Kreuztal. Keine Muskeln ohne Fleisch? Abnehmen geht nur ohne Fett? Keine Kohlenhydrate nach 18 Uhr? Wir klären Mythen zur (Sportler-)Ernährung auf.

Sport und Ernährung sind untrennbar miteinander verbunden. Wer seinen Körper fördert und fordert, braucht Energie, Wasser und starke Knochen. Aber im Laufe der Zeit haben sich viele Mythen rund ums Essen gebildet. Ernährungsberaterin Janine Huber von der AOK in Kreuztal klärt auf, was es mit Fleisch, Kaffee, Obst und Co. auf sich hat.

1. Ohne Fleisch ist es schwerer, Muskeln aufzubauen.

Falsch! Das geht ohne große Probleme. Kompliziert wird es aber für Vegetarier, die auch keinen Fisch, keine Eier oder Milchprodukte essen. Es geht darum, dass wir genug der essentiellen Aminosäuren aufnehmen. Das sind die, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Diese finden wir aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten (Linsen, Soja, etc.).

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2. Kohlenhydrate sind schlecht.

Falsch! Der Körper konnte Kohlenhydrate schon immer verwerten. Dass in der heutigen Zeit zu viele Kohlenhydrate und in ungünstiger Form gegessen werden, dafür können die Kohlenhydrate nichts. Wir sollten uns bei unseren Hauptgerichten mehr an Gemüse satt essen und gerne die Portionen an Fleisch und Kohlenhydraten reduzieren. Wer sich viel bewegt verbrennt auch genug Kohlenhydrate – wer sich wenig bewegt und zu viele Kohlenhydrate isst, wandelt sie in Fett um. Problematisch sind die einfachen Kohlenhydrate zwischendurch: Teilchen vom Bäcker, helle Brötchen und Zucker, den wir über süße Getränke oder fertige Fruchtjoghurts in viel zu großen Mengen aufnehmen.

Perfekter Lieferant von Kohlenhydraten: die Kartoffel.
Perfekter Lieferant von Kohlenhydraten: die Kartoffel. © Arno Burgi/dpa

3. Du musst Früchte essen, um gesund zu sein.

Fast... Auch in Gemüse stecken viele Vitamine. Aber ich würde kein Obst oder Gemüse aussortieren oder ein anderes besonders hervorheben. Die Empfehlungen haben sich nicht geändert: drei Portionen Gemüse in gekochter und roher Form sowie zwei Portionen Obst am Tag. Beim Obst gilt: nicht mehr zu spät abends und am liebsten kombiniert mit einem Milchprodukt, um den Fruchtzucker nicht alleine im Körper anfluten zu lassen.

4. Wenn du Fett verlieren willst, vermeide es.

Stimmt fast... Der Körper braucht Fette, ohne sie könnten wir die fettlöslichen Vitamine nicht aufnehmen. Auch hier gilt: auf die Qualität achten. Hochwertige Öle und Fette finden wir bei den Pflanzen: Olivenöl, Rapsöl, Avocado sind nur drei Beispiele. Tierische Fette aus Fleisch liefern zwar die gleichen Kalorien, sind aber ungünstiger für den Körper. Diese sind leider auch häufig versteckt und geben diversen Gerichten ihren Geschmack.

Lieber Pfanzenfett als tierisches Fett. Olivenöl ist optimal!
Lieber Pfanzenfett als tierisches Fett. Olivenöl ist optimal! © Matthias Graben / WAZ FotoPool

5. Magnesium hilft gegen Muskelkrämpfe.

Stimmt! Magnesium spielt bei der Muskelkontraktion eine wichtige Rolle. Aber auch Kalzium ist bei der Reizübertragung auf den Muskel wichtig. Wenn es daran mangelt, kommt es zu Krämpfen. Häufig ist es aber erstmal Flüssigkeitsmangel.

Futter für die grauen Zellen: Bananen haben viel Magnesium.
Futter für die grauen Zellen: Bananen haben viel Magnesium. © dpa

6. Zwei Liter Wasser am Tag sind Pflicht.

Stimmt! Im Winter kann man aber auch Flüssigkeit über Suppen ausgleichen. Zu den gesunden Durstlöschern zählen auch selbstgemachte Schorlen (Verhältnis 1:3 oder 1:4), ungesüßter Tee und Kaffee.

7. Butter ist besser als Margarine.

Kommt drauf an! Butter hat den Vorteil, dass sie leicht herzustellen ist und somit als natürliches Produkt bezeichnet werden kann. Die Grundlage aus tierischem Fett ist aber nicht optimal. Margarine aus pflanzlichen Ölen hat hier klare Vorteile, jedoch ist die Herstellung sehr aufwändig – und die dabei entstehenden gehärteten Fettsäuren sollten wieder aus der Margarine entfernt sein. Beide sollten nur dünn aufs Brot, denn beide sind sichtbare Fette. Davon brauchen wir nur wenig.

Butter oder Margarine? Je nachdem.
Butter oder Margarine? Je nachdem. ©  Franziska Koark

8. Keine Kohlenhydrate nach 18 Uhr!

Kommt drauf an! Der Körper kann die Uhr nicht genau lesen. Richtig ist, dass wir späte Kohlenhydrate nicht mehr verbrennen, da wir häufig nur noch auf dem Sofa sitzen und alle überschüssigen Kohlenhydrate und Zucker in Fett umwandeln. Die 18-Uhr-Regel war bei früheren Generationen richtig, die früh aufs Feld gingen und um 18 Uhr Abendbrot aßen. Mit den heutigen langen Arbeitszeiten sollten wir uns nicht mehr an den 18 Uhr aufhängen. Zu Empfehlen ist, zwei bis drei Stunden vor dem Schlafen die letzen Mahlzeit zu essen. Die darf dann auch mit Kohlenhydraten sein.

18 Uhr war mal – heute ist unser Rhytmus ein anderer.
18 Uhr war mal – heute ist unser Rhytmus ein anderer. © Patrick Pleul