Attendorn. Werfergala, quo vadis? Eine berechtigte Frage. Aus 21 Vereinen nahmen 46 Athleten teil, diese gaben insgesamt 67 Meldungen ab.
Die Frage, ob sich der Aufwand für die Organisation lohnt, darf man nicht stellen. Die Verantwortlichen des LC Attendorn können stolz sein, dass ihre traditionelle Veranstaltung eine solche Resonanz erfahren hat – von Auswärtigen und von den „höheren Semestern“.
Es waren fünf Kreisvereine beteiligt, neben Gastgeber LC Attendorn der Skiclub und Turnverein Olpe sowie die TSG Lennestadt und der TV Kirchhundem mit einem Athleten. Was treibt die vielen Auswärtigen ins Sauerland? Nein, es waren nicht die neuen Theodoliten, die ihre Reifeprüfung im Hansastadion bestanden haben und zweifellos eine Rarität landesweit sind. Edwin Martin (M80) von der LG Korbach brachte es für viele der aus größerer Entfernung angereisten Teilnehmer auf den Punkt: „Ich habe eine Gelegenheit gesucht, wo außer Kugel auch mal Speer und Diskus angeboten werden.“ Und Franz-Josef Quinke ergänzte: „Das ist im Kreis Olpe nur in Attendorn möglich.“
Anne Böcker übertrifft Norm
Der M80-Athlet aus Nordhessen nahm die umständliche Fahrt auf sich und konnte sich als einer der beiden ältesten Athleten über seine ganz persönliche Leistung freuen. „Die Leistungen von uns Senioren dürfen auch mal gebührend erwähnt werden“, nimmt Bernd Pieper vom LC Attendorn kein Blatt vor den Mund. Der ehemalige Segler, Handballer und Hochspringer hat sich der Kugel verschrieben und wuchtete sie auf 8,42 Meter. Kreismeister.
Kreismeister wurden ja fast alle Teilnehmer der Kreisvereine, egal ob Jugend oder Oldie. Für die Youngster ist es der Anfang einer vielleicht großen Karriere, für die Seniorinnen und Senioren die Bestätigung ihrer Fitness. Aber es gibt auch höhere Ziele. 30 Meter war das Ziel des 15-jährigen Sprinttalents Anne Böcker, die sowohl für die 100 wie auch die 300 Meter die DM-Norm bereits in der Tasche hat. Doch zwecks Vermeidung frühzeitiger einseitiger Spezialisierung muss in einer anderen Kategorie ein weiterer Leistungsnachweise erbracht werden. Und den leistete Anne Böcker gleich im ersten Versuch mit dem Speer: 30,26 Meter. Die Norm liegt bei 30 Meter.
Aber da waren auch noch einige junge Auswärtige, die Meisterschaftsnormen im Auge hatten – und genau das spricht ebenfalls für das Angebot im Hansastadion. André Luis (U18) aus dem nordhessischen Melsungen, für den die Kugelstoßanlage fast zu kurz war, kam auf 17,58 Meter. Doch die Norm für die EM in Israel hat er schon, erzählte sein Trainer, wichtiger wäre das Ergebnis mit dem Diskus. 52,45 Meter, eine überragende Leistung. Doch die EM-Norm liegt bei 56 Meter. „Er hat noch einige Möglichkeiten,“ tröstete sein Trainer sich selbst und ihn.
Bestleistungen der Olper Leichtathletik
Bestleistungen erzielten auch die jungen Mädels und Jungs von der Olper Leichtathletik, bei ihrer „Vereinsmeisterschaft“ im Hansastadion. Kein Wunder. „Es war ihr erster Wettkampf“, bemerkte ihre Trainerin Paula Glasow, die bei der U20 selbst am Start war. Konkurrenz anderer Vereine? Fehlanzeige. Das Fähnlein der sechs Aufrechten hielten von der W12 Sara Leubner und Paula Hesse sowie von der W13 Mara Kipke, Julia Ochel, Sara Drach und Paulina Schröder hoch. Rein quantitativ konnten sie mit den Oldies nicht mithalten. Und von den Jungs des TV Olpe waren es Michael Kämpfer und Gabriel Gross (beide M13). „Die Leistung von Gabriel ist schon stark“, lobte Paula Glasow die 24,21 Meter mit dem Speer.
Zurück zu den älteren Semestern. Allen voran war es das Quartett Axel Reuber, Volker Brinkmann (beide M60), Dieter Hundt (M65) und Bernd Pieper (M70), die nicht nur die Ehre des LC Attendorn retteten, sondern auch für den Kreis Olpe. Sie sind jung geblieben, vor allem auch fit, auch wenn in ihrer jahrzehntelangen Laufbahn Verletzungen oder Krankheiten nicht ausblieben.
Dass die Oldies noch voller Ehrgeiz stecken, zeigt eine spontane Bemerkung von Torsten Lange (M75) von Phoenix Mutterstadt: „Da stimmt was am Maßband nicht.“ Er lag um einen Zentimeter hinter Gerhard Blum von der DJK Mudersbach zurück. Es ist aber auch die Attraktion Biggesee, die es einzelne Teilnehmer nach Attendorn zieht. Ein junger Duisburger Teilnehmer will sich auch noch „die wunderschöne Landschaft hier rund um Attendorn“ ansehen.
Theodolit besteht Premiere
Als ganz besonderes Highlight standen aber noch vor dem ersten Wurf die beiden neuen Weitenmessgeräte, die Theodoliten, im Mittelpunkt. Gerhard Wittmann, Kampfrichter beim Speerwurf: „Das ist schon sehr sinnvoll, wir sparen einen Kampfrichter und es bedeutet mehr Sicherheit und höhere Genauigkeit.“ Auch Franz-Josef Quinke, Geschäftsführer des LC Attendorn, war voll des Lobes: „Der Theodolit hat seinen ersten Einsatz beim Diskus mit Bravour bestanden.“
Davon konnten sich auch der Vorsitzende des Stadtsportverbandes, Rüdiger König, wie auch der Bürgermeister der Hansestadt, Christian Pospischil, überzeugen. Es war mehr als nur eine Stippvisite im Rahmen der Attendorner Sportwoche. Schließlich ließ es sich der Verwaltungschef der Stadt nicht nehmen, ergriff einen Speer und der flog, und flog, und flog – gemessen wurde der Wurf aber nicht. Fazit: die Werfergala des LC Attendorn lebt – auch, aber nicht nur, dank der Theodoliten.