Bilstein. Uli Rauchheld aus Bilstein ist Sportler durch und durch. Nun blickt er auf 60 Jahre Wettkampfsport in den verschiedensten Disziplinen zurück.
Er wurde nicht nur Fleischermeister, sondern auch Kreis- und Westdeutscher Meister. Dieser Name ist der Inbegriff für sein sportliches, aber auch berufliches Leben. Rauchheld. Vorname Ulrich, genannt Uli.
Aber nie käme Uli Rauchheld auf den Gedanken, sich als „Held“ zu bezeichnen. Und doch hätte er es verdient, der jetzt alte Weggefährten in Brills Garten im Lennestädter Dorf Bilstein eingeladen hatte. Nein, Siebzig Jahre wird er erst nächstes Jahr. Es war also kein runder Geburtstag, so wie üblich. Er blickte vielmehr auf 60 Jahre Wettkampftätigkeit zurück.
Das große Ganze im Auge
Uli Rauchheld ist nicht der Einzige, der auf sechs Jahrzehnte sportliche Aktivitäten zurückblicken kann. Doch von diesen gibt es deutlich weniger Aktive, die das große Ganze im Auge hatten. Während dieser von Turnen, Fußball, Leichtathletik, Skisport und Triathlon geprägten Zeit setzte er sich frühzeitig auch für den Verein, „seinen Verein“, den TuS 08 Bilstein, ein. Der Beruf zum Fleischer, Aus- und Weiterbildung, lief programmgemäß. Nach fünf Gesellenjahren wieder zurück in Bilstein, „war ich die treibende Kraft im Verein, eine Leichtathletikabteilung zu gründen. Im Laufe der Zeit musste ich feststellen, dass mein Ehrgeiz größer war als der der Aktiven.“
Als Übungsleiter und schließlich auch als Kampfrichterobmann im Kreis Olpe bis 2013 stellte er sich ehrenamtlich in den Dienst der sportlichen Gemeinschaft. Ehrenamtler, das wird oft betont, zählen zu den stillen Helden der Gesellschaft – also doch ein Held, einer unter vielen.
Rom 1960 war prägend
„Beim Turnen entdeckte ich schnell, dass alles, was mit Bewegung zu tun hatte, mir viel Spaß bereitete“, schaut Rauchheld noch einmal in den Rückspiegel. „Im Sommer machten wir dann unter dem Übungsleiter Josef Hoffmann auch Leichtathletik.“
Die Kernsportart der Olympischen Spiele faszinierte ihn dann auch vor dem Fernseher. „Ja, Rom 1960. Dieses Ereignis hat mich am nachhaltigsten geprägt. Ich war so beeindruckt von Grodotzki, Hary, Lauer, Kaufmann und vielen anderen, dass ich von dieser Zeit an die Leichtathletik nicht mehr aus den Augen verlor.“
Seinen bis heute erhaltenen Bewegungstrieb befriedigte er damals auf dem Gelände hinter der Schule. „Dort habe ich hunderte von Stunden verbracht. Dadurch, dass ich abends schachmatt war, hatte ich mit Schlafstörungen nie viel zu kämpfen.“ Dazu hatte ihn auch das Virus Fußball gepackt. Der SSV Kirchveischede wurde sein Klub. Die Fußballkarriere währte nicht lange, Probleme mit dem Knie waren das Aus. Aber nicht vom Sport.
Mehrfacher Westdeutscher Meister
„Ich wurde zwei Mal Kreismeister im Speerwurf, musste dann aber im Laufe der Jahre feststellen, dass ich, bei allem Spaß, kein besonderes Talent hatte.“ Um dann nachzulegen, dass es für ihn viel wichtiger war, „durch den Sport viele Menschen kennengelernt und mein Selbstbewusstsein erheblich verbessert zu haben“. Die Olympischen Winterspiele 1964 waren für ihn eine weitere Initialzündung, deren Wirkungen ihn bis heute nachhaltig dominieren. „Ich besitze mittlerweile sieben Paar Langlaufski für Klassisch und Skating. Ich bin mehrfacher Westdeutscher Meister und habe sogar bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften mitgemacht, bin jedoch unter ‚ferner liefen‘ gelandet.“
Dieser Sportart ist er bis heute treu geblieben, nicht nur in der Loipe, auch auf der Straße. Sowohl auf Rollski wie auch auf Inlinern findet er jetzt seine sportliche Erfüllung. Nach den Anfängen 1997 mit den City-Inline-Marathonläufen in Berlin und Köln hat er es nun auf insgesamt 43 Wettkämpfen auf den „Vierern“ gebracht. „2001 bin ich meine Bestzeit gelaufen. Diese Zeit von 1:19:40 Stunden hat im Kreis Olpe bis heute keiner auf einem Rundkurs gelaufen.“ Respekt.
Schwimmend von Olpe nach Attendorn
Aber Rauchheld wäre nicht Rauchheld, würde er sich nicht neueren Sportarten verschließen. Triathlon. Erster Wettkampf 1984 in Köln, Fühlinger See. „Da wäre ich fast ertrunken, konnte kein Kraulen.“ Er nahm Nachhilfe in Finnentrop bei Gerd Kowalzik.
Mit Erfolg. „Wir sind 1992 an zwei Tagen, in vier Etappen, von Olpe nach Attendorn geschwommen, 14 Kilometer, etwas unter vier Stunden. Hätte ich längere Arme und Beine, wäre ich sicher noch erfolgreicher gewesen.“ Dank Fahrrad und Skilanglauf hat er seine Kniebeschwerden im Griff. Der Engadin-Skimarathon oder der König-Ludwig-Lauf waren reizvolle Wettkämpfe. Auch beim Marathon unter drei Stunden qualmten die Socken.
Unter seiner Führung richtete der TuS Bilstein über 45 Veranstaltungen aus: Kreismeisterschaften, Westdeutsche Berglaufmeisterschaften und Westfälische Crossmeisterschaften mit 700 Teilnehmern. Da waren außer Uli Rauchheld viele Helden vom TuS 08 Bilstein für die Durchführung gefragt.
Positive Wirkungen des Sports
Schließlich schwört der Oldie auf die positiven Wirkungen des Sports: „Ende 2014 bin ich dann nach 50 Berufsjahren, davon 33 Jahre selbstständig, in den Ruhestand gegangen. Hätte ich in all den Jahren keinen Sport betrieben, ich hätte den schweren Beruf des Fleischers mit Schlachten, Zerlegen, Wurstmachen und Verkaufen nicht bis zum Ende meines Berufslebens machen können.“
Uli Rauchheld sieht aber auch die Gesellschaft: „Wo der Berufsalltag so einseitig wie noch nie ist, wäre es für jeden Menschen wichtig, für einen entsprechenden Ausgleich zu sorgen,“ sagt er, „jedoch sind die allermeisten Menschen zu bequem, sich entsprechend zu verhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit 20 Kilogramm Übergewicht und mehr sich wohl fühlt. Würde jeder erwachsene Bürger unseres Landes zwei Mal die Woche 30 bis 60 Minuten Sport treiben, so wäre ein Nebeneffekt, dass die Krankenkassenbeiträge um fünf Prozent niedriger wären. Aber so ist der Mensch!“