Wittgenstein. . Für die deutschen Fußball-Nationalspieler wie Mesut Özil oder Amin Younes hat sich eine Lösung gefunden.
Für die deutschen Fußball-Nationalspieler wie Mesut Özil oder Amin Younes hat sich eine Lösung gefunden.
Als der Ramadan Ende Mai begann und Menschen des muslimischen Glaubens von Anbruch der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang für einen Monat auf Essen und Trinken verzichteten, verzichtete Younes aufgrund der anstehenden Länderspieler auf das Fasten. Genau wie bei Özil vor einem Jahr während der Europameisterschaft in Frankreich hat sich Younes eine Sonderregelung des Zentralrates der Muslime in Deutschland eingeholt, um als Hochleistungssportler keinen Nachteil gegenüber seinen nicht-muslimischen Gegenspielern zu haben.
Auf Ebene des Profisportes können Muslime das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt, außerhalb der Spielzeiten, nachholen. Eine Lösung, die in dieser Form im Amateurbereich des Fußballs nicht möglich ist. „Özil und andere muslimische Profisportler werden von einem Iman für die Spiele befreit, so dass sie das Fasten nachholen können. Das ist jedoch in meiner Klasse unmöglich“, erläutert Tarek Benyagoub, Spieler des VfL Bad Berleburg. Der frisch gebackene Meister der Fußball-Bezirksliga 4 hat neben Benyagoub mit Ahmad Ibrahim und Mahmood Omar zwei weitere Spieler des muslimischen Glaubens in der Mannschaft – für den 20-Jährigen jedoch kein Grund für Ausreden.
Keine Ausreden erlaubt
„Das wohl wichtigste Spiel in meiner bisherigen Karriere war während des Ramadans. Wir haben im A-Jugend-Entscheidungsspiel um die Meisterschaft gegen den TuS Deuz 90 Minuten plus Verlängerung und Elfmeterschießen erlebt. Zwei Kollegen und ich haben gefastet und dennoch die komplette Distanz durchgehalten“, erinnert sich der Hilchenbacher, fügt jedoch an: „Allerdings muss das jeder Fußballer für sich selber entscheiden.“
Am letzten Spieltag der Bezirksliga-Saison – der VfL war bereits Meister – ließ Trainer Marcus Goßler Benyagoub, Omar und Ibrahim auf der Bank – einzig Letzterer wurde für eine halbe Stunde eingewechselt. „Ich habe mit Marcus gesprochen und ihm gesagt, dass ich während des Fastens nicht spielen möchte“, erläutert Omar. Für den 25-Jährigen Interimstrainer war der Verzicht allein schon aus Gründen des Respekts kein Problem.
Omar, der vor rund zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland flüchtete, wolle zwar immer seiner Mannschaft helfen, den „heiligen Monat Ramadan brechen“, sei jedoch zuviel verlangt: „In Syrien fiel die Saison niemals auf die Zeit des Fastens. Ich denke, dass Ramadan nur ein Monat im Jahr ist, Fußball dagegen kann man zu jeder Zeit spielen. Daher verzichte lieber“, untermauert Omar. Dass die Einschränkungen der Leistung besonders im Hinblick auf den Verzicht auf Trinkwasser groß sind, ist sich Benyagoub hingegen bewusst. „Ich trinke in der Nacht 2-3 Liter, so dass ich mir eine Grundlage für den Tag schaffe. Ich habe das Fasten mit 13 angefangen und trotzdem Fußball gespielt. Wichtig ist dabei nur die Kommunikation mit dem Trainer, damit er generell Bescheid weiß.“