Erndtebrück/Brachbach. . Alexandros Tanidis wird die Mannschaft des TuS Erndtebrück am Samstag beim Pokal-Hit gegen Frankfurt als Kapitän auf den Platz führen.
Auf dem Häslich in Brachbach kann man es aushalten. Die Sonne scheint auf das gepflegte Rasengeläuf, es herrscht Ruhe. Ruhe, die dem TuS Erndtebrück gut tut, drei Tage vor dem großen Spiel. Und der Trainer hat es nicht weit. Nur ein paar Schritte von seiner Haustür hat Florian Schnorrenberg zu gehen, dann ist er auf dem Trainingsplatz. Und sein Regionalliga-Kader bekommt so langsam ein Gefühl für den Untergrund. „Das tut den Gelenken gut“, weiß der Coach.
Ein Bayer mit griechischem Pass
Auch sonst, denn die Vorbereitung auf so ein DFB-Pokal-Abenteuer gegen einen Bundesligisten wie Eintracht Frankfurt, das auf den TuS am Samstag im Leimbachstadion wartet, ist ja auch noch mal eine andere Hausnummer als das Training vor einem Punktspiel. Zwar sind die Wittgensteiner auch im Liga-Alltag fast ausnahmslos in einer eher bescheidenen Außenseiterrolle, doch mit einem Auftritt in einem Pokalspiel ist die Regionalliga-Routine doch nicht vergleichbar.
Das weiß auch Alexandros Tanidis. Der 25-jährige Innenverteidiger mit griechischem Pass, im bayerischen Dachau geboren, ist zwar ein fußballerischer Weltenbummler, doch das Aufeinandertreffen mit einem Erstligisten gehört auch für ihn nicht zum täglichen Kicker-Brot. „Das ist ein besonderes Spiel“, freut sich der von der SG Wattenscheid 09 an die Eder gewechselte Defensivmann. Im vergangenen Jahr hütete Tanidis im SG-Trikot 90 Pokal-Minuten lang gegen Zweitligist 1. FC Heidenheim die Ersatzbank, sah er von dort die unglückliche 1:2-Niederlage des Revier-Clubs nach langer 1:0-Führung.
Das wird am Samstag anders sein – zumindest, wenn es darum geht, die Auswechselbank mit dem Rasen zu tauschen. Im Erndtebrücker Team ist Tanidis gesetzt, das zurzeit sogar als Kapitän. Jahrelang ist der Grieche „getingelt“, hat in Österreich für Austria Salzburg gespielt, in Italien für ASD Brindisi, in München für die U23 der Löwen. Und in der „heimlichen Hauptstadt“ kennt er sich als Sohn eines Taxi-Unternehmers gut aus. Aber es zog ihn dennoch fort. Der FC Elmshorn, Viktoria Hamburg und der Lüneburger SK Hansa waren Stationen im Norden der Republik. Er ist viel herum gekommen – und jetzt in Wittgenstein gelandet.
„Ein kleiner Verein, bei dem man sich wohlfühlen kann“, ist der bayerische Grieche zufrieden mit dem Transfer aus dem Ruhrpott ins ländliche Wittgenstein. Er ist einer von vielen Neuen, die Florian Schnorrenberg für das zweite Erndtebrücker Regionalliga-Jahr holte. „Irgendwie hat es sofort gepasst“, schwärmt er von der Stimmung im Kader, ist „Alex“, wie Tanidis gerufen wird, nach zwei Unentschieden zum Liga-Start zudem überzeugt davon, „dass wir eine gute Rolle in dieser Umgebung spielen werden“.
Elfmeterschießen geübt
Und im Pokal? „Da dürfen wir uns diese Fehler wie zuletzt in Rhynern nicht erlauben“, zieht er sich selbst auch den Schuh an, gerade in seinem Wirkungsbereich zu viel zugelassen zu haben. „Das wird dann gnadenlos bestraft“, weiß der 1,85 Meter große Abwehrrecke. „Wenn wir ein frühes Gegentor vermeiden können, gibt es vielleicht sogar eine Chance für eine Überraschung“, gibt „Alex“ die Stimmung wieder, die bei den „Blauen“ in Sachen Pokal vorherrscht.
Vielleicht hat Florian Schnorrenberg auch deshalb gestern zum Abschluss seine Jungs an den Elfmeterpunkt beordert. Jeder musste antreten, die Ecke wählen, die der Trainer vorgab. Da trafen nicht viele aus der Gruppe. Latte, Pfosten, dem Keeper in die Füße – so wird man den „Elfmeter-Meister Frankfurt“ nicht gefährden, sollte es so denn weit kommen am Samstag. Der trat im vergangenen Pokalspiel-Jahr drei Mal vom Punkt an und gewann stets.
„Die Jungs sollten mal ein Gefühl dafür bekommen“, nahm allerdings auch der Trainer die abschließende Übung nicht so ernst. Tanidis war der letzte TuS-Kicker, der antrat. „Macht euch schon mal fertig zum Jubeln“, rief er den Kollegen zu, als er an den Punkt trat. Sie konnten alle an der Mittellinie sitzen bleiben, auch Alex traf nur Aluminium. So ist das mit Generalproben.