Hesselbach. . Nach einer Negativ-Serie und einem 1:9 in Raumland hat der SVO zuletzt drei von vier Partien gewonnen. Zur Wende trägt auch ein Flipchart bei

Für jegliche Form von Entwarnung ist es natürlich zu früh. Aber: Für den SV Oberes Banfetal gestaltet sich die Situation in der Fußball-Kreisliga B nach einem Zwischenspurt mit drei Siegen aus vier Spielen deutlich entspannter als noch Mitte Oktober, als die Mannschaft das Tabellenende zierte. In diesen vier Spielen kassierte der SVO 1,5 Gegentore pro Partie, zuvor waren es desaströse 4,1.

„Wenn man mich fragt, hat sich hier der erste Absteiger angeboten“, unkte Edertal-Trainer Michael Schmoranzer, als seine Mannschaft die Banfetaler mit 9:1 vom Feld gefegt hatte. Es war der Höhepunkt und gleichzeitig das Ende des Negativ-Laufs beim SVO, dem dann ein radikaler Wandel gelang. Erst sportliche, dann verbale Prügel – hat dies ein reinigendes Gewitter am Halberg und somit einen Ruck im Team ausgelöst?

Teamsitzung schärft die Sinne

Weder noch. „Was andere Trainer sagen, ist deren Meinung. Das interessiert uns nicht“, sagt Marco Scheffel, Fußball-Abteilungsleiter beim SV Oberes Banfetal. Das reinigende Gewitter habe es zwar gegeben, allerdings schon beim Freitag-Training vor dem Edertal-Spiel – in Form einer konstruktiven Mannschaftssitzung.

„Wenn man dann zwei Tage später neun Stück bekommt, hat es auf den ersten Blick nichts gebracht. Aber ohne die Sitzung hätte nach so einem Spiel die Gefahr bestanden, dass sich alle an die Gurgel gehen und etwas in der Mannschaft zerbricht. Das ist aber nicht passiert“, berichtet Scheffel.

Die Ursachen für die (wiederholte) sportliche Talfahrt waren Inhalt der besagten Mannschaftssitzung, bei der ein mobiler Flipchart in der Kabine zum Einsatz kam – ein Hilfsmittel, das man sonst nur in Konferenzräumen oder bei Lehrveranstaltungen sieht. Auf großen DIN-A1-Blättern brachten die Fußballer aus Hesselbach und Fischelbach – ohne persönliche Schuldzuweisungen – zu Papier, was im Argen liegt. Dem stellten sie gegenüber, was in Glanzzeiten, etwa bei der Vizemeisterschaft 2013, zum Erfolg beitrug.

Um im Büro-Sprech zu bleiben: Das Thema Soft-Skills nahm in der Analyse viel Raum ein. „Es ist ein Auftreten zur Gewohnheit geworden, das uns als Verein nicht gefallen hat“, verrät Scheffel: „Es gab Scharmützel untereinander, aber auch gegenüber dem Gegner und dem Schiedsrichter.“

Kurzum: Es herrschte kein Klima, in dem Leistung gedeiht. Dann wurde notiert, was den SVO einst auszeichnete: Zusammenhalt und Kampfgeist.

Beides sind Faktoren, die dazu beitrugen, die Gegentorflut einzudämmen. Beim 5:0 gegen Johannland, beim 4:1 in Niederdielfen, beim 5:0 gegen Weißtal II. Zwischendrin gab es eine 4:5-Niederlage beim FC Benfe. Im Spielsystem ist der Aufschwung nicht begründet, denn an dem hielt Trainer Marco Schiavone unbeirrt fest. Als guter Griff entpuppte sich, dass er mit Alexander Einloft und Verteidiger Kai Roth zwei „Oldies“ zu einem Comeback überredete. Roth ist mit als Abwehr-Organisator, aber auch durch seine Präsenz im Kopfballspiel eine Stütze. Besonders nach Standards rappelte es zuvor häufig.

Kniffliger Radikal-Umbruch

Weniger Egoismus und ein besseres Zusammenspiel führte auch in der Offensive zum Erfolg, wo allein Dominik Wick acht Tore in den letzten vier Spielen erzielte. „Nach meinem Schlüsselbein im Sommer bin ich eine Zeit lang nicht voll reingegangen, aber jetzt ist das vergessen. Aber die Tore erziele natürlich vor allem dank der Zuspiele“, sagt der Fischelbacher, den der Aufschwung vor allem für die jüngeren Spieler freut. Rund die Hälfte des Kaders rückte zur vergangenen Saison bzw. zu dieser Saison aus der A-Jugend nach.

Wick: „So viele junge Spieler zu integrieren ist schwerer, als wenn sie vereinzelt dazu kommen. Zumal es Jahrgänge waren, die in der Jugend Erfolg gewohnt waren. Sie sind in einer Lernphase und es ist gut, wenn alle sehen, dass es jetzt auch anders funktioniert.“