Bad Berleburg. .

„Nie wieder!“ hat er sich gesagt. Denn nach seinem ersten Triathlon sei er „eigentlich halb tot“ gewesen, erinnert sich Carsten Hennig an seinen ersten Wettkampf in Altenburg im Jahr 1986. Dieses Gefühl hielt allerdings nicht lange an. Seitdem reizt ihn immer wieder diese sportliche Herausforderung hoch drei, die ihn sogar nach Hawaii brachte. „Da wollen alle hin, vom Ironman leitet sich alles ab. Dort ist der Triathlon entstanden“, erzählt Carsten Hennig. In diesem Jahr ist er im August bei den Weltmeisterschaften in Zell am See/Österreich am Start.

Im Mehrkampf der Disziplinen Schwimmen, Radfahren, Laufen verbindet er „die drei Sportarten, die mir am meisten Spaß machen“. Seit Kindertagen ist der 45-Jährige Schwimmer. In seiner ersten Heimat im thüringischen Altenburg hat er bei seinem Vater auf der Hand schwimmen gelernt. Bei den zu DDR-Zeiten üblichen Sichtungswettkämpfen in den Betriebssportgemeinschaften wurde sein Talent entdeckt. Und an der Kinder- und Jugendsportschule in Leipzig gefördert - trainiert wurde sechsmal pro Woche. „Dort ging es darum, Leute zu züchten, die konform sind und die das Bild der DDR gut darstellen“, blickt Carsten Hennig zurück, der aber schon die achte Klasse lieber wieder an seiner alten Schule und in seinem gewohnten Umfeld in Altenburg besuchte. „Zum einen war mir der politische Druck zu hoch, wenn wir in der so genannten Gruppenstunde geimpft wurden. Und zum anderen hat es mir irgendwann nicht mehr so gefallen, die Kacheln im Schwimmbecken zu zählen.“

Zum Ironman Hawaii

In der Natur unterwegs zu sein - „das liebe ich so am Triathlon“, sagt der Sportler. Sein Debüt hat er 1986 bei einem kleinen Triathlon in seiner Heimatstadt. „Der war auch noch verkehrt herum... - sprich: erst laufen, dann Rad fahren und abschließend schwimmen.“ Erschöpft kam der damals 17-Jährige ins Ziel - und wollte „nie wieder“ solch eine Unternehmung starten. „Seitdem mache ich Triathlon.“

Nachdem Carsten Hennig im September 1989 - noch fluchtartig - die DDR verlassen hatte, kam er nach Bad Berleburg. „Wir sind eigentlich zufällig hier gelandet, und ich hab’s bis heute nicht bereut.“ Seit 15 Jahren betreibt er das Fachgeschäft „Rothaar Aktiv“ mit Bekleidung, Schuhen und Zubehör für den Lauf- und Triathlonsport in seiner neuen Heimat. Vor allem wegen der wunderschönen Natur war er vom Wittgensteiner Land direkt begeistert. Seine Kumpels Oliver und Holger Buschmann nahmen ihn mit zum Schwimmen beim VfL Bad Berleburg. Gemeinsam starteten sie dann auch beim Triathlon in Altenburg.

Nach dem Auftakt in kleinem Maß, d.h. auf der Jedermann- bzw. Kurzdistanz (500/700m Schwimmen, 20 km Radfahren, 5 km Laufen) wagte sich Carsten Hennig am Biggesee an die Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21 km Laufen). Die Initialzündung kam 1997 als Zuschauer beim Ironman im bayrischen Roth (die Veranstaltung zog später nach Frankfurt um). Die Stimmung an der Strecke fand Hennig so überwältigend, dass er für sich beschloss: „Das will ich auch, das muss ich live miterleben.“ Und fing am nächsten Tag mit dem Training an. 1998 ging er in Roth an den Start, 1999 legte er „noch ‘ne Schüppe drauf“ und schaffte die Qualifikation für den Ironman Hawaii.

Training, Training, Training

Für einen „Eisenmann“ besteht die Langdistanz aus Schwimmen über 3,86 Kilometer, einer Radfahretappe von 180,2 Kilometern und einem Marathonlauf (42,195 km). Das bedeutet: Training, Training, Training und noch ganz viel mehr. „Sport in solchen Maßen tut natürlich immer ein bisschen weh“, sagt Hennig, „aber man kann das Gefühl, nach so einer Distanz ans Ziel zu kommen, gar nicht beschreiben.“ Für ihn liegt die Kunst darin, die körperlichen Grenze ausloten und das Ganze noch genießen zu können. Auf Hawaii, diesem für ihn „ganz besonderen Fleckchen Erde“ hat er es geschafft. „Der Wettkampf lief gut, ohne Druck.“ Er wollte es einfach schaffen. „Es ist Kult, es ist halt das Gesamtpaket.“ Gern würde Carsten Hennig noch einmal dorthin reisen. „Nur kann ich mir im Moment nicht vorstellen, mich über so eine Langdistanz zu quälen.“

Sieben Wettkämpfe im Jahr 2014

Zumal es auch auf der Kurzdistanz gut läuft. Sieben Wettkämpfe hat er im Jahr 2014 bestritten, war am Start beim Edersee Triathlon (Platzierung: 1. Hessenliga/Altersklasse M45: 4. Platz), beim Kindelsberg Triathlon (Gesamt: 10. Pl./ M45: 2. Pl.), beim Sassenberger Triathlon (Gesamt: 14. Pl./ M45: 3. Pl.), beim Altenrheine Triathlon (Gesamt: 5. Pl./M45: 1. Pl.), beim Twistesee Triathlon (Gesamt: 5. Pl./M45: 1. Pl.) und beim Ironman 70.3 Rügen (Gesamt: 98/M45: 5. Pl.). Und da er immer auf der Suche nach etwas Neuem ist, startete er gemeinsam mit Schwimmer Kevin Geiselhart und Läufer Swen Pöppel beim Köln Triathlon als Staffel im Wettbewerb „Cologne 226 Half Relay“. Das Wittgen­steiner Team „Rothaar Aktiv“ überflügelte die Konkurrenz, als es mit 23 Minuten Vorsprung auf die Zweiplatzierten über den roten Teppich im Ziel einlief.

Mit einem Platz unter den „Top 100“ beim Ironman 70.3 Rügen im September 2014 hat sich der Triathlet für die WM in Zell am See qualifiziert. Dort geht’s am 30. August um die Vergabe der Weltmeistertitel. So verspricht auch das Sportjahr 2015 spannend zu werden.

Mit solchen Momenten und Herausforderungen verbunden sind dann die starken Emotionen, die Carsten Hennig seit fast 30 Jahren zu neuen Starts beim Triathlon motivieren. Und zwar immer wieder!