Menden. Das Iserlohner Sportgericht hat den VfR Lasbeck und den BSV Lendringsen bestraft. Bilanz der Spruchkammer zeigt Probleme auf.

Es ist so etwas wie das letzte Ausrufezeichen hinter der Saison 2023/2024 des Fußballkreises Iserlohn. Kai Schmücker, der oberste Sportrichter der heimischen Balltreter, fasst die Arbeit der Iserlohner Rechtsinstanzen in der gerade abgelaufenen Spielzeit zusammen. Und dabei dreht es sich nicht um Tore, Punkte und Meisterschaften, sondern um die Kehrseite des Fußballs. Platzverweise, Tätlichkeiten und Beleidigungen sind die dunkle Seite der angeblich schönsten Nebensache der Welt – des Fußballs.

„Der Fußball bleibt weiterhin ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Die Hemmschwelle, sich an die Regeln zu halten, sinkt immer weiter.“

Kai Schmücker
Vorsitzender Kreissportgericht Iserlohn

„Der Fußball bleibt weiterhin ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Die Hemmschwelle, sich an die Regeln zu halten, sinkt immer weiter“, sagt Kai Schmücker. Der Vorsitzende des Iserlohner Sportgerichtes mag diese Entwicklung nicht so einfach zu den Akten legen. „Es ist halt wie im richtigen, normalen Leben“, kann für den Lendringser Funktionär der Fußball einer erhofften Vorbildfunktion nur sehr selten gerecht werden.

Das lässt sich vor allem an den in der Saison 2023/2024 ausgesprochenen Strafen festmachen. So wurden von den zuständigen Organen Sperren für 254 Spiele ausgesprochen. Das entspricht, bei vier Spielen im Monat, eine Sperrzeit von 63,50 Monaten oder in Jahren von 5,29 Jahren. „Wenn man bedenkt, dass wir ein relativer kleiner Kreis des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen sind, sind wir da in einem überschaubaren Bereich“, so Kai Schmücker. Der Funktionär sieht die Kollegen in den großen Verbandskreisen – wie zum Beispiel Dortmund – unter größerem Druck. 

Viele Verfahren gegen Trainer und Betreuer

Im heimischen Kreis gab es in der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit insgesamt 55 Verfahren vor dem Sportgericht. Dabei handelte es sich um 34 Verfahren bei den Senioren und um 21 Verfahren bei den Junioren. Kai Schmücker macht noch einmal deutlich, dass sich die ausgesprochenen Strafen allein auf den Seniorenbereich beziehen.  „Im Juniorenbereich gibt es eine andere Strafbemessungsordnung. Das ist daher nicht vergleichbar“, so der Kreis-Iserlohner-Rechtschef. 

Der Lendringser stellt in seiner Analyse noch einmal besonders heraus, dass die Zahl der Verfahren gegen Trainer, Betreuer und Mannschaftsverantwortliche recht hoch ist. So gab es bei den Senioren insgesamt acht Verfahren. Im Juniorenbereich fanden sich Vertreter von sieben Juniorenmannschaften vor den Schranken des Sportgerichtes.

Die vergangene Saison brachte aber auch zwei nicht alltägliche Vergehen vor den Kadi. So musste sich der BSV Menden vor dem Sportgericht dafür verantworten, dass man mehrere Jugendspieler zu einem Probetraining ins Huckenohl eingeladen hatte. Und das ohne jegliche Zustimmung des anderen Vereines. Nach WP-Informationen war der SC Tornado Westig der betroffene Verein, der das Fehlverhalten des Mendener Klubs öffentlich machte. Das Sportgericht ahndete das Vergehen mit einem Ordnungsgeld von 200 Euro.

Fans zündeln bei Aufstiegsspiel

Auch nicht alltäglich war ein Verfahren wegen des Einsatzes von Pyrotechnik. Im Entscheidungsspiele um den Aufstieg zur B-Liga zwischen den VfR Lasbeck und den BSV Lendringsen II zündelten Anhänger der beiden Klubs bei Spiel in Kalthof. 100 Euro kostete das den zukünftigen B-Ligisten VfR Lasbeck, 85 Euro gingen auf das Konto des BSV Lendringsen. Die Pyro-Vorfälle des großen Fußballs sind auch an der Basis angekommen. 

Interessant ist auch ein Blick auf die Verurteilungsgründe in den Verfahren des Iserlohner Sportgerichtes. Da standen vor allem Tätlichkeiten gegenüber Gegenspielern oder Beleidigungen auf der Tagesordnung. Oder es waren Unsportlichkeiten gegenüber den Schiedsrichtern oder Beleidigungen in Richtung der Referees. Daraus resultieren unter anderen auch die drei längsten Sperren.

Olympos-Spieler für 24 Partien gesperrt

So wurde ein Spieler des GFV Olympos Menden wegen tätlichen Angriffs auf einen Schiedsrichter für 24 Spiele gesperrt. Ein Spieler des FV Ihmert/Bredenbruch wurde ebenfalls wegen eines tätlichen Angriffs auf den Schiedsrichter in eine Sperre von 24 Spielen genommen. Trauriger „Rekordhalter“ wurde dagegen ein Spieler von Hemer Erciyes. Für seinen tätlichen Angriff gegen einen Gegenspieler gab es sogar eine Sperre von 36 Spielen. 

„Das Iserlohner Sportgericht wird bei seiner Linie bleiben und mit aller Härte und Möglichkeiten auf solche Vorkommnisse reagieren.“

Kai Schmücker
Vorsitzender Kreissportgericht Iserlohn

„Das Iserlohner Sportgericht wird bei seiner Linie bleiben und mit aller Härte und Möglichkeiten auf solche Vorkommnisse reagieren“, sieht Kai Schmücker keinen Grund, den Kurs des Iserlohner Sportgerichtes zu ändern. „Es ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Da hat sich nichts geändert“, so Schmücker über die eigentlich doch schönste Nebensache der Welt.