Bad Berleburg. .
Die Augen von Cian und Adelina Sopie Tafoshi leuchten bei dem Gedanken an die anstehende Fußball-Europameisterschaft. Die beiden Kinder vereinen in ihrer Leidenschaft als Fans die beiden Identitäten ihres Vaters Alfred – Cian drückt ab dem 10. Juni für Deutschland die Daumen, während seine siebenjährige Schwester dem Geburtsland ihres Vaters, Albanien, zujubeln wird. „Die Kinder waren sich da recht schnell einig, so dass ich ab Freitag sowohl die albanische als auch die deutsche Flagge im Garten hissen werde. Aber das hatte ich sowieso vor“, erklärt der gebürtige Kosovo-Albaner, Alfred Tafoshi.
Häufig musste er die Geschichte seines Weges bereits erzählen, der ihn aus der Stadt Gjakove (heutiges Gebiet des Kosovo) bis nach Wittgenstein führte. Mit fünf Jahren kam Alfred mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern als Flüchtling nach Deutschland. Die Eltern fanden nach zwei Jahren eine Arbeit und bauten zusammen mit ihren Kindern ein eigenes Leben auf. Heute ist Alfred glücklich mit Jennifer verheiratet, hat drei Kinder, vier Jobs, ein Ehrenamt und die Hoffnung, dass sowohl Albanien als auch Deutschland bei der Europameisterschaft so weit wie möglich kommen.
Historisches geschafft
„Deutschland ist natürlich der Favorit auf die EM-Krone, Albanien hat bereits mit der reinen Qualifikation historisches geschafft“, so der 30-Jährige. In seinem Geburtsland gleicht die derzeitige Stimmungslage der Albaner der Euphorie der Deutschen während der „Heim-WM“ 2006, als zahlreiche Deutschland-Fahnen ganze Straßenzüge schmückten. Der prägnante Unterschied ist die wirtschaftliche Lage beider Länder – die albanische Nationalmannschaft soll dem Land mit der „wunderschönen Adria-Küste“ ein Gesicht verleihen und „eine Zeit des wirtschaftlichen Aufbruchs“ einläuten: „Für die Menschen in Albanien ist die Teilnahme an der EM eine riesige Sache. Die Vorfreude ist unfassbar groß. Die Nationalmannschaft hat bewiesen, dass man auch aus geringen Möglichkeiten viel machen kann. Wenn man diese Freude mitbekommt, hält man automatisch zu Albanien.“
Hoffnungen, dass der Neuling im Teilnehmerfeld die schwere Gruppe um Gastgeber Frankreich, Schweiz und Rumänien übersteht, seien „durchaus berechtigt“, findet Tafoshi: „Zumindest das Viertelfinale liegt im Bereich des Möglichen.“ Dass dort das Duell Deutschland gegen Albanien warten könnte, stört ihn nicht: „Egal, wer in diesem Spiel gewinnen würde, ich würde mich sowohl für Albanien als auch für Deutschland freuen. Es soll der Bessere gewinnen.“ Cian und Adelina Sophie sehen das allerdings anders.