Drolshagen/Gerlingen. Wechsel auf hohem Niveau: Oliver Weuste verlässt den Fußball-Landesligisten SC Drolshagen und schließt sich Westfalenligist FSV Gerlingen an.

Es ist nicht irgendeiner, der da gegangen ist, sondern der Kapitän, wenn nicht das Gesicht der Mannschaft. Und er vollzieht einen Wechsel auf hohem Niveau. Von einem Aufsteiger 2018/19 zum anderen, denn sowohl die Drolshagener als auch die Gerlinger erreichten im vergangen Sommer unter riesiger Anteilnahme ihrer Fans die Liga, in der sie jetzt spielen.

Mit 27 Jahren ist Oliver Weuste, Mittelfeldspieler, meist auf Außen, im besten Fußballalter. Dem widerspricht er nicht. „Einige gute Jahre habe ich noch drauf. Bis jetzt hatte ich Glück, dass ich so weit verletzungsfrei geblieben bin, und ich hoffe, dass ich in diesem besten Fußballalter nochmals angreifen kann“.

Wechsel sauber kommuniziert

Viele Wechsel-Fußballer sprechen von einer neuen Herausforderung, die sie suchen, obwohl es bei näherem Hinsehen nicht immer eine ist. Anders bei Oliver Weuste. Es ist glaubhaft, was er sagt; er klettert nun mal eine Liga höher. Und somit ist alles harmonisch verlaufen zwischen ihm und dem SC Drolshagen, dessen Trainer und Sportlichem Leiter. „An meinem gute Verhältnis zu Holger Burgmann und Tobias Stahlhacke wird nichts zu rütteln sein“, stellt er klar. Es sei alles sauber kommuniziert worden. „Ich musste nicht zwingend wechseln. Aber als dann der Anruf kam, war das für mich schon eine Option, mit der ich mich länger beschäftigt habe“, schildert er die Zeit der Entscheidung. Länger deshalb, weil ihm „Drolshagen schon sehr am Herzen gelegen“ habe.

Maßarbeit. Oliver Weuste trift aus spitzem Winkel im entscheidenden Spiel um den Landesligaaufstieg gegen Salchendorf.
Maßarbeit. Oliver Weuste trift aus spitzem Winkel im entscheidenden Spiel um den Landesligaaufstieg gegen Salchendorf. © Unbekannt | Lothar Linke


Sieben Jahre hat er am „Buscheid“ gespielt. Entsprechend emotional sollte der Abschied sein. Nur: er hat bislang noch nicht stattgefunden. Außer über die Whatsapp-Gruppe. Aber was ist daran emotional? Nichts. „Ein unschöner Weg, aber es blieb uns in dieser Zeit nichts anderes übrig“, zuckt Weuste mit den Schultern. „Ich hoffe, dass wir uns alle noch einmal sehen, wenn wir wieder mit mehreren Leuten zusammen kommen können“. Eine Gelegenheit sollte sich finden, denn die Wege sind kurz, Weuste wohnt in Drolshagen.

In den letzten Zügen seiner Drolshagener Zeit erlebte er das Highlight schlechthin. Den Landesliga-Aufstieg, den ersten in der Vereinsgeschichte. Gefühlt halb Drolshagen war nach Salchendorf mitgereist, erlebte den 4:1-Sieg an jenem 26. Mai. Der Kapitän höchstpersönlich sprach das Schlusswort am „Wüstefeld“, er steuerte das 4:0 bei. Weuste war auf dem Gipfel.

Weustes Zeit in Drolshagen war ein stetiges Bergauf. Als er kam, war der SCD gerade in die Bezirksliga aufgestiegen. Dort erlebte er vier Jahre Abstiegskampf mit der Zuspitzung 2016, als die Mannschaft erst am irren letzten Spieltag gegen Kaan-Marienborn II den Kopf aus der Schlinge zog.

Fast eine Woche gefeiert

Welche Feier war größer? Die beim Nichtabstieg am 29. Mai 2016 oder die beim Aufstieg 2019? Schwer zu beantworten. Weuste: „Beim Nichtabstieg war eine Riesenerleichterung da. Beim Aufstieg? Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch, Donnerstag war Feiertag. Da haben wir alles mitgenommen“. Was beide Dramen gemeinsam hatten: Sowohl im Abstiegs- als auch im Aufstiegskrimi war Ottfingen der Kontrahent im Fernduell.

Nach Jahren des Bangens ging es aufwärts, mit Trainer Matthias Würde sprangen sichere Tabellenplätze heraus, dazwischen das Kreispokalfinale gegen den FC Lennestadt (1:3) und mit Holger Burgmann letztlich der Landesliga-Aufstieg. „Es war eine Superzeit“.

Doch welches Ereignis hat die Wende eingeleitet? Die Wandlung vom notorischen Abstiegskandidaten zur Bezirksliga-Spitzenmannschaft? Das eine, auslösende Ereignis gab es nicht, da ist sich Oliver Weuste sicher. „Die Mannschaft ist zusammen gewachsen. Wir hatten zunächst schwierigere Charaktere dabei. Aber gerade mit den jüngeren Leuten, die aus der Jugend kamen, wie Christian Rieder, Tom und Jan Gummersbach oder Mirko Mester – sie haben das Gesicht der Mannschaft verändert und auch eine positivere Stimmung vermittelt“.

Eine große Entwicklung hat auch Weustes künftiger Verein, der FSV Gerlingen, hinter sich. Die führte bis in die Westfalenliga. Neue Vereine, erhöhtes Tempo. Eine kurze Bekanntschaft mit dieser Liga machte Oliver Weuste vor Jahresfrist, im Westfalenpokalspiel am Buscheid gegen Concordia Wiemelhausen. „Das war zwar in der Vorbereitung. Aber man merkte schon, dass da alles sehr schnell ist, der Ton etwas rauer, den Rest lasse ich mal auf mich zukommen“.

Zwei alte Bekannte

Kontakt zu FSV-Trainer Stefan Breuer hatte er bereits, als der Wechsel im Gange war, zunächst telefonisch, dann in der vergangenen Woche auch am Bieberg. Sein Eindruck? Gute Jungs, gute Stimmung. Zwei von ihnen kennt Oliver Weuste aus gemeinsamen Zeiten. Klar: Lukas Rademacher. Mit ihm hat er in Drolshagen zusammen gespielt. Aber wer ist der zweite? Fast eine 100.000-Euro-Frage. Weuste löst sie auf: „Mit Christoph Sauermann. Bei der Spielvereinigung Olpe. In der B-Jugend“.