Menden. . Menden, Schalke, Wilhelmshaven - und nun Catania Calcio. Die Fußball-Karriere des Mendeners Marco Fiore nimmt eine „verrückte Entwicklung“ und führt ihn in die italienische erste Liga. Eine Geschichte, die fast unglaublich klingt.

Wahrscheinlich müssen diese Dinger sein. Berufskollegen wie Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil oder Mario Götze tragen sie schließlich ebenfalls. „Generation Kopfhörer“ eben. Selbstverständlich fummelt auch Marco Fiore an seinem roten Ungetüm herum, als er durch die Tür ins Freie tritt. In die Fußgängerzone, in Menden. Nach ein paar Schritten stülpt Fiore das Gerät über sein Schulter langes dunkles Haar. Wenigstens das Cappy behält er in seiner Hand, während vereinzelt Menschen an ihm vorbei gehen.

„Ich bin jetzt in meiner eigenen Welt, soll das signalisieren“, sagte Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Fußball-Nationalelf, mal bei einem Versuch, das Kopfhörer-Phänomen zu erklären. Marco Fiore lächelt bei der Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieser Hör-Hilfe nur und sagt: „Der Sound ist einfach klasse. Das geht richtig ab.“

In Menden aufgewachsen

Es wäre auch töricht von ihm, sich in Menden abschotten zu wollen. Hier ist er aufgewachsen, hier kennen ihn die Leute, hier spielte er für den BSV Lendringsen und die DJK Grün-Weiß. Und hier startete „eine verrückte Entwicklung“, wie er selbst sagt, die ihn ab dem 1. Juli bei Catania Calcio in der ersten italienischen Fußball-Liga, der Serie A, auflaufen lässt.

Ausgerechnet ihn, den jüngsten der vier Fiore-Jungs.

Nicht, dass der 23-Jährige an seiner Qualität zweifeln würde, keineswegs. Ob Schalke 04 II oder SV Wilhelmshaven - er gehörte immer zu den Besseren. Aber eine Karriere in Italien? Im Land seiner Familie, das er trotzdem nur aus Urlauben kannte? Daran dachte er nie.

Im Urlaub zum Probetraining

Wie er selbst in seinen kühnsten Träumen nie damit gerechnet hätte, dass sich dieser Urlaub in Paterno vor mittlerweile zwei Jahren derart skurril entwickeln würde. „Da war plötzlich dieser Mann“, erzählt Fiore. Ein Mann war das, dem Soccer-Hallen gehören und der über Marco Fiore aus Menden erstaunlich gut informiert war. „Mein Cousin hatte ihm wohl meinen Lebenslauf geschildert.“

Und so stand der offensive Mittelfeldspieler während seines Urlaubs beim Probetraining statt an den feinen Sandstränden Siziliens. „Als ich sofort einen Dreijahresvertrag unterschreiben sollte, habe ich allerdings gesagt: Warte mal, das muss ich erst mit meiner Familie besprechen.“

Marco Fiore mit der italienischen Fahne. Foto: Martina Dinslage
Marco Fiore mit der italienischen Fahne. Foto: Martina Dinslage © WP

Der Schritt weg aus dem kuscheligen Menden in eine zwar bekannte, aber doch fremde Welt, er fiel Fiore anfangs nicht leicht. „In den ersten sechs Monaten war ich nicht der, der ich vorher war“, erzählt er. Doch die Tingelei mit SS Milazzo, einer Art Satelliten-Klub Catanias, durch die vierte Liga hat sich gelohnt. Jetzt kennt er die Art, in Italien Fußball zu spielen, jetzt hat er Einblicke gewonnen, die ihn haben reifen lassen. „Es rechtfertigt sich, dass ich meine Kindheit dem Fußball geopfert habe“, sagt Fiore.

Drei Jahre beträgt die Laufzeit seines neuen Kontrakts, Anfang Juli beginnt die Vorbereitung. „Falls ich mich nicht durchsetze, frage ich, ob ich nicht an einen Verein in Deutschland ausgeliehen werden kann“, sagt er. Aber lieber will er ein Versäumnis nachholen.

Noch nie im Giuseppe-Meazza-Stadion

„Obwohl ich Fan des AC Mailand bin“, erzählt der Mendener, „war ich noch nie im Giuseppe-Meazza-Stadion.“ San Siro, dieser magische Ort. So verrückt wie Marco Fiores Werdegang ist, wird er bald auf die mit euphorischen Menschenmassen gefüllten steilen Tribünen schauen können. Vom Rasen aus. Und vermutlich mit Kopfhörern geschmückt beim ersten Inspizieren des Geläufs.