Die Hürdensprinterin vom CLV Siegerland beginnt in der nächsten Woche ein zweijähriges Stipendium an der Queens University in Charlotte.
Wilgersdorf. 6985 Kilometer über den großen Teich, zum ersten Mal für einen langen Zeitraum weit weg von zu Hause, andere Menschen, andere Sitten, eine andere Kultur, ein anderer Lebens- und Tagesrhythmus – Jennifer Köhne, Hürdensprinterin vom CLV Siegerland, steht ab Dienstag nächster Woche ein ganz neuer, spannender Lebensabschnitt bevor. Die Wilgersdorferin beginnt nämlich in Charlotte, der mit rund 840.000 Einwohnern größten Stadt des US-Bundesstaates North Carolina, ein zweijähriges Stipendium. An der privat geführten Queens University wird die 25-Jährige ihr an der Universität Siegen mit der Bachelor-Etappe begonnenes BWL-Studium mit dem Ziel des Master-Abschlusses fortsetzen und sich auch sportlich weiterentwickeln.
Passendes Profil
„Eigentlich wollte ich das ja gar nicht. Ich habe hier doch meine Wohnung, mein Auto, meine Freunde. Aber dann habe ich mich doch dazu durchgerungen. Ich wollte schon immer mal für längere Zeit ins Ausland“, erzählt Jennifer Köhne wenige Tage vor dem Abflug in die USA und dem Abschied aus der Heimat – und ihre Stimme vermittelt dabei ein Gefühl aus Trauer über den temporären Verlust von Alteingesessenem und Vorfreude zugleich. Jennifer Köhne wurde in die Datenbank einer Vermittlungsorganisation aufgenommen, wenig später passten ihr Studium- und Leistungssportprofil mit den Anforderungen von mehreren Colleges überein. Alternativen gab es im heißen Texas und im kalten Norden, doch entschied sich die Wilgersdorferin für die Finanzmetropole an der Ostküste, „denn die Universität hat mich auch aus akademischer Sicht gereizt.“
Nun also sind die (meisten) Koffer gepackt, geht mit dem Visum alles klar und bereitet sich Jennifer Köhne auch mental auf ihre Abreise am nächsten Dienstag vor. Nach außen gibt sich Jennifer Köhne gelassen: „Ich lasse das alles auf mich zukommen. Für Aufregung gibt es im Moment noch keine Zeit.“ Doch der Abschied von Verein, vor allem von der in Netphen wohnenden Familie, wird wohl ein ähnlich emotionaler Moment wie vor gut zwei Wochen, als der Schützling von CLV-Trainer Christoph Heinbach bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin auf der blauen Kunststoffbahn im Olympiastadion über 100 Meter Hürden lief, das Finale aber knapp verpasste und am Ende im Feld der 21 schnellsten deutschen Hürdensprinterinnen in diesem Jahr Elfte wurde.
Wettkämpfe im College-Team
Der Sport wird für Jennifer Köhne auch in Charlotte eine zentrale Rolle spielen. Ähnlich wie beim CLV Siegerland ist an fünf Tagen in der Woche Training geplant, allerdings wohl eher vormittags, denn die meisten Vorlesungen finden abends statt. Nach einer Eingewöhnungs- und reinen Trainingsphase wird die Wilgersdorferin in der 2. College-Liga eingesetzt. In den USA gibt es in der Leichtathletik auf College-Ebene ein anerkanntes und bewährtes Ligensystem. Über viele Wettkämpfe und ein etwas anders gesteuertes Training erhofft sich Jennifer Köhne eine weitere Steigerung ihrer Bestzeiten sowohl über 100 Meter Hürden (13,60 Sekunden) als auch über 100 Meter flach (11,88 Sekunden).
Wenn es also im wahrsten Wortsinne für Jennifer Köhne in den Staaten gut läuft, dann stehen schon im nächsten Jahr neue persönliche Rekordmarken in den Listen. Die sollten dann zur erneuten Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften 2020 reichen, doch bei der DM am 6. und 7. Juni in Braunschweig wird die 25-Jährige definitiv nicht dabei sein. Und das aus gutem Grund: „Ausgerechnet an dem Wochenende heiratet nämlich meine Schwester...!