Olpe. Thomas Rath ist der Kapitän und eine Identifikationsfigur des Fußball-Landesligisten Olpe.
Er hat nie woanders gespielt. Gespielt hatte er mal mit dem Gedanken, nach dieser Saison aufzuhören. Doch hängt er ein weiteres Jahr dran. Wir sprachen mit dem 33-Jährigen.
Sie bauen gerade ein Haus um. Kommt ihnen da die Fußball Zwangspause sogar gelegen?
Thomas Rath: Sicherlich kann ich die Zeit momentan gut in den Umbau investieren. Trotzdem waren die Trainingseinheiten und die Meisterschaftsspiele vor der Pandemie immer ein perfekter Ausgleich. Vor der aktuellen Saison habe ich mit Ottmar (Griffel) auch ganz offen und ehrlich darüber gesprochen, dass ich nicht an allen Trainingseinheiten teilnehmen kann. Hierfür hat das Trainerteam selbstverständlich Verständnis gezeigt.
Deswegen haben Sie auch offen gelassen, ob sie weitermachen?
Unter anderem. Ich habe mir einfach diesmal mehr Zeit gelassen und mir viele Gedanken über eine mögliche weitere Saison gemacht. Aber während Zwangspause habe ich doch gemerkt, dass ich noch zu sehr am aktiven Fußball hänge, so dass ich jetzt nicht sagen wollte, nach der Saison ist Schluss.
Björn Schneider, der Sportliche Leiter der Spielvereinigung Olpe, hat ja auch gemeint, dass es nicht so schön wäre, nach einer halben oder einer viertel Saison aufzuhören zumal man nicht weiß, wie es noch weitergeht. 2020 haben viele verdiente Fußball oder Trainer aufgehört, ohne einen würdigen Abschied bekommen zu haben…
Natürlich ist es schade, wenn man nicht den Abschied bekommt, den ein Spieler, Trainer oder Betreuer verdient hätte. Verabschiedungen lassen sich aber nachholen. Jeder Abschied wird gut durchdacht sein. Ob familiäre Anlässe, Verletzungen, berufliche Veränderungen, fehlender Elan… Hier gibt vielerlei Gründe. Aber wenn es einfach für eine weitere Saison nicht mehr passt, verstehe ich auch, dass man sagt: okay, das war’s jetzt - auch wenn man sich eine letzte Saison anders vorgestellt hat.
Bei Ihnen ist es noch nicht soweit?
Nein, ist es noch nicht. Ich fühle mich noch topfit und zeitlich wird es in der nächsten Saison ebenfalls keine Probleme geben. Die spielfreien Wochenenden sind zwar auch sehr schön, aber jetzt kann es so langsam wieder losgehen.
Am letzten Januar-Sonntag und die ersten Februar-Sonntagen wäre wahrscheinlich kein Fußball gewesen, aber die Woche danach war herrlichstes Fußballwetter. War da das Kribbeln besonders groß?
Allerdings. Es war ein super Wetter, dass man da nicht auf dem Platz stehen kann, ist schade. Ich kann die Laufrunde um den Biggesee auch langsam nicht mehr sehen. Man sieht immer die gleichen Gesichter und kennt jeden Grashalm.
Sie haben von jung auf ausschließlich bei der Spielvereinigung Olpe gespielt. Da ist es sicherlich schwer, spontan den Höhepunkt der Karriere zu nennen, oder?
Es gab bisher wirklich viele schöne Momente. Sportlich gesehen sind die Aufstiege in die Westfalenliga und der Aufstieg mit der zweiten Mannschaft in die Bezirksliga zu erwähnen. Pokalsiege gehören ebenfalls dazu. Mit den Erfolgen ist der Zusammenhalt immer noch ein Stück größer. Schön ist auch zu sehen, dass die SpVg Olpe nach dem sehr turbulenten Jahr mit den vielen Abgängen, wieder auf einem sehr guten Weg ist.
Sie haben damals den Verein nicht verlassen. Wieso?
Ich konnte damals nicht einfach sagen, ich höre jetzt auf. Oder ich wechsele gar den Verein in der gleichen Liga. Das hätte die Spielvereinigung Olpe damals nicht verdient gehabt. Wenn es mal nicht läuft, muss man halt versuchen, das Ruder wieder herumzureißen. Wenn man jetzt sieht, wie wir das in relativ kurzer Zeit, mit der Mannschaft und mit allen Leuten um die Mannschaft geschafft haben, macht einen das schon stolz. Wenn ich in diesem Jahr gesagt hätte: ich höre auf, dann würde ich das mit einem ruhigen Gewissen tun können. Das wäre vorher nicht der Fall gewesen. Ich bin da nicht so der Typ für.
Sie haben beide Seiten, zwei ziemliche Gegensätze erlebt. Einmal haben sie jahrelang mit einer Mannschaft Gleichaltriger zusammengespielt, und dann als Ältester mit vielen jungen Spielern. Wo ist der Unterschied, was ihr Kapitänsamt, ihre Rolle, ihr Spiel anbetrifft?
Es hat sich auf jeden Fall einiges verändert. Zu Anfang des Seniorenbereichs versucht man, seine eigenen fußballerischen Fähigkeiten zu verbessern, um dem Team möglichst schnell helfen zu können. Mit den gesammelten taktischen und persönlichen Erfahrungen achtet man jetzt allerdings schon lange nicht mehr nur auf sich, sondern versucht den jüngeren Spielern die Werte, die der Fußball hat, und die man früher mit auf den Weg bekommen hat, weiterzuvermitteln. Zudem ist mir ein fairer Umgang innerhalb der Mannschaft und auch gegenüber anderen Mannschaften wichtig. Was natürlich nicht heißen soll, dass die Zweikämpfe nicht angenommen werden. Das Spiel an sich ist schon schneller und dynamischer geworden. Es macht aber sehr, sehr viel Laune, auf dieser Basis mit den jüngeren Spielern zu trainieren. Der größte Unterschied sind sicherlich die Gesprächsthemen nach dem Training. Da kann ich oftmals nicht mehr mitreden.
Ist Ihre Aufgabe dadurch nicht etwas komplizierter geworden, jetzt, da sie sich nicht mehr nur auf sich allein konzentrieren müssen?
Nein, es ist nicht komplizierter geworden, es macht großen Spaß, seine Erfahrungen weiterzugeben. Wir haben sehr viele Jungs, die gut ausgebildet sind. Trotzdem: Wenn man vom Juniorenbereich in den Seniorenbereich kommt, kann man doch noch viele Dinge lernen. Auch wenn man das nicht so wahrhaben will als junger Spieler. Wir achten da schon drauf, nicht nur ich, sondern auch die anderen Älteren, dass man die jungen Spieler in die richtige Bahn leitet und sie vorbereitet auf die Seniorenjahre.
Die Spielvereinigung Olpe ist amtierender Kreispokalsieger, steht in der Landesliga auf Platz drei. Angenommen, die Saison wird fortgesetzt, welche Ziele gibt es da noch?
Erstmal müssen wir hoffen, dass die Fallzahlen runtergehen, sonst brauchen wir über die Saison nicht zu unterhalten. Aber eines ist klar, wenn es jetzt bald weitergehen sollte und wir einen guten Start erwischen, ist wirklich alles möglich. Gerade auch, weil die beiden Spiele gegen Erlinghausen und Obersprockhövel noch ausstehen.
2021/22 kommt, und Thomas Rath ist dabei. Noch mal einen Aufstieg, das wär’s doch, oder?
Wenn man eine intakte Mannschaft hat, steckt man sich nicht das Ziel, um den dritten Platz mitzuspielen, zumindest geht es mir persönlich so. Wir haben schon die Ambitionen, am Ende der Saison ganz oben zu stehen. Ohne dabei irgendwelchen Druck aufbauen zu wollen. Den sollte man im Amateurfußball eh nicht verspüren. Jede Mannschaft, die vor der Saison ausspricht, dass sie „oben mitspielen“ will, habe ja insgeheim auch nur das eine Ziel im Kopf. Bis dahin ist es jedoch immer ein sehr langer Weg. Ich würde mich nicht beschweren, wenn ich noch einen Aufstieg in meiner aktiven Zeit mitnehmen darf. Aber lassen Sie uns erst einmal diese Saison zu Ende bringen.
Der letzte Westfalenliga-Abstieg war unnötig. Es gab Stimmen, wonach die Mannschaft zu lieb für diese harte Liga gewesen sei. Sie hat in den Fairness-Wertungen meist weit von gelegen, und im Abstiegsjahr sogar den Fairnesspreis gewonnen. Was andererseits auch ein gutes Zeugnis für den Charakter der Mannschaft ist, oder?
Zu lieb würde ich nicht sagen. In der Fairness-Wertung geht es ja um alle erhaltenen Karten einer Saison. Hier haben wir wahrscheinlich das ein oder andere taktische Foul weniger gezogen, welches andersherum die ganzen abgezockten Mannschaften in gefährlichen Spielsituationen begehen. Beim Westfalenliga-Abstieg haben einfach mehrere Komponenten nicht gepasst. Sofern ich das beurteilen darf, ist der Charakter der Mannschaft schon immer sehr gut gewesen. Hier legt der Vorstand, aber auch wir Spieler, enormen Wert drauf.