Niederhelden. Mit dem Reitsport verhält es sich exakt so wie bei jedem anderen Hobby: Es gibt gravierende Unterschiede, was die Kosten angeht.
„Es ist genauso wie bei jedem anderen Hobby. Da gibt es gravierende Unterschiede“, sagte Friederike Schöttler gleich zu Beginn, als es um die Frage ging, wie teuer die Leidenschaft für das Reiten sei.
Friederike Schöttler, seit 25 Jahren Pferdewirtin beim Gestüt Repetal, schätzt: „Wenn jemand sagt: für mein Kind nur das Beste, oder wenn sich wirklich ein Kind aussuchen kann, was ihm am besten gefällt, und was zugleich am sichersten ist, dann ist bei der Ausrüstung schon locker ein Tausender fällig.“
Helm
Natürlich kann man mit einer ganz günstigen Standardausrüstung starten. Beim Reiterhelm ist es genau wie mit dem Fahrradhelm. Es gibt preiswerten Kopfschutz im Discounter. Der kostet um die 20 bis 30 Euro. Genau so bekommt man hochwertige Helme, für die die Reitsportfreunde 200 bis 300 Euro ausgeben. Heißt: Der Teuerste kostet fast zehnmal so viel wie der Preiswerteste. Friederike Schöttler bevorzugt den Mittelweg. Vom ganz billigen Helm rät sie ab, und die extrem Hochwertigen müssen nicht unbedingt sein. „Es gibt durchaus gute Standard-Helme, die zwischen 80 und 100 Euro kosten“, sagt sie.
Nur: Wo liegen da eigentlich die Unterschiede? Friederike Schöttler: „Teils ist es das Material. Die Kopf-Passform ist eine völlig andere bei den ganz, ganz günstigen Helmen. Es passt ja nicht jeder Helm auf jeden Kopf.“
Oder die Riemen. Bei den billigen Teilen verstellen sie sich von selbst, dagegen hat ein besserer Helm eine Arretierung an der Seite, womit er wesentlich stabiler auf dem Kopf sitzt und damit auch deutlich mehr Sicherheit gibt.
Stiefel
Genauso verhält es sich mit den Stiefeln. Auch da sind die Qualitäts- und Preisunterschiede enorm. „Da fängt es mit den Gummistiefeln oder Gummi-Stiefeletten an, auch mit einem Preis um die 20 Euro“, sagt die Expertin, „wenn man eine Stiefelette aus Leder haben will, dann zahlt man auch gut und gerne mal über’n Daumen 50 bis 80 Euro, auch im Standardbereich.“ Wenn es denn Lederstiefel sein sollen, startet der Preis bei 100 oder 150 Euro. Friederike Schöttler: „Das kann dann auch bis 500 oder 600 oder sogar 800 Euro gehen, das sind dann zumeist maßangefertigte Stiefel, die einen ganz anderen Halt geben.“
Nun ist ein Helm sicherheitsrelevanter als ein Stiefel. Der Helm kann Leben retten, der Stiefel eher weniger. „Ein eindeutiges Jein“, antwortete Friederike Schöttler, „wenn man zum Beispiel mit einem normalen Schuh reiten würde, oder mit irgendwas, was keinen Absatz hat, dann bestünde immer die Gefahr, dass man durch den Steigbügel durchrutscht. Im Falle des Sturzes bleibt man hängen und im schlimmsten Fall wird man noch mitgezogen. Und das ist bei einem Stiefel oder bei einer Stiefelette wesentlich weniger gegeben.“
Hose
Jetzt waren wir ganz oben beim Helm, und ganz unten bei den Stiefeln. Zur Mitte gehört die Hose. Es gibt spezielle Reiterhosen; die ganz günstigen fangen für Kinder bei 20 oder 30 Euro an, „aber auch bei einer Hose kann man locker mal einen Hunni oder 200 Euro loswerden“, sagt Friederike Schöttler. „Und da gibt es etwas, was man auch in der normalen Bekleidungsszene findet: Modemarken. Die gibt es auch im Reitsport. Und auch da zahlt man oft den Namen mit.“
Normalerweise hat eine Reiterhose an der Innenseite Noppen, früher war das entweder Leder oder Kunstleder, das gibt mehr Halt im Sattel als beispielsweise eine Jeans. „Reithosen sind schmaler geschnitten, damit sie besser Anliegen, und dass man sich nicht so schnell scheuert, vergleichbar mit den Hosen für’s Radfahren.“
Handschuhe
Sinnvoll sind Handschuhe. Einfach, weil man einen besseren Grip am Zügel hat. Friederike Schöttler: „Sie sind nicht zwingend notwendig, aber da sind wir im Normalfall bei fünf Euro, wir können natürlich auch einen feinen Lederhandschuh wählen, da sind wir bei 30 Euro.“
Jacken/Westen
Spezielle Reitjacken oder Reitwesten sind im Schnitt schmaler gehalten, sodass man den Sitz des Reiters etwas besser beurteilen kann. Da sind nochmals 200 oder 300 Euro fällig; je nach Marke.
Pferd
Bleibt die Frage, was ein Pferd kostet. Friederike Schöttler: „Auch da ist die Differenz riesengroß, wie beim Autokauf. Da kommt es auf Größe an, auf Können, auf Zuverlässigkeit. Da fängt es an bei 2500 Euro und geht bis zu einer Million für die, die in den Sport gehen, die man im Fernsehen sieht. Im Schnitt bleiben diejenen, die sich ein Pferd privat anschaffen, im vierstelligen Bereich.“