abgerissen habe. Beim ersten Mal habe ich vier, beim zweiten Mal drei Monate ausgesetzt. Ich würde gerne mal eine Saison unverletzt spielen, um mal wieder in einen vernünftigen Spielfluss zu kommen. Daher war ich der Ansicht, dass diese Entscheidung Sinn macht.

Trotzdem bleiben sie der ersten Mannschaft treu.

Ja, bei europäischen Spielen und im Pokal bin ich weiterhin bei der Ersten dabei, was bis Ende Januar fünf Partien bedeutet. Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich komplett für die erste Mannschaft gemeldet werden möchte oder nicht. Zudem trainiere ich bei beiden Teams innerhalb der Woche mit.

Mit dem Bundesliga-Team wurden Sie in der vergangenen Spielzeit Dritter. Wie ist kurz vor dem ersten Spieltag die Stimmung und wie lauten die Saisonziele?

Die Stimmung ist super, wir kennen uns echt gut. Es sind zwei neue Spielerinnen hinzugekommen, die auch schon super integriert sind. Zwei Leistungsträgerinnen haben uns jedoch verlassen. Wir sind jetzt ein relativ junges Team und wollen einfach so viele Spiele wie möglich gewinnen – das hat letztes Mal dazu geführt, dass wir die erste Hälfte der Hauptrunde ungeschlagen durchziehen konnten. Tabellarische Saisonziele haben wir nicht ausgesprochen. Auch, weil schwer einzuschätzen ist, wie sich die anderen Teams verstärkt haben.

Erst zwei Leistungsträgerinnen und jetzt Sie – da drängt sich die Frage auf, wie Ihr Trainer Patrick Unger und der Vorstand Ihren Entschluss aufgenommen haben.

Patrick und ich haben uns zusammengesetzt und er meinte, dass er mich gerne wieder in der ersten Mannschaft an Bord hätte. Er konnte aber meine Entscheidung verstehen, da ich beruflich zudem auch eine Weiterbildung bei meiner Bank als Anlageberaterin mache und es zeitlich noch knapper würde – das Ganze dauert ein halbes Jahr. Der Vorstand hat sich über meinen Entschluss zwar nicht gefreut, aber da wir mit der zweiten Mannschaft aufsteigen wollen (in die 2. Bundesliga, d. Red.), wurde das angenommen.

Am Montag werden Sie 24 Jahre jung. Nun könnte man Ihnen vorwerfen, dass jetzt doch das perfekte Alter ist, um durchzustarten – stattdessen schalten Sie zurück. Kratzt der Gedanke nicht am Selbstwertgefühl?

Nein, eigentlich nicht, weil es ja meine Entscheidung war. Schon in der letzten Saison habe ich mir Gedanken dazu gemacht, da ich gemerkt habe, wie stressig alles ist. Manchmal konnte ich weder beim Sport, noch auf der Arbeit voll bei der Sache sein. Da habe ich mich gefragt, was am meisten Sinn ergibt. Klar, ich liebe es, Basketball zu spielen. Aber ich weiß auch, dass ich davon auf Dauer nicht leben kann. Mir tut diese Entscheidung echt gut, weil ich das Ganze jetzt lockerer angehe. Sonst bin ich ein totaler Kopfmensch, der im Beruf und im Sport zu hundert Prozent abliefern will. Daher ist das so momentan die perfekte Mischung.