Wattenscheid. . Ein Bild, das sich die Erndtebrücker einrahmen müssen: Auf der Anzeigentafel im Wattenscheider Lohrheidestadion steht es rot auf schwarz. „Heim 1, Gast 4“ steht da. Die SG Wattenscheid 09 aus den Pokalträumen gerissen. Der Regionalliga-Achte, als bester Westfale der West-Staffel für dieses Qualifikationsspiel auserkoren, hatte alles bereitet für ein „Fest im Pott“. Doch der TuS hat dem künftigen Liga-Rivalen kräftig in die Pokal-Suppe gespuckt. „Pass auf, jetzt ziehen die einen ganz Großen“, so ein Wattenscheider beim Weg aus dem Stadion.

Ein Bild, das sich die Erndtebrücker einrahmen müssen: Auf der Anzeigentafel im Wattenscheider Lohrheidestadion steht es rot auf schwarz. „Heim 1, Gast 4“ steht da. Die SG Wattenscheid 09 aus den Pokalträumen gerissen. Der Regionalliga-Achte, als bester Westfale der West-Staffel für dieses Qualifikationsspiel auserkoren, hatte alles bereitet für ein „Fest im Pott“. Doch der TuS hat dem künftigen Liga-Rivalen kräftig in die Pokal-Suppe gespuckt. „Pass auf, jetzt ziehen die einen ganz Großen“, so ein Wattenscheider beim Weg aus dem Stadion.

Gemeint ist natürlich die jetzt mit Spannung erwartete Erstrunden-Auslosung des DFB-Pokals, die am kommenden Sonntag im Rahmen der ARD-Sportschau (18 Uhr) über die Bühne geht - und bei der sie alle warten. Die Kleinen natürlich - wie immer - auf die Großen.

Wie groß die Wattenscheider Euphorie, als 64. und letzter Club in die Verlosungs-Trommel geworfen zu werden, lässt sich am Andrang an den Stadiontoren der Lohrheide ermessen. In der Regionalliga passierten nie so viele Besucher die Kassen. 2773 waren es gestern, die langen Schlangen sorgten für eine viertelstündige Anstoß-Verzögerung.

Von Beginn an ist klar: Der TuS wartet ab, zeigt Präsenz im Mittelfeld, wo Trainer Florian Schnorrenberg mit Paulo Gomes Pereira einen echten „Abräumer“ neben Tim Treude stellt. Der hat in dieser Saison kaum gespielt, verdrängte nun aber Marcel Andrijanic, dem die defensive Variante nicht so behagt.

Und es ist zu merken,. dass die Gastgeber ihre Probleme mit dieser Erndtebrücker Marschroute haben. Sie sind zwar häufiger am Ball, verfangen sich aber immer wieder im engmaschigen Netz.

Eiskalter Yannik Jaeschke

Und die Nadelstiche der „Blauen“ schmerzen die SG 09 obendrein. In der 15. Minute stöhnt die Lorhrheide nach dem langen Ball von Treude auf Yannik Jaeschke, der m linken Flügel Haken schlägt, den entscheidenden nach innen, um mit dem starken rechten Fuß genau den Knick des von Edin Sancaktar gehüteten Tores anzupeilen.

Die Führung für den TuS, die Hedon Selistha zehn Minuten ausbauen kann, als der Ball über rechts in den Strafraum rollt, der Angreifer seinen Schuss aber neben den Pfosten setzt. Klar, die Wattenscheider wollen Antworten. Forcieren ihre Bemühungen. Sie finden einen Weg aber erst in der 34. Minute, als Rechtsverteidiger Haymenn Bah-Traore zum Flanken kommt, weil zu wenig unter Druck gesetzt, Timo Bäcker sich vergeblich streckt und der künftig für Fortuna Köln in Liga 3 spielende Daniel Keita-Ruel nur den Kopf hinhält. Das 1:1 - und die Hoffnung lebt in Wattenscheid.

Als es in Halbzeit zwei geht, legen die Gastgeber eine Schüppe drauf. „Die bessere Fußballmannschaft ist klar Wattenscheid“, gibt Florian Schnorrenberg seine Eindrücke wieder. „Wenn wir jetzt das 2:1 kriegen, wird es schwer zurückzukommen.“

In der Tat. Der Regionalligist schiebt den TuS immer dichter um den eigenen Strafraum. Ein Freistoß vom gefürchteten Spezialisten Manuel Glowacz zischt am langen Pfosten vorbei - im Prinzip aber war es das an Chancen-Herrlichkeit. Alle Ballbesitz-Statistiken werfen die folgenden Minuten über den Haufen. Xhuljo Tabaku (siehe Extratext) macht’s möglich. Die Nervenstärke von Jaeschke, der eiskalt vom Elfmeterpunkt trifft (63.), der nächste Tabaku-Konter (78.) - der TuS-Anhang singt seine Lieder. Auch etwas, was es noch nie gegeben hat.

Erndtebrück 3:1 vorne, drei Minuten zeigt Jörn Schäfer an. Der Unparteiische aus Iserlohn schenkt allen ein Minütchen, als Andrijanic auch noch das vierte Tor der Wittgensteiner macht. Zeit zum Feiern in der Erndtebrücker Kurve, aus der die Unterstützung kam und der Jubel kommt. Gut 200 waren es, die den TuS begleitet haben. Ein Zeichen für die Zukunft?


Von der Bank zum Matchwinner

Manchmal brauchst du in einer halben Stunde nur zwei Szenen, um zum Spieler des Tages zu werden. Das hatte sich am Pfingstmontag auch Xhuljo Tabaku gesagt.

In der 61. Minute eingewechselt für den ausgepumpten Ex-Wattenscheider Nino Saka, benötigte der frühere U21-Nationalspieler Albaniens, der aus der Hauptstadt Tirana stammt und über Germania Windeck und den 1. FC Köln vor dieser Saison an den Pulverwald kam, genau zwei Ballkontakte, dann gab’s Elfmeter für den TuS.

Xhuljo Tabaku hat bewiesen, dass man mit zwei Szenen ein Spiel entscheiden kann.
Xhuljo Tabaku hat bewiesen, dass man mit zwei Szenen ein Spiel entscheiden kann. © Thorsten Tillmann

Das hatte der Mannschaft bis dahin ein wenig gefehlt: Mit dem Ball am Fuß auch mal was versuchen. Tabaku kam, sah und - machte es. Verteidiger Angelo Langer grätscht von hinten, trifft Tabaku kurz vor der Grundlinie - und der fällt. Der Elfmeterpfiff in der 62. Minute. Jannik Jaeschke läuft an und trifft - zum zweiten Mal in der Lohrheide.

Doch b eiben wir bei Xhuljo Tabaku, der am Samstag 22 geworden ist. Als der TuS unter Druck geriet, Wattenscheid vehement in Richtung Ausgleich stürmt, aber einfach nicht zu Torchancen kommt, lauert der 1,74 Meter große Mittelfeldspieler auf halbrechter Position.

Zwölf Minuten vor Schluss bietet sich ihm die Chance, seine Schnelligkeit auszuspielen. Und er hat auch noch den Blick, SG-Keeper Edin Sancaktar, der etwas weit vor dem Tor postiert ist, zu überlupfen.

Als es dann am Ende in die Kurve geht, wo die Fans der „Blauen“ stürmisch die Mannschaft fordern, bleibt Xhuljo Tabaku erstmal außen vor. „Xhuljo komm“, rufen die Kollegen. Der wischt sich ein Freudentränchen weg und geht feiern. Endlich.

SG Wattenscheid 09 - TuS Erndtebrück 1:4 (1:1)

Wattenscheid: Sancaktar - Bah-Traore, Clever, Schneider, Langer - Glowacz, Tumbul (87. Stevanovic), Tietz (79. Jakubowski) , Buckmaier - Keita-Ruel, Canbulut (70. Dias).
Erndtebrück: Bäcker - Mehanovic, Below, Saglam, Miyazawa - Treude (89. Kljajic), Gomes Pereita - Saka (61. Tabaku), Böhmer (46. Andrijanic), Jaeschke - Selishta.
Schiedsrichter: Jörn Schäfer (Iserlohn).
T ore: 0:1 Jaeschke (15.), 1:1 Keita Ruel (34.), 1:2 Jaeschke (63., Foulelfmeter), 1:3 Tabaku 78.), 1:4 Andrujanic (90.+2). Zuschauer: 2773.