Höxter. Nach einem Spiel kommt es durchaus vor, dass Vikar Jonas Klur das Trikot des SV Höxter wieder mit einem Messgewand tauscht.

Nicht nur die Fußballer im Kreis Olpe stehen in den Startlöchern, sondern auch Jonas Klur. Der gebürtige Altenhofer, der 2008 mit der SpVg Olpe in die Westfalenliga aufstieg, ist Vikar in Höxter und spielt für Bezirksligist SV Höxter. Wir sprachen mit dem 33-Jährigen über die abgebrochene letzte Saison und die Vorbereitungszeit auf die nächste Spielzeit und einige weitere interessante Dinge


Herr Klur, die wichtigste Frage vorab! Wie sind Sie persönlich und beruflich durch die Corona-Krise gekommen?

Jonas Klur Ich bin gut durch die letzten Monate gekommen. Gesundheitlich hatte ich keinerlei Probleme und ich habe immer versucht, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Als wir kein Fußball spielen durften, habe ich viel gejoggt. Als Treffen in Präsenz nicht möglich waren, haben wir digitale Treffen organisiert.


In zwei Wochen geht es mit dem Fußball wieder richtig los? Wie sehr kribbelt es in den Füßen?

Ich freue mich, dass wieder Mannschaftssport möglich ist und ich bin schon sehr gespannt, wie wir in die Saison starten werden.


Wie lief die bisherige Vorbereitungszeit?

Meist kann ich nicht viel von der Vorbereitung mitnehmen, da diese fast immer komplett in die Sommerferien fällt und ich dann durch Urlaub und Ferienlager kaum in Höxter bin. Doch in diesem Jahr sieht es anders aus. Zum einen habe ich nur an einem kleinen Ferienlager teilgenommen und die Saison beginnt später als üblich. Leider habe wir zurzeit einige verletzte Spieler und wir haben anders als im Vorjahr in den Testspielen nicht so gute Resultate erzielt. Aber vielleicht kann das paradoxerweise ein gute Omen sein für einen besseren Start in die Saison. Im letzten Jahr hatten wir nämlich eine herausragende Vorbereitung, aber einen durchwachsenen Saisonbeginn.


Was war es für ein Gefühl, nach monatelanger Corona-Pause wieder auf dem Fußballplatz zu stehen?

Zwar war ich fit, aber ich habe auch erneut gemerkt, dass man sich erst wieder einspielen und mit dem Ball vertraut werden muss.


Wie sehen Ihre Ziele für die kommende Saison aus?

Wir haben die Ambitionen hochgeschraubt und wollen oben angreifen.


Nach den Entwicklungen der letzten Wochen: Befürchten Sie einen erneuten Lockdown und damit einen erneuten Saisonabbruch?

Das glaube ich nicht. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass man zeitweise eine Coronatestpflicht vor Spielen einführt oder einzelne Spiele verschoben werden müssen, weil eine Mannschaft durch Quarantäne von Spielern geschwächt ist.


Hätte man die Probleme, die nun wieder aufgetreten sind, nicht vorher sehen können oder sogar müssen?

Das weiß ich nicht.


Gibt es wieder Einschränkungen bei Gottesdiensten?

Zum Glück ist das Singen seit einigen Wochen mit Maske wieder erlaubt. Das ist sehr wichtig für die Teilnehmer.


Halten Sie die gerade gefassten Einschränkungen – besonders für Nichtgeimpfte – für richtig oder sollte man nicht einfach mal lernen, mit dem Corona-Virus zu leben, satt immer alles zu reglementieren?

Viele haben oder hatten den großen Traum, dass es eine Zeit nach Corona geben wird. Ich fürchte allerdings, dass es diesen Virus mit seinen Varianten immer geben wird. Da anscheinend die Impfstrategie nicht aufgeht und Medikament gegen das Virus nach wie vor nicht auf dem Markt sind, werden wir uns mit einem Leben mit angezogener Handbremse weiterhin gewöhnen müssen. Neulich habe ich mit einem Freund aus Indien telefoniert, der beklagte, dass die Schüler seit März letzten Jahre faktischen keinerlei Unterricht hatten. Ähnliches habe ich von Freunden aus Bolivien gehört, wo Homeschooling kaum funktionierte, weil schon die technischen Voraussetzungen nicht gegeben waren. Wenn man zu Hause nur ein Smartphone hat, können nicht vier Kinder gleichzeitig digital beschult werden.


Sie haben viele Jahre in Rom studiert. Haben Sie noch Kontakt nach Italien und wie beurteilen Sie die Situation, wie in Italien mit Corona umgegangen wird.

Neulich durfte ich am Lago Maggiore ein wenig italienische Luft schnuppern und habe gemerkt, dass dort die Situation mindestens so entspannt war wie bei uns. Allerdings baut die Einführung der Impfpass-Pflicht neue Hürden auf, was die Gastronomen schon bemerkt haben.


Zurück zu Ihrer Fußballkarriere. Wie sind bzw. waren in Ihrer neuen Heimat eigentlich die Reaktionen auf einen Fußball-spielenden Priester?

So ganz alltäglich ist das ja nicht. Viele finden das interessant. Es bricht mit den üblichen Erwartungen und führt dazu, dass Kirche und Fußball hier enger zusammenrücken.


Wie läuft eigentlich ein Sonntag bei Ihnen ab. Geht es nach dem Umziehen nach der Messe direkt auf den Sportplatz?

Meist ist es so, dass ich am Sonntagmorgen eine oder zwei Messen feiere. Anschließend stehen in diesen Wochen häufig auch noch Taufen an und danach versuche ich, auf den Sportplatz zu kommen. Am Abend kann es vorkommen, dass ich wieder das Messgewand überstreifen darf.


Vor einigen Monaten hatten Sie angekündigt, dass diese Saison wegen einer Versetzung Ihre letzte Saison beim SV Höxter sei. Bleibt es dabei und wo wird man Sie in der übernächsten Saison sehen?

Das ist richtig. Im Sommer 2022 wechsle ich aller Voraussicht nach die Stelle. Es steht noch nicht fest, an welchen Ort es mich im Erzbistum Paderborn verschlägt.


Sie sind jetzt fast 34. Ein Alter, in dem die Fußballer so langsam über ihren Abschied vom grünen Rasen nachdenken. Wie lange planen Sie noch, hinter dem runden Leder hinterher zu laufen?

Ich muss zwangsläufig immer mal wieder an Frank Germann denken, mit dem ich in Olpe zusammengespielt habe und der noch mit 40, glaube ich, in der Westfalenliga angetreten ist. Also habe ich noch etwas Zeit. (lacht).