Finnentrop. Gerhard Kowalzik kennt den Paralympics-Schwimmer Fabian Brune von Kind auf. Er schätzt sowohl den Sportler als auch den Mensch sehr hoch ein.
Lange haben die Jubelfeiern am Sonntag nach dem Finale auf Madeira nicht gedauert. „Ich bin relativ schnell ins Bett gegangen, weil ich mega-fertig war vom Tag“, berichtet Fabian Brune. Der 20-jährige Schwimmer aus Finnentrop hatte über 100 Meter Rücken soeben die Fahrkarte zu den Paralympics in Tokio gelöst.
Derweil herrscht in der Heimat Stolz auf Fabian Brunes Erfolg, was den jungen Sportler sehr freute. „Gejubelt wurde definitiv auch von vielen zu Hause, die ich seit Jahren kenne. Davon bin ich mega gerührt.“ Es seien viele Glückwünsche er per WhatsApp, E-Mail oder SMS gekommen. „Ich habe nicht genau mitgezählt, aber es waren schon einige.“ Große Freude herrschte auch bei seiner ehemaligen Trainerin Martina Döbbeler von den Wasserfreunden Finnentrop: „Platz fünf ist super. Das größte Ziel ist sowieso immer eine neue Bestzeit. Und das hat geklappt.“
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Mit gefreut hat sich am Sonntag auch Achim Henkel, Bürgermeister von Brunes Heimatgemeinde Finnentrop. „Ich habe schon ein Glückwunschschreiben auf den Weg gebracht“, verriet er, „auch wenn Herr Brune nicht mehr bei uns wohnt, sondern verzogen ist. Aber die Grundlagen sind natürlich hier gelegt worden, da brauchen wir gar nicht drüber reden.“
Grundlagen: Da fällt einem als einer der ersten Gerhard Kowalzik ein, seit 42 Jahren Schwimmwart der Wasserfreunde Finnentrop. Was sind seine ersten Erinnerungen an Fabian Brune? Merkte man schon früh, dass er dieses große Talent hatte? „Nein“, antwortete Kowalzik, „das konnte man nicht, das konnten wir nicht. Er ist trotz seiner Behinderung immer mitgeschwommen, und wir haben ihn auch immer mitgenommen. Aber da hatte er keine Chance.“
Bis der Verein dann irgendwann mal herausgefunden hatte, dass es Behinderten-Wettkämpfe gibt, bei denen der Grad der Behinderung ausschlaggebend ist. „Dann ging es so langsam los“, erinnerte sich Gerhard Kowalzik, „ein Auslöser war sicherlich auch, dass sein Bruder Philipp ein guter Schwimmer ist, der war ja zu der Zeit für unseren Bereich sehr erfolgreich. In Philipps Sog ist es dann so gekommen. Er brachte Fabian immer mit zum Training.“
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Was Kowalzik all’ die Jahre beeindruckt hat: „Fabian war immer unser Sonnenschein. Er hat nie schlechte Laune gehabt, hat immer gelacht, war immer freundlich. Das ist seine große, herausragende Charaktereigenschaft. Er hat trotz seiner Behinderung nie aufgegeben, auch bei unserem Wettkämpfen nicht, wo er eigentlich keine Chance hatte.“ Trotzdem habe er sich immer gefreut über seine Zeiten. Die Platzierung waren ihm nicht so wichtig. Aber er habe gesehen: Ich kann richtig was für mich tun.“
Lob für Martina Döbbeler
Fabian Brune hat nunmehr Stadtrecht für Bayer Wuppertal. Gerhard Kowalzik: „Die haben da ganz andere Möglichkeiten, auch weil der Verein darauf ausgerichtet ist. Dahin zu gehen, war das Beste, was er machen konnte.“ Lobende Worte hat er für die Trainerin Martina Döbbeler: „Sie hat sich sehr um Fabian gekümmert.“
Als Kowalzik am Sonntag von Brunes Paralympics-Quali erfahren hat, habe ich er sich natürlich auch sehr gefreut und ihm auch direkt eine Nachricht geschickt. „Ganz toll, was du da geschafft hast. Und ich bin ausgesprochen stolz auf dich“, habe er geschrieben, verriet Kowalzik, „er hat sich auch gleich bedankt.“ Also immer noch der Sonnenschein. Kowalzik: „Auf jeden Fall. Nicht mehr der kindliche, sondern ein Erwachsener mit dem Schalk im Nacken, aber nie böse.“ Noch verhindert Corona eine Begegnung mit Fabian Brune, aber Gerhard Kowalzik weiß, dass das irgendwann klappen wird: „Ich hoffe natürlich, dass es so bald wie möglich mal dazu kommt.“