Kirchhundem. Eigentlich wollte der FC Kirchhundem sein 75-jähriges Jubiläum am 11. September groß feiern.

Doch Corona grätschte den über Monate geplanten Galaabend brutal ab. 2022 will der Fußballclub einen neuen Anlauf nehmen.

Grünes Licht dagegen gab es für den Besuch der Michael-Rummenigge-Fußballschule in Kirchhundem. Und der war allemal eine Entschädigung für den abgesagten Festkommers. Ein herrliches Bild bot sich bei eben solchem Wetter, als 110 Kinder die drei Tage auf dem Sportgelände in der Heitmecke genossen, das alles unter der Leitung von namhaften Trainern, ehemaligen Profis.

Namhafte Trainer

110 ist eine ungewöhnliche Zahl – aber auch ein Hinweis auf eine ungewöhnliche Geschichte. Den eigentlich war das Camp mit 100 Kindern proppenvoll. „Es war ruckzuck ausgebucht“, wusste Hartmut Baßenhoff, 1. Vorsitzender des FC Kirchhundem, „deshalb haben wir im Vorfeld schon gar keine Werbung mehr dafür gemacht.“

Dennoch zog das Camp seine Kreise. Bis nach Hagen. Die Elektro-Innung und die Firma Sonepar , der weltgrößte Elektro-Großhändler, beschlossen, zusätzlich zehn Kinder aus dem vom Hochwasser stark betroffenen Hagen noch mit zum Camp anzumelden. Die Kinder durften mit Begleitpersonen kommen, Sonepar lud die kleinen Fußballer plus Begleitung zum Abendessen ein und sorgte für die Übernachtung. „Wir haben überlegt: Was kann man tun?“ schilderte Bernhard Köthenbürger, Marketingdirektor für Sonepar Deutschland, „dann kam uns die Idee mit der Michael-Rummenigge-Fußballschule.“ Vor sieben Jahren habe man ein erstes Mal daran teilgenommen. „Da haben wir schon gemerkt, wie gut das den Kindern tut“, erinnerte sich Köthenbürger.

Michael Rummenigge zeigte ein großes Herz, auch angesichts der Tatsache, dass die Kinder doppelt gestraft waren: Erst waren sie monatelang wegen Corona vom „richtigen“ Fußballspielen ausgeschlossen und dann noch von der Überschwemmung betroffen.

Der frühere Profi des FC Bayern München und von Borussia Dortmund stockte kurzerhand das Teilnehmerfeld von 100 auf 110 Kinder auf. „So ist es uns gelungen, zehn Familien ein schönes Wochenende zu geben“, freute sich Walter Mennekes, Unterstützer sowohl des FC Kirchhundem als auch der Fußballschule von Michael Rummenigge, die übrigens ebenfalls in diesem Jahr ein Jubiläum begeht: Das 25-jährige.

Die zehn kleinen Hagener übernachteten in der Gemeinde Kirchhundem, und waren nicht nur glücklich über die Fußballtage, sondern auch über ein offenbar nicht unwesentliches Detail, nämlich endlich mal in Fußballschuhen zu Abend essen zu dürfen, wie zu vernehmen war. Auch Michael Rummenigge („immer wenn wir in Kirchhundem sind, ist gutes Wetter“) war froh, mit seiner Schule wieder alles anbieten zu können. „Alle Trainer hier sind geimpft, genesen, getestet – sonst könnten sie bei uns diesen Job nicht machen.“

Apropos Trainer: Erfahrene Fußballfreunde kennen sie alle. Wie Dieter Schlindwein (60), der 400 Spiele für Waldhof Mannheim, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und FC St. Pauli bestritten hat. „Dieter hat mit mir seinen A-Schein gemacht“, verriet Michael Rummenigge. Zusammen mit Peter Wongrowitz „baute“ Rummenigge den Fußballlehrer 2007 in Köln. Wongrowitz ist 2017 und 2019 Deutscher Meister mit der A-Jugend von Borussia Dortmund geworden, war sieben Jahre Chefscout beim BVB. Rummenigge: „Der hat ein Auge, das ist unglaublich.“ Nicht von ungefähr ist er der Entdecker von Lars Ricken oder David Odonkor.

Christian Sackewitz (65) spielte für Arminia Bielefeld, Bayer Leverkusen, Bayer Uerdingen, Eintracht Braunschweig und Hertha BSC, wurde in der Bielefelder Aufstiegssaison 1979/80 Torschützenkönig der 2. Liga mit 35 Toren in 36 Spielen. Dass es wunderbare Tage in der Heitmecke wurden, ist auch der guten Organisation des FC Kirchhundem zu verdanken, an der Spitze die Jugendabteilung des FCK mit Marco Kosanke und 15 Helfern.