Biedenkopf. . Die Turner der KTV Obere Lahn sind in Weltklasse-Form, aber anfällig für Fehler. So verläuft die Generalprobe in Cottbus durchwachsen.
Das Turnier der Meister, der Turn-Weltcup in Cottbus, wurde am Wochenende seinem Namen gerecht. Mehrere Weltmeister waren im extrem stark besetzten Feld vertreten – immerhin ging es schon um Punkte in der Olympia-Qualifikation für die Spiele 2020 in Tokio, wobei die Deutschen Männer nicht allzu viele davon abräumten. Doch Olympia ist noch fern.
Anders sieht es mit dem Finale um die Meisterschaft in der Deutschen Turnliga aus, in der die KTV Obere Lahn am kommenden Samstag erstmals den Titel holen will. Das Turnier der Meister lieferte KTV-Sportwart Albert Wiemers letzte Wettkampf-Eindrücke vor dem Duell mit der KTV Straubenhardt. Zunächst einmal war er froh, dass sich keiner seiner drei Top-Athleten verletzte. „Ich rechne bei so einem Wettkampf nicht ständig mit einer Verletzung, aber ein bisschen unruhig bin ich dann doch“, verriet Wiemers.
Freude hatte er vor allem am Qualifikationswettkampf am Barren, den Lukas Dauser mit 15,200 Punkten gewann und Andrey Likhovitskiy mit 14,266 Punkten auf Platz drei abschloss. Dazwischen schob sich übrigens Marcel Nguyen, der kommende Woche auf Straubenhardter Seite mitturnt. Hinter den drei Teilnehmern des DTL-Finals: Der Rest der Welt.
Likhovitskiy in zwei Gerätefinals
Im Finale am Sonntag konnten alle ihre Platzierung nicht halten. Likhovitskiy, weil die anderen Finalisten inhaltsreichere Übungen auf Lager hatten – er wurde Sechster. Nguyen, weil ihm am Ende die Power für seinen Tsukahara-Abgang fehlte – Platz fünf. Dauser rutschte mit 14,166 Punkten auf Platz acht ab, weil er beim sogenannten Makuts das Gerät verlassen musste.
„Das ist eine ganz bittere Pille, vor allem, weil ich ohne den Patzer hier zum ersten Mal gewonnen hätte“, ärgerte sich der 25-Jährige, dem gleiches bei der WM vor einem Monat passiert war: Gelungene Übung in der Qualifikation, doch im Finale war der Rücken nicht stark genug, um das extrem schwere Element, das einen Healy-Quirl mit einer Diamidov-Drehung verbindet, im wahrsten Sinne des Wortes zu stemmen. „Ich habe es wieder versaut, es ist unbegreiflich.“
Das wirft die Frage auf, ob Dauser den Makuts kommende Woche im DTL-Finale wagen soll. Klappt es, würde es seine Übung auf den D-Wert von 6,3 heben, den vermutlich höchsten im Finale – wertvolle Score-Punkte wären sicher. Geht es hingegen schief, profitiert Straubenhardt. „Wenn wir hinten liegen sollten, wird Lukas ihn wohl probieren. Sonst nicht, denn es gilt in erster Linie, Fehler zu vermeiden“, sagt Wiemers: „Und es kommt auch noch darauf an, wen Straubenhardt gegen Lukas setzt.“
Hoffen auf Colin van Wicklen
Dauser und der Makuts – es ist nur eine von etlichen Detailfragen, über die sich Wiemers den Kopf zerbricht. Sorgen macht ihm auch, dass der Armenier Artur Davtyan in den vergangenen Wochen ungewohnt unstet in seiner Parade-Disziplin, dem Sprung, unterwegs war.
In Cottbus stand der WM-Neunte im Mehrkampf seine Sprünge nicht, landete auf Platz 25 von 28. Deshalb hofft Wiemers, dass der US-Amerikaner Colin van Wicklen von seinem Arzt grünes Licht für einen Einsatz bekommt – es wäre übrigens seine Saison-Premiere im KTV-Trikot. „Er wäre auch am Boden eine Option und hat auf jeden Fall ein Flugticket von uns bekommen. Aber er hat Probleme mit seinem Knie. Wir müssen warten.“
Die Besetzung der punkteträchtigen Ausländerposition ist aber zumindest in einem Punkt klar: Andrey Likhovitskiy turnt am Reck. Mit 13,900 Punkten in der Qualifikation sowie 14,233 Punkten im Finale bestätigte der Biedenkopfer seine starke Form und holte sich Platz fünf beim Turnier der Meister.