Menden. Tim Kießler ist Kapitän bei Fußball-Landesligist BSV Menden. Er erklärt, wie seine Mannschaft die FLVW-Pressekonferenz aufgenommen hat.
Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch abseits des Rasens ist Tim Kießler ein wahrer Anführer. Als Kapitän führt der Mittelfeldspieler die Landesliga-Mannschaft des BSV Menden auf den Platz und zieht im Zentrum geschickt die Fäden. Doch in dieser Saison durfte sein Team selten im heimischen Huckenohl-Stadion auf Punkte- und Torejagd gehen. Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown legt den Amateurfußball schon seit etlichen Monaten lahm.
Am Montagnachmittag gab der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) bekannt, dass er die Saison noch nicht annulliert und begründete dies mit seiner Satzung. Was Tim Kießler darüber denkt und wie die aktuelle Situation beim BSV Menden ist, erklärt er im Gespräch mit dieser Zeitung.
Herr Kießler, wie läuft es aktuell in der ersten Mannschaft des BSV Menden?
Tim Kießler: Es ist schon ziemlich schwierig. Wir wollen natürlich alle schnellstmöglich wieder zurück auf den Platz. Es ist schon eine lange Zeit her, seitdem wir das letzte Spiel und das letzte gemeinsame Training bestritten haben. So lange waren wir auch noch nie voneinander getrennt. Zudem sind die Plätze gesperrt und aufgrund von Kontaktbeschränkungen kann man sich nicht einfach privat treffen, um zu kicken. Im Moment laufen wir sehr viel. Eigentlich könnte man uns schon als Laufmannschaft anmelden. Vom Trainerteam bekommen wir Pläne und sind auch über eine Sport-App miteinander vernetzt. Die drei Trainingseinheiten, die wir sonst immer haben, ersetzen wir aktuell durch Laufeinheiten. Wir arbeiten auch viel mit unseren Physios zusammen und haben einmal oder zweimal in der Woche ein Zoom-Training.
Der FLVW hat die aktuelle Saison für viele überraschend noch nicht annulliert. Was sagen Sie dazu?
Dass weitergespielt werden kann oder man die Saison mit einem Ergebnis beendet, ist aktuell noch unwahrscheinlicher als es vorher eh schon war. Wir haben die letzten Wochen schon mit einer Annullierung gerechnet. Bei einigen Spielern steht ja auch schon fest, dass sie zu anderen Vereinen wechseln. Da kommen einzelne Spieler garantiert in einen Konflikt, wenn sie mit ihren Gedanken schon bei ihrem neuen Verein sind und dann doch im Mai oder Juni noch beim alten Verein auflaufen würden. Generell haben wir in der aktuellen Saison bislang so wenig Spiele absolviert, dass eine Annullierung das einzig Richtige ist. Wenn alles normal abgelaufen wäre, hätte es nach der Hinrunde im Winter einige Wechsel gegeben und dann hätte sich für viele Mannschaften die Lage noch einmal geändert. So hat die Saison aus meiner Sicht noch keine große Aussagekraft gehabt.
Würde für den BSV eine Fortsetzung aktuell noch Sinn ergeben?
Wir hatten einen schlechten Saisonstart mit Platz elf nach sieben Spieltagen. Es wäre sicher noch etwas anderes, wenn wir oben stehen würden. Alle Mannschaften, die auf dem ersten Platz stehen und auch schon einen gewissen Vorsprung haben, wollen natürlich auch aufsteigen und hoffen, dass die Saison noch gewertet werden kann. Wir persönlich hoffen einfach, dass die Saison annulliert wird. Und dass wir uns dann demnächst schon auf die kommende Saison einstellen und vorbereiten können. Bei uns stehen ja auch schon einige Neuzugänge fest. Daher wollen wir so viel Struktur wie möglich vorgegeben bekommen, damit man ein Ziel vor Augen hat. Das Schlimme ist, dass wir jede Woche Neuigkeiten mitgeteilt bekommen, aber niemand so richtig weiß, wie es weitergeht. Ich kann für alle sprechen, dass wir auch keine große Lust mehr haben, die aktuelle Saison fortzusetzen. Wir wollen lieber so schnell wie möglich zurück ins Training. Testspiele wären sicherlich eine gute Idee, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Das Verletzungsrisiko wäre aktuell auch einfach viel zu hoch. Es wäre auch eine leichte Wettbewerbsverzerrung. In der aktuellen Situation, wo nur individuell trainiert werden konnte, können wir ganz leicht gegen schwächere Mannschaften verlieren, aber auch gegen stärkere Mannschaften gewinnen.
Ist dann die Motivation für das Training aktuell auch eher gedämpft, wenn die Mannschaft kein richtiges Ziel vor Augen hat?
Ich muss sagen, dass ein Großteil der Mannschaft, natürlich den derzeitigen Umständen entsprechend, schon sehr motiviert bei der Sache ist. Wir dachten ja eigentlich, dass wir im April wieder auf den Platz und dann endlich einen Fuß am Ball haben können. Und jetzt geht es in den kommenden Wochen darum, den Fitnesszustand zu halten. Das ist für viele natürlich frustrierend. Aber dafür zieht unser Team doch sehr gut mit.
Tendenziell liegt aber der Fokus dann doch eher auf der kommenden Saison?
Das kann man schon so sagen. Wir wollen uns für 2021/22 einfach optimal vorbereiten. So weit ich weiß, soll der Start Mitte August sein. Im Idealfall hat man sechs Wochen Vorbereitungszeit. Durch Corona vielleicht auch etwas mehr. Man könnte also von Mitte Mai bis Juni eine Pause machen und danach dann mit der Saison loslegen. Es wäre halt schon gut, wenn die Mannschaft wüsste, wann es zeitlich weitergeht. Die letzte Gewissheit fehlt uns einfach.