Siegen. . Marco Beier bleibt den Siegener Sportfreunden erhalten, Ryo Kaminishi wurde verpflichtet. Teile des Vorstands werden zurücktreten.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens - geplantes Datum ist der 1. August - ist der Verein Sportfreunde Siegen nominell aufgelöst. „Aber das ist ein normales Verfahren und hat mit dem künftigen Fortbestand des Vereins eigentlich nichts zu tun“, so der vorläufige Insolvenzverwalter Bernhard Görg. Der ist ab diesem Zeitpunkt dann offiziell „Herr im Ring“. Der aktuelle Vorstand ist praktisch seiner Ämter enthoben. Auf einer für Oktober geplanten außerordentlichen Mitgliederversammlung haben in Sachen Fortbestand die Mitglieder das Wort.

Ungeachtet dessen ist nicht davon auszugehen, dass der künftige Vorstand noch das derzeitige Aussehen haben wird. So hat der zweite Vorsitzende Gerhard Bettermann bereits angekündigt, für weitere Aufgaben im Gremium nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Das hat berufliche Gründe“, so Bettermann, der bei den Verkehrsbetrieben Westfalen-Süd (VWS) nach der durch den Kreis Siegen-Wittgenstein neu vergebenen Lizenzen für dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr in seinem Aufgabengebiet zu stark gefordert sei.

Zu hören war außerdem, dass der derzeitige erste Vorsitzende Roland Schöler ähnliche Gedanken hegt. Es wird sich also einiges verändern.

Seit dem ersten Sondierungsgespräch mit den Sponsoren in der vergangenen Woche sei die künftige Etat-Bestückung, so Bernhard Görg, „nur schwer einzuschätzen“. Offenbar wurde die veranschlagte Summe von rund 750 000 Euro noch nicht erreicht. Wohl gemerkt: Bei dieser Summe handelt es sich nicht ausschließlich um Geld für die erste Mannschaft, sondern für den Gesamtverein. An der Summe sollen noch etwa 160 000 Euro fehlen.

„Wir werden noch einmal schriftlich an Sponsoren herantreten, sowohl an bestehende als auch an potenzielle“, will der Kölner Diplom-Kaufmann nichts unversucht lassen, die Lücke möglichst schnell zu füllen.

Erfreulichere Entwicklungen gibt es bei den Sportfreunden im sportlichen - und hier speziell im personellen - Bereich. So erzielte die sportliche Leitung um Daniel Steuernagel und Andreas Krämer Einigung mit Marco Beier, der nach den Verhandlungen nun auch für die Saison 2017/2018 einen neuen Vertrag unterschrieben hat. Der ursprünglich existierende Kontrakt war im Zuge der vorläufigen Insolvenz - wie im Falle der abgewanderten Akteure Julian Jakobs und Serkan Dalman - hinfällig geworden.

Beier, Kaminishi

„Marco Beier war für uns eine Wunschpersonalie. Trotz seiner 22 Jahre hat er schon viele Spiele im Seniorenbereich bestritten und eine gute Ausbildung beim 1. FC Köln genossen. Außerdem ist er variabel in der Viererkette einsetzbar, sehr kommunikativ und hat einen guten Draht zu seinen Mitspielern.“, freut sich Cheftrainer Dominik Dapprich.

Zudem wird mit dem 28-jährigen Ryo Kaminishi ein weiterer - der vierte - Japaner im Kader aufgenommen. Kaminishi, der für den TuS Erndtebrück in der Regionalliga spielte, war von der Eder zu Hilal Maroc Bergheim gewechselt. Der defensive Mittelfeldspieler unterschrieb einen Einjahres-Vertrag im Leimbachtal.

„Ich denke, dass er aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung auf jeden Fall eine Verstärkung sein wird.“, so Trainer Dapprich.

Die Geschichte um die Siegener Sportfreunde ist derzeit also durchaus zweigleisig zu betrachten. In Sachen Kader-Zusammenstellung scheinen sich Wünsche erfüllen zu lassen, die sich auf der Finanzierungs-Schiene derzeit eher weniger zu erfüllen scheinen. Und sicherlich ist es so, dass das eine letztlich vom anderen abhängig ist. Es wird wohl noch einiges an Überzeugungs-Arbeit vor einer definitiven Rettung zu leisten sein.