Zum Restrundenstart kassiert der Club aus der Wester haufenweise Tore nach der Halbzeit. Dies irritiert unseren Kolumnisten.

Dann saß man da. Oberstufe. Irgendwann Anfang der 2000er Jahre. Die Deutschlehrerin betrat das Klassenzimmer, stellte stolz wie ein Buddenbrook die Ledertasche auf das Pult und freute sich auf die Lyrik der ganz Großen. Goethe, Heine, Lessing, alles musste, nichts konnte. Die erhobenen Finger schnipsten nur so daher. Da! Ein Paarreim! Und da! Ein Distichon! Und jaaa, es ist ein Daktylus! Sehr gut, setzen. Bei einem Begriff schluchzte die Lehrerin fast vor Glück, so bewegt war sie ob der Wissenskraft ihrer Schüler: Wer ein „Oxymoron“ ausfindig machte, hatte höchstpersönlich die Feuer des Olymps entfacht. Gedichte auf solche Art zu analysieren, hätte der alte Bismarck sicher gut gefunden. Für uns war es wie Mathe und Schillers „Räuber“ lasen sich wie die binomischen Formeln.

Wenig blieb hängen. Doch bei manchen Aussagen, die heute durch die Presselandschaft waten, schießt immer mal wieder dieses Wort in den Kopf: Oxymoron! Bei Gegensätzen wie alter Knabe, schwarze Milch, weniger ist mehr. Oder wenn ein Trainer seinem Team Mangel an Kondition nachweist. Denn ist der Trainer nicht eben dafür verantwortlich? Aue-Wingeshausens Coach Andreas Schneider sagte nach zwei Niederlagen und 2:9 Toren: „Konditionell sind wir nicht optimal aufgestellt.“ Eine solche Erkenntnis ist vor allem nach der Winterpause erstaunlich, wo doch eigentlich die Zeit für den Fitnessaufbau genutzt wird. In der B-Liga ist der TSV nun Vorletzter. Trainer und Training bilden jedenfalls keinen Gegensatz, soviel ist sicher.