Wingeshausen. Der TSV Aue-Wingeshausen münzt seine Überlegenheit nicht in Tore um, sammelt aber dennoch Selbstvertrauen für die neue Saison.

Das Mannschaftsfoto mit Pokal ist fester Bestandteil der Siegerehrung bei jeder Stadt- oder Gemeindemeisterschaft. Normalerweise müssen die Fußballer dabei nicht großartig animiert werden, um ihre Freude über den Trophäengewinn in Jubelpose herauszuschreien, doch die Sportfreunde Edertal zelebrierten ihren Sieg bei der Stadtmeisterschaft am Samstag nur vereinzelt mit erhobenen Armen und mit einem eher verhaltenem Johlen.

Vielleicht, weil sie nach zwei kräftezehrenden Turniertagen müde waren und vielleicht auch, weil die kommunale Meisterschaft kein Titel ist, den sich ein Verein auf den Briefkopf schreiben würde – auch als Titelverteidigernicht. Hinzu kam, dass es ein recht glücklich errungener Erfolg war – darin waren sich alle Anwesenden einig.

Sportfreunde Edertal, Sieger der Stadtmeisterschaft
Sportfreunde Edertal, Sieger der Stadtmeisterschaft

„Es war ein schlechtes Turnier von uns“, fand Edertals Trainer Michael Schmoranzer, für dessen Mannschaft am Freitag vier von neun möglichen Punkten zum Finaleinzug reichten und die beim 5:2 nach Elfmeterschießen gegen den TSV Aue-Wingeshausen über weite Strecken das spielerisch unterlegene Team war.

Held des Tages war Edertals Torwart Matthias Kari, der seine Farben in der regulären Spielzeit in mehreren „Eins gegen Eins“-Situationen im Rennen hielt und gegen die ersten beiden TSV-Schützen im Elfmeterschießen parierte. Kari nahm später auch als Kapitän den Pokal aus den Händen von Sebastian Marburger entgegen, der als Repräsentant des Stadtsportverbands dem TSV ein Lob für die Organisation des Turniers aussprach.

Kein Klassenunterschied erkennbar

Auch mit ihrer sportlichen Leistung waren sie in Aue-Wingeshausen zufrieden. Weder gegen Diedenshausen am Donnerstag noch am Samstag gegen Edertal war beim C-Kreisligisten ein Klassenunterschied gegenüber den B-Ligisten zu erkennen. Im Gegenteil: Im Finale spielte der TSV den sichereren und überlegteren Fußball. Immer wieder nutzten die Rot-Weißen Lücken und Stellungsfehler in der improvisierten Edertaler Viererkette. Eine deutliche Führung zur Pause wäre locker drin gewesen, doch bei einer fahrlässigen Chancenverwertung sprang nur ein Tor heraus. Dieses erzielte Marc Koch nach einem „tödlichen“ Pass von Jens Sonneborn.

Der Routinier, beim TSV am Samstag der letzte Verbliebene seines Jahrgangs, musste in der 75. Minute mit einer Gelb-Roten Karte vorzeitig den Platz verlassen. Es war eine überaus harte Entscheidung des Schiedsrichters, denn Sonneborn hatte sich nur zwei Vergehen im Spiel erlaubt, wovon das erste zur Kategorie „Allerweltsfoul“ zählte.

Matthias Kari, Torwart Sportfreunde Edertal
Matthias Kari, Torwart Sportfreunde Edertal

Doppelt bitter: Aus dem Freistoß, der dem Platzverweis folgte, resultierte nach Flanke von Marcel Bicher das Edertaler Ausgleichstor durch Gerrit Blecher. In letzter Minute wäre Paul Bettelhäuser mit einem Lattenschuss fast noch der „Lucky Punch“ für Edertal gelungen, doch im Elfmeterschießen verwandelten Steffen Linde, Denis Kaiser, Schmoranzer und Blecher für die Sportfreunde zum Sieg.

„Mit ein bisschen mehr Glück und ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl beim Schiedsrichter hätten wir heute gewonnen, aber wir hätten eben noch ein Tor machen müssen“, ärgerte sich Aue-Wingeshausens Trainer Torben Belz. Für ihn überwog dennoch das Positive, denn seine Mannschaft hatte auch mit mehreren A-Jugendlichen gut aufgespielt: „Die haben mich überrascht. Sie haben alle das Potenzial für die erste Elf.“

Zwölf Einheiten in neun Tagen

Sein Gegenüber Michael Schmoranzer war weniger angetan. „Wir hatten nach vorne keinen Zugriff und hinten viele Lücken, haben aber immerhin die zweite Halbzeit ausgeglichen gestaltet“, analysierte der Netphener, den dies aber nicht wunderte: „Wir hatten in den letzten neun Tagen zwölf Einheiten und waren einfach leer. Aber so muss es in der Vorbereitung sein.“