Finnentrop/Bamenohl. 14 neue Spieler, zwei neue Trainer und ein neuer Sportlichen Leiter beim Fußball-Oberligisten. So läuft der Riesen-Umbruch am Bamenohler Schloss.

Unberührt lag der Rasen in der Morgensonne, menschenleer war auch die gesamte Arena drumherum. Diesen Anblick hatten die beiden Trainer Jonas Ermes (32) und Jörn Dettmer (41), als sie gegen 9 Uhr als erste den Fußballplatz in Finnentrop/Bamenohl betraten und auf ihre Spieler warteten. Ein Symbol für die bevorstehende Oberliga-Saison: Der unbespielte Rasen als unbeschriebenes Blatt.

Nie traf dies so zu wie vor der fünften Oberliga-Spielzeit der SG. Zwei neue Trainer plus 14 neue Spieler waren als Zugänge aufgelistet, etwa gleich lang war die Zahl der Abgänge. Ein Umbruch wie noch nie. Die Zugänge kommen fast ausschließlich aus der Region Südwestfalen. „Es ist niemand dabei, der den Rahmen total sprengen würde“, sagte Jan Hüttemann, neuer Sportlicher Leiter und Nachfolger des verdienten Simon Machula.

Wieder zurück vom SV 04 Attendorn: Jerome König.
Wieder zurück vom SV 04 Attendorn: Jerome König. © LL | LL

14 Neue, klingt opulent. Auf der anderen Seite ist freilich einiges an Qualität verloren gegangen. Nur als Beispiel Phillipp Hennes, einer der Schlüsselspieler der SG, und künftig gemeinsam mit Tobias Kleppel Spielertrainer bei der SG Serkenrode/Fretter. Wer übernimmt dessen Führungsfunktion? Hüttemann: „Klar, da muss einer hineinwachsen.“ Aber wer das sein wird, ist in einem derart frühen Stadium der Saison noch offen. „Ich bin mir sicher, dass die Vorbereitung zeigen wird, wer bereit ist, diese Verantwortung dann zu übernehmen. Das ist ein ganz normaler Prozess.“

Neuer Sportlicher Leiter: Jan Hüttemann.
Neuer Sportlicher Leiter: Jan Hüttemann. © Lothar Linke | Lothar Linke

Anspannung und Vorfreude habe er an jenem Morgen in der leeren Arena gespürt, verriet Jonas Ermes, der erstmalig in seiner neuen Funktion als Trainer antrat: „Ich freue mich total darauf, jetzt mit der Mannschaft und dem Trainertram loszulegen.“ Er sieht die SG Finnentrop/Bamenohl als „ruhig und professionell geführt“. Das erleichtere ihm, in die neue Rolle hineinzufinden.

Fast im Team mit Nuri Sahin und Mutlu Demir

Nicht minder fiebert Jörn Dettmer der Herausforderung entgegen. Nach zehn Jahren Nachwuchsarbeit sei er „auf das höchste Pferd im Kreis Olpe gestiegen“, wie er es ausdrückte. In den letzten Wochen und Monaten habe er „gefühlt täglich“ einen Austausch mit Jonas Ermes gehabt. „Wir haben wahrscheinlich mehr miteinander telefoniert als jeweils mit unseren Frauen“, lachte Dettmer. Gibt es eine Abstufung innerhalb des Duos? Ja. Dettmer: „Jonas ist der Chef, das sehe ich ganz entspannt. In den letzten Monaten hat sich allerdings gezeigt, dass wir in 99 von 100 Entscheidungen komplett gleich unterwegs sind.“

Fünfköpfiges Trainerteam

Das Trainerteam ist fünfköpfig. So ist Jan Nöker für das Analytische zuständig, Julian Heisterkamp für die Athletik und Henning Vogt für die Torleute. Sie unterstützen Cheftrainer Jonas Ermes und Co Jörn Dettmer.

Analytik, eine Aufgabe, die nicht nur anspruchsvoll, sondern auch sehr zeitintensiv ist, weiß Nöker, der zuletzt auch Marius Hilleke, seinen Vorgänger, unterstützt hatte. Gegner-Beobachtung kennt er, er wird, so oft es eben geht, live vor Ort sein. Denn kein Video ersetzt das Studium einer Mannschaft mit eigenen Augen. Löcker hat die B-Lizenz, war zuletzt Co-Trainer beim Landesligisten SuS Kaiserau.

Wie kam der Kontakt zwischen den beiden eigentlich zustande? Diese gab es vorher eher sporadisch. Jörn Dettmer war einst beim RSV Meinerzhagen im Gespräch, als Ermes dort noch aktiv war. Er schlug der RSV-Chefetage um Nuri Sahin und Trainer Mutlu Demir, „sich Jörn doch einmal anzuschauen. Auch mit Blick auf die Jugendentwicklung“, erinnerte sich Ermes.

„Wir haben wahrscheinlich mehr miteinander telefoniert als jeweils mit unseren Frauen.“

Jörn Dettmer, Co-Trainer an der Seite von Jonas Ermes bei der SG Finnentrop/Bamenohl

Aber daraus wurde dann nichts. Ermes: „Als allerdings klar war, dass ich hier in Bamenohl eine Rolle übernehmen würde, haben wir überlegt, wer am besten in das Trainerteam passen würde, und auch da sind wir auf Jörn gekommen.“ Dettmer wird seine Tätigkeit am Stützpunkt weiterhin wahrnehmen, er ist an zwei von drei Trainingseinheiten in Bamenohl anwesend plus sonntags bei den Spielen dabei.

Sage niemand, in Trainingsspielen gehe es nicht engagiert zu.
Sage niemand, in Trainingsspielen gehe es nicht engagiert zu. © Lothar Linke | Lothar Linke

Der Kader hat ein Durchschnittsalter von fast genau 23 Jahren. Jerome König (27) ist Rückkehrer vom SV 04 Attendorn, Eren Albayrak (21) kommt vom RSV Meinerzhagen, Max Kolberg vom Oberliga-Konkurrenten ASC Dortmund, wohnt aber in Werdohl. Leandro Fünfsinn stößt vom TuS Erndtebrück dazu, Melvin Musangu von den SF Siegen. Elias Butzkamm (20) kommt vom FC Lennestadt, Marten Schelle von dessen Nachbarn Bonzel.  Nasim Chatar (18) wohnt in Meschede, war Stammspieler in der A-Jugend des SV Lippstadt. Johannes Thiemann (25) war bester Torschütze des Westfalenliga-Absteigers SC Neheim. Ebenfalls aus dem HSK, jeweils vom TuS Sundern, kommen die 22-jährigen Erik Dier und Davin Jay Emde, sie haben dort in der A-Junioren-Landesliga gespielt. Nils Marek wechselt vom SV Schmallenberg zum Bamenohler Schloss. Bekannt ist Robin Klaas (22) aus seiner Gerlinger Zeit, er spielte zuletzt beim TuS Erndtebrück. Edwin Morasch (19) war Stammtorwart in der A-Jugend der Sportfreunde Siegen, wohnt in Netphen.

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„Spannend“ werde es werden mit den vielen Neuen, sagte Kapitän Moritz Kümhof und meinte dies positiv, nämlich, „spannend ist es, die Jungs mal persönlich kennenzulernen.“ Das erste Training habe jedenfalls Spaß gemacht. „Es geht jetzt darum, den Kader nun zu einem Team zusammenzusetzen, und dann das Beste rauszuholen.“ Moritz Kümhof sieht die Liga „nochmal stärker, nochmal ausgeglichener. Und es gibt es noch mehr Mannschaften und mehr Spiele. Ich bin optimistisch, dass es läuft.“

Ziel: Teilnahme am Westfalenokal

Zu den Saisonzielen gehört auch, sich wieder für den Westfalenpokal zu qualifizieren, was 2024 nicht gelungen war. Jan Hüttemann hadert übrigens nicht mit der Eingruppierung des VfL Bochum II in die Oberliga: „Wir nehmen es, wie es kommt. Im Endeffekt können wir da eh nichts dran ändern, ich bin kein Freund davon, über Entscheidungen zu diskutieren, die gefallen sind. Für uns ist es ein geiles Spiel mehr, das darf man nicht vergessen, wobei die Oberliga insgesamt eine geile Liga ist.“