Menden. Um sich gegen die Schwergewichte in der B-Junioren Bundesliga durchzusetzen, nimmt die SG Menden Sauerland einen enormen Aufwand in Kauf. Die ganze Stadt hilft mit.
Die Premiere können sie bei der SG Menden Sauerland Wölfe schon kaum mehr abwarten. Am Wochenende beginnt das Abenteuer B-Junioren-Bundesliga. Die Mendener sind nach mehreren erfolgreichen Qualifikationsrunden mit dabei und damit in der vom Deutschen Handballbund (DHB) komplett neu geschaffenen Liga. Um darin bestehen zu können, ist ein riesiger Aufwand vonnöten. Den hat neben dem Verein auch Trainer Dennis Galbas ganz persönlich. Er gibt einen Einblick.
Zunächst: Galbas ist bewusst nach Menden geholt worden, die Anfrage kam schon im Dezember 2023. „Das Ziel war damals, die Bundesliga zu erreichen, damit ich auch weitermache. Das war für mich selbst die Voraussetzung, nur wenn es zu 100 Prozent funktioniert“, erzählt der Trainer und unterstreicht damit noch einmal seine eigenen Ambitionen. Er ist jung und akribisch, was der Verein sehr schätzt. „Wir haben geschaut, welche Ausbildungsstufen bei unseren Jungs vorhanden sind und wozu sie nun bereit sind. Mit Dennis als Trainer sind wir dabei gut fündig geworden“, sagt der Wölfe-Vorsitzende Frank Schücking. Auch die Folgejahre in der A-Jugend möchte er mit Galbas planen, vor allem wenn einige der talentierten Jungs ein Doppelspielrecht bei den Herren bekommen.
Galbas wurde von Menden gezielt angesprochen
Von Beginn an war klar, dass Galbas als Chefcoach der B-Jugend agieren wird und parallel als Co-Trainer der Herrenmannschaft in der Regionalliga – schon bevor Ralf Heinemann als Trainer der Ersten seinen Vertrag erhielt. Die beiden hatten zuletzt die Herrenmannschaft des ASV Hamm-Westfalen II in der Oberliga trainiert. In der B-Jugend wirkt Galbas ohne den erfahrenen Rückkehrer ins Sauerland. Er möchte so einiges bewirken. Zumal Menden der einzige Vertreter in der Staffel ist, der kein Nachwuchsleistungszentrum hat. „Deshalb wollen und müssen wir uns weiter verbessern, damit wir eine Chance haben. Davon gehen wir aus“, betont Galbas und zeigt sich zugleich selbstsicher. Das ist eine weitere Eigenschaft, die ihn auszeichnet, seit jeher als Trainer.
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Die Bundesligasaison wird in acht Sechsergruppen ausgespielt. In der Hinrunde kommen die jeweils ersten Drei weiter und spielen danach um den Meistertitel. Platz vier bis sechs spielen gemeinsam um den DHB-Pokal. „Hinsichtlich Abstieg sind die Modalitäten noch nicht ganz klar, da für den DHB selbst alles Neuland ist“, verrät Galbas, der mit einem 15-Mann-Kader startet, 16 wären erlaubt. „Wir wollen allen Spielern genügend Spielanteile geben. Trotz erhöhter Spielzeit sind wir gut aufgestellt“, ist sich der 28-Jährige sicher. In der Bundesliga ist die Spielzeit bei den B-Junioren auf die volle Distanz von 60 Minuten erhöht worden, statt der sonst üblichen 50.
Schon vor der Schule eine Trainingseinheit
Deshalb gilt es, das Team auch in guter konditioneller Verfassung zu halten. Für 15- und 16-Jährigen stehen fünf Trainingstage in der Woche an, samstags optional. Und es gibt eine Neuerung: Es werden zum Start zwei Vormittagseinheiten absolviert – vor der Schulzeit um 6.30 Uhr. Die Jungs werden dafür von der ersten Schulstunde freigestellt. „Erstaunlicherweise ließ es sich recht einfach regeln. Die Schulen haben alle mitgezogen“, freut sich Galbas, der mit seiner Sieben dadurch auf der Ebene des Hochleistungssports arbeiten kann. Er bezeichnet dies als weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung.
In den Trainingseinheiten am Vormittag wechseln sich die Trainer ab. Auf dem Plan steht die fortlaufende individuelle Ausbildung der Handballer, das Schusstraining oder 1:1-Situationen. Allgemein arbeitet die Mannschaft auch mit Videomaterial, um jeden Spielzug zu verbessern. „Die Jungs brennen darauf, vormittags zu trainieren. Den verpassten Schulstoff müssen sie natürlich nachholen“, sagt Galbas. Und: Klassenarbeiten haben Vorrang. Denn wie im Profibereich sollen die schulischen Leistungen trotz des zeitintensiven Hobbys im Vordergrund stehen.
Trainer hat die A-Lizenz im Blick
Der Trainer ist übrigens selbst Lehrer an einer Realschule in Witten und wohnt in Bochum. Das bedeutet für ihn unheimlich viel Aufwand. Er hat eine 50-Prozent-Stelle und auch seine Schule kommt ihm für das Projekt in Menden sehr entgegen. Freitags hat er beispielsweise nur wenige Stunden, um ins Sauerland zu pendeln. Vor allem, wenn dann schon abends Spiele sind – im Herrenbereich. Galbas ist in Besitz der B-Lizenz, die er gerade frisch verlängert hat und die Voraussetzung für die Bundesliga ist. 2025 möchte er den Jugendnachwuchsleistungstrainer absolvieren, Bedingung für die A-Lizenz. „Es hilft mir also auch, dass ich mit der Mannschaft in der Bundesliga spiele und ich einen Nachweis habe, im höchsten Bereich zu trainieren“, erklärt der Coach.
Aufschlussreiches Turnier in Hamburg
In der Bundesligastaffel trifft Menden auf den VfL Gummersbach, Eintracht Hagen, Tusem Essen, Bayer Dormagen und den Bergischen HC.
Erster Gegner ist Gummersbach am 7. September. Am Wochenende waren die Mendener noch auf einem gut besetzen Turnier in Hamburg. Drei von vier Spielen verlor die SG knapp.
Dabei erkannte Trainer Dennis Galbas einige Defizite, an denen final gearbeitet werden soll. Mut macht: beim Sauerland-Cup besiegte Menden Gummersbach.
Er hat sein Team übrigens schon für ein internationales Turnier in Schweden angemeldet, was zwischen Weihnachten und Silvester stattfinden wird. „Für den Verein ist es super, mit Blick auf die Außendarstellung. Ich selbst bin gespannt, wie Teams in Skandinavien drauf sind. Und die Jungs wollen sich gerne mal gegen Teams aus dem Ausland behaupten.“