Anaheim/Dreis-Tiefenbach. . In Kalifornien hat sich SKV-Turner Daniel Uhlig nach seiner schweren Knieverletzung auf sein Sechskampf-Comeback vorbereitet.

Rückblende: Vor gut einem Jahr erlebte Daniel Uhlig, Eigengewächs und Bundesligaturner der Siegerländer Kunstturn-Vereinigung, die bislang schwärzeste Stunde seiner turnerischen Laufbahn. Beim Training am Boden, seinem Lieblingsgerät, „ging im Knie alles kaputt, was kaputt gehen kann“, wie es der Trupbacher heute beschreibt: Kreuzbandriss, Innenbandriss, Meniskusschaden, das volle Programm halt in diesem fragilen Gelenk, das gerade für einen Turner Beschleunigungselement und Stoßdämpfer zugleich ist. Die Konsequenzen: Vorzeitiges Ende der Bundesligasaison 2018, keine Deutsche Meisterschaft und das Bewusstsein einer monatelangen Reha-Phase, verknüpft mit der Ungewissheit, jemals wieder den alten Leistungsstand erreichen zu können.

Und noch eins war für den BWL-Studenten an der Siegener Universität in dem Moment klar: Das Urlaubssemester in einem Kunstturnzentrum in New Orleans/USA hatte sich damit erledigt!

Nach der erfolgreichen Operation quälte sich Uhlig durch das kräftezehrende Reha-Programm. und kehrte früher als gedacht auf die Turnbühne zurück: Noch 2018 feierte er sein Liga-Comeback, wenn auch „nur“ am Seitpferd.

Und die Amerika-Pläne? Die lagen nur auf Eis nach dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Und anstatt nach New Orleans landete der Flieger Anfang März in Anaheim in Kalifornien. Dort ist mit Alex Bubnov ein SKV-Turner aus der Aufstiegssaison 2015 als Trainer tätig. „Der Kontakt zu Alex war auch nach seinem Abschied nie abgerissen“, erzählt Daniel Uhlig, der bei seinem gut dreimonatigen USA-Aufenthalt auch Kanji Oyama, in der Saison 2016 im SKV-Trikot ein beständiger Punktesammler, traf.

Zum Programm abseits der Turnhalle gehörten natürlich der Besuch im nahen Freizeitpark „Disney World“, der Metropole Los Angeles und von Hollywood. „Das typische Touri-Programm“, schmunzelt Daniel Uhlig, für den aber viel wichtiger war, sich durch tägliches Training wieder langsam in die Form zu bringen, die ihn vor der schweren Verletzung zu einem Leistungsträger in der SKV-Mannschaft gemacht hatte.

Viel größer, viel teurer

Mehrere Stunden wurde in der „New Hope Gymnastics Academy“ trainiert, betreut und inspiriert von Alex Bubnov, der ein abgeschlossenes Universitätsstudium der Sportwissenschaften nachweisen kann. Im Turnzentrum werden rund 500 (!) junge Talente, die sich in den kommerziell betriebenen Turnclub eingeschrieben haben, betreut und gefördert.

Auch am Pazifik in seinem (Turn)-Element: Daniel Uhlig.
Auch am Pazifik in seinem (Turn)-Element: Daniel Uhlig. © Privat

„Da ist alles viel größer als in Deutschland, aber die Geräte sind auch nicht moderner als in Dreis-Tiefenbach“, zieht Daniel Uhlig einen Vergleich, „man sieht aber bei den Dimensionen, dass die finanziellen Möglichkeiten in den USA andere sind.“ Diese perfekten Bedingungen haben aber ihren Preis: Der Beitrag im „Klub der Neuen Hoffnung“ beträgt im Durchschnitt 400 Dollar – im Monat. Dafür ist die Chance groß, dass ein Turner, wenn er die zehn Jahren und mehr Leistungssport bis zum Ende der Highschool-Zeit erfolgreich durchgehalten hat, von der Turnmannschaft einer der großen Universitäten aufgenommen wird.

In den USA gibt es mehr als 200 Collegemannschaften im weiblichen Bereich. Eines der bekanntesten Teams sind die „Bruins“. Mit Pauline Tratz ist auch eine deutsche Nationalturnerin seit zwei Jahren ein „Braunbär“. Da schließt sich der Kreis: Pauline Tratz wurde in Karlsruhe von Sascha Münker ausgebildet, der als ehemaliger SKV-Trainer auch der erste Turnlehrer von Daniel Uhlig war.

Wo ist Hollywood? Da ist Hollywood.
Wo ist Hollywood? Da ist Hollywood. © Privat

Das intensive Training mit Alex Bubnov über fast drei Monate in Anaheim haben Daniel Uhlig nach eigener Einschätzung jedenfalls gut getan und ihn auf dem Weg zu seinem vollständigen Comeback gut getan: „Ich glaube, dass ich schon halbwegs wieder auf dem Niveau bin, einen guten Sechskampf bestreiten zu können. Vor allem am Boden fühle ich mich schon wieder sehr gut, und dem Kopf hat es auch geholfen. Ich weiß jetzt, dass ich die Wettkämpfe anders als früher angehen muss. Lieber sauber und sicher turnen und gute Punkte holen anstatt zu viel zu riskieren.“

Nagelprobe beim Landesturnfest

Die erste Nagelprobe gibt es für Daniel Uhlig schon in wenigen Tagen: Beim Landesturnfest Ende des Monats in Hamm will er sich mit einem guten Sechskampf und der geforderten Punktzahl bei den NRW-Meisterschaften für die Deutschen Meisterschaften Anfang August im Rahmen der „Berlin Finals“ qualifizieren – als einer von mehreren SKV-Turnern.