Wenden/Hünsborn. Gabriel Annen ist einer, der weiß was er will. Der Spagat zwischen Beruf und Ehrenamt erfordert viel Organisationstalent, und das bringt er mit.

Vor gut einer Woche, auf der Jahreshauptversammlung von Rot-Weiß Hünsborn, stand Gabriel Annen als einer der beiden 1. Vorsitzenden zur Wahl. Manfred Arns, mit dem er das Amt gemeinsam bekleidet hatte, hatte im Vorfeld angekündigt, nicht mehr angetreten. Die Suche nach einem Nachfolger für Arns gestaltete sich mühsam.

Und Gabriel Annen sprach Klartext: „Wenn sich heute kein Vorsitzender findet, der gemeinsam mit mir die Geschicke in den nächsten Jahre leiten will, dann trete ich nicht mehr an“, schrieb Gabriel Annen den mehr als hundert anwesenden Mitgliedern ins Stammbuch, „auf Grund der hohen Arbeitsbelastung, vor allem vor der großen Aufgabe dem 100-jährigen Jubiläum, muss Entlastung her“. Es ging gut aus, mit Henning Uebach fand sich ein Nachfolger.

Das Hundertste als Herausforderung

Gabriel Annen ist mit 27 Jahren der jüngste 1. Vorsitzende im heimischen Zirkel. Und das an der Spitze eines großen Vereins. Es gibt bei Rot-Weiß Hünsborn nicht nur den Fußball, sondern auch die starke Abteilung des Breitensports, Gabriel Annen ist der Steuermann auf dem Rot-Weißen Schiff. Das ist soeben in sein 100. Jahr „eingelaufen“. Gabriel Annen: „Jetzt gilt es alle Kräfte zu bündeln. Unser Vorstand ist gut aufgestellt, so dass wir unser großes Fest stemmen können“, blickt Gabriel Annen in die nahe Zukunft.


Der Festkommers wird Anfang Juli in der Dorfgemeinschaftshalle stattfinden. Außerdem sind am Löffelberg noch Aktionen geplant, aber vorher stehen noch viele Sitzungen der Organisationsmitarbeiter an. „Eine umfangreiche Chronik, sowie eine Festschrift ist in Arbeit“, verrät Gabriel Annen.

Auf Ballhöhe: Gabriel Annen als Vorsitzender von Rot-Weiß Hünsborn.
Auf Ballhöhe: Gabriel Annen als Vorsitzender von Rot-Weiß Hünsborn. © Unbekannt | meinolf Wagner


Er stammt aus einer Familie des Lokalrivalen VSV Wenden, denn sein Vater Gottfried war deren Vorsitzender und ist auch über die Physiotherapie zum Wendener Traditionsverein gekommen. „Ich bin eher durch Zufall bei Rot-Weiß Hünsborn gelandet“, erinnert sich Gabriel Annen an die Anfänge am Löffelberg, „der frühere sportliche Leiter Peter Becher suchte einen Physiotherapeuten. Da habe ich spontan zugesagt. Es war zuerst ein Versuchsballon“.

Bei seiner Tätigkeit trägt er übrigens die Nummer 33 auf seinem Trainingsanzug, die höchste Zahl, die es bei der Vergabe gegeben hat. Eine Schnaps- und Glückszahl.

Immer wieder neu einstellen

Der Hünsborner Trainer hieß zu jener Zeit Andreas Wieczorek. Gabriel Annen fand eine weitere Nähe zum Fußball, den Mannschaften im Verein. Er weiß aber auch: „Man muss Abstriche machen, denn ich habe noch einige andere ehrenamtliche Ämter inne.“ Der Schützenverein St. Severinus, die Junge Union in Wenden, die Tätigkeit im Kreisvorstand der Jungen Union, die CDU Wenden oder auch die DLRG in Wenden bestimmten den Tagesablauf von Gabriel Annen maßgeblich mit.

Es gilt aber auch, einen Schulterschluss zwischen Beruf und Ehrenamt zu finden. Gabriel Annen ist Geschäftsführer der Annenvita in Geisweid. „Es sind oft Zehn-Stunden-Tage.“ Ungefähr zwanzig Minuten habe er Zeit für die anvertrauten Patienten, weiß er zu berichten.

Er stellt sich einer hohen Arbeitsbelastung mit dem Schwerpunkt Orthopädie und Chirurgie, „man muss sich immer wieder neu auf die Patienten einstellen. Wie bei einer Fußballmannschaft, die sich in jedem Training und bei den Spielen immer wieder auf neue Situationen einstellen muss“.


Gabriel Annen hat die Ausbildung zum staatlich geprüften Physiotherapeuten absolviert. Das volle Programm. „Bei den Westfalen-Schulen in Dortmund war ich maximal gefordert.“

Die eigene Fort- und Weiterbildung hat bei ihm trotz des Vorsitzenden-Amts bei RW Hünsborn absolute Priorität. So hat er eine Weiterbildung zum Osteopathen absolviert.

Mehr als 1500 Unterrichtseinheiten

Weitere sollen folgen. „Es waren fünf Jahre mit mehr als 1500 Unterrichtseinheiten, die zu stemmen waren“, gab er zu verstehen, „eine anspruchsvolle Tätigkeit, denn Osteopathen behandeln mit den Händen. Sie versuchen, Funktionsstörungen im Körper zu erkennen und zu therapieren. Der Grundgedanke ist, dass Bewegungsapparat, Schädel und Rückenmark sowie die inneren Organe als Systeme zusammenhängen. Sie sind durch feine Gewebenetze, Faszien genannt, verbunden“, beschreibt Gabriel Annen seine zusätzliche Tätigkeit. Der Osteopath arbeitet mit langsamen, abtastenden Bewegungen. Die Physiotherapie ist eine geeignete Rehabilitationsmaßnahme.

Der Fußball spielt auch im beruflichen Umfeld eine Rolle. Jörg Rokitte, Trainer des VSV Wenden, ist Stützpunktleiter von Annenvita in Wenden. „Jörg und ich haben immer gute Gespräche; sei es im Beruf oder wenn es sich um den Fußball dreht“. Aber wohin steuert der Fußball? Zur Entwicklung der Bundesliga und den Amateurvereinen hat der wiedergewählte Vorsitzende eine glasklare Meinung: „ Die Bundesliga nimmt keine Rücksicht auf die Amateure. Der Sonntag sollte dem Amateursport zur Verfügung gestellt werden“.

Ein ereignisreiches Jahr steht Rot-Weiß Hünsborn, seinem Verein, bevor. Außer einem schönen Jubiläum ist Gabriel Annen in diesem Sommer auch noch etwas anderes wichtig: „Es ist mein größter Wunsch, dass wir die Saison ordentlich zu Ende spielen, und dass unser Trainer Andreas Waffenschmidt einen großen, unvergesslichen Abschied bekommt.“