Olsberg/Bad Laasphe. Die RSG Schloss Wittgenstein beendet ihr erstes Auswärtsspiel mit 30:30. Die Begegnungen mit dem TSV Bigge-Olsberg sollen verstetigt werden.
Die Entscheidung fiel buchstäblich in letzter Sekunde. 28:30 lag die Rollstuhlsport-Gemeinschaft Schloß Wittgenstein zurück, als Christopher Simmer in einem allerletzten Angriff den Korb der Gastgeber vom TSV Bigge-Olsberg ins Visier nahm, warf und traf. Ausgleich! Endstand: 30:30. Die Gäste hatten über weite Strecken die Nase vorn gehabt, erst in der Schlussphase waren sie in Rückstand geraten.
Die spannende Begegnung zwischen den Rollstuhlbasketballern aus dem Hochsauerland und Wittgenstein war zwar „nur“ ein Freundschaftsspiel, für die RSG Schloß Wittgenstein aber dennoch etwas ganz Besonderes: Denn es war – zehn Jahre nach ihrer Gründung als Abteilung des Turn- und Sportvereins Schloss Wittgenstein – das erste Mal, dass die RSG sich auswärts mit einer anderen Mannschaft maß.
Und es war ein Gegenbesuch: Im Dezember war der TSV Bigge-Olsberg auf Einladung von RSG-Leiter Wolfgang Henkel zu Gast in der unteren Laaspher Schloss-Turnhalle und hatte ein erstes Freundschaftsspiel knapp für sich entschieden (unsere Zeitung berichtete). Beide Mannschaften waren von der Premiere so begeistert, dass sie noch in der Turnhalle Pläne für eine Wiederholung schmiedeten.
Inklusives Konzept
Sich austauschen und gemeinsam Sport machen, darauf kommt es den Teams an. Beide folgen dem gleichen inklusiven Konzept: Sie bestehen sowohl aus Aktiven, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, als auch aus Spielern, die keine Mobilitätseinschränkungen im Alltag haben. Ob gehandicapt oder nicht, macht im Rollstuhlbasketball keinen Unterschied.
Da dieser Sport zu den sogenannten Randsportarten zählt, haben Mannschaften häufig weite Wege zu Spielen zurückzulegen: oft 100 Kilometer und mehr. Das ist der Grund, weshalb die RSG bisher nicht am Wettkampfbetrieb teilgenommen hat. Zumal es dabei nicht nur Entfernungen, sondern auch den Transport der Rollstühle zu bewältigten gilt.
Anfänge im Jahr 1983
Umso mehr freuen sich die Wittgensteiner über den freundschaftlichen Wettbewerb mit den Olsbergern, der nach dem Willen beider Teams verstetigt werden soll. Wolfgang Henkel ist es wichtig, dem Rollstuhlsport auf Schloß Wittgenstein immer wieder neue Impulse und neuen Schwung zu geben: auch und gerade durch Kontakte.
Kontakte pflegt die RSG u.a. zum Rollstuhlbasketball-Bundesligisten RSV Lahn-Dill: Schon mehrfach waren RSV-Profis in der Schloss-Turnhalle zu Gast und haben mit ihren Fans von der RSG Freundschaftsspiele bestritten. Ihren Vorläufer hat die RSG im Rollstuhlsport des Gymnasiums Schloß Wittgenstein, wo Wolfgang Henkel als Sportlehrer 1989 das Projekt „Miteinander – Füreinander“ ins Leben rief.
Dabei hospitierten Schüler in der Schlossbergklinik, wo Henkel bereits von 1983 an als Sporttherapeut tätig war, und absolvierten gemeinsam mit MS- und Parkinson-Patienten Rollstuhlsport-Training. Mit der Gründung der RSG Schloß Wittgenstein im Jahr 2009 hat Henkel ein Format geschaffen, in dem auch nach der Schließung der Laaspher Kliniken Menschen verschiedener Altersklassen mit und ohne Handicap gemeinsam Sport machen. Zusätzlich zur RSG leitet Henkel seit Jahrzehnten eine Rollstuhlsport-AG am GSW.
Spiel in der Karwoche angedacht
Eventuell wird zwischen dem TSV Bigge-Olsberg und der RSG Schloß Wittgenstein in der Karwoche ein weiteres Freundschaftsspiel in der Schloss-Turnhalle stattfinden, bevor es spätestens im Juli zum nächsten Wiedersehen beider Teams kommt: Beim 60-jährigen Bestehen des GSW. Dabei steht – als bedeutender Teil der Schulgeschichte und des Schullebens – auch Rollstuhlsport auf dem Programm, unter anderem in Form eines erneuten Freundschaftsspiels.