Menden. 354 Kilometer auf dem Fahrrad sitzen und rund ums Sauerland fahren? Klingt nach einer Aufgabe für eine Woche. Nicht so für Verena Walter.

Was machen eigentlich Sportprofis, um in der Wettkampfpause Reize zu setzen? Verena Walter, Triathletin des Marathonclubs Menden, ist auf eine ganz besondere Idee gekommen, sie hat das Sauerland umrundet - auf dem Fahrrad.

Diese Herausforderung klingt gewaltig. 354 Kilometer auf dem Rad. 4400 Höhenmeter. Und das alles in zwölf Stunden. Verena Walter hat diese Strapazen auf sich genommen. „Die Idee einer Sauerlandumrundung existiert in meinem Kopf schon sehr lange, doch ehrlich gesagt, waren mir deutlich über 300 Kilometer immer zu lang, um sie an einem Tag mit dem Rad abzufahren“, gesteht die Triathletin, die sich keiner Herausforderung scheut.

Sauerlandlied-Tour bereits seit Jahren gefahren

Dass 300 Kilometer an einem Tag möglich sind, hat die Iserlohnerin in Diensten des MCM bereits vor zwei Jahren herausgefunden. Damals nahm sie am Mallorca 312 teil und durchbrach dort erstmals die magische Grenze von 300 Kilometern. Eine Tortur. „Damals habe ich gesagt: Coole Aktion, aber nochmal muss ich so etwas auch nicht machen“, sagt Walter schmunzelnd.

Doch während der wettkampffreien Zeit in der Corona-Krise musste eine neue Herausforderung her. Die Idee der Sauerlandumrundung wurde geboren. Mit Fahrten quer durchs Sauerland kennt sich die 39-Jährige aus. So hat sie in den vergangenen Jahren bereits das Projekt Sauerlandtour ins Leben gerufen. „Mein Projekt „Sauerlandliedtour“, bei der alle Orte angefahren werden, die in dem Sauerlandlied von ZOFF vorkommen, war schon eine große Herausforderung. Diese Tour war um die 250 km lang und wir bestritten sie einmal im Jahr“, erklärt Verena Walter.

Ambitionierter Plan

Die Gesamtlänge der Tour beträgt 354 Kilometer und 4400 Höhenmeter.
Die Gesamtlänge der Tour beträgt 354 Kilometer und 4400 Höhenmeter. © WP | Sascha Kertzscher


Also begann die Iserlohnerin mit der Planung ihrer besonderen Rundfahrt und stellte schnell eines fest. An einem Tag ist diese Fahrt schwer zu realisieren. „Nach kurzer Berechnung stellte sich heraus, dass ich sehr früh würde losfahren müssen, um vor Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause zu sein“, erklärte Walter. Vereinskamerad, der ursprünglich auf dem Rad mitfahren wollte, sagte kurz vor dem Start noch ab, sodass die Triathletin die Tour alleine antreten musste. Unterstützt von ihrem Lebensgefährten Uli Freitag, der mit dem Auto die Verpflegung für die Tour transportierte. Der Ehrgeiz war groß, um diese Herausforderung zu meistern.

Um 6 Uhr Morgens stieg Verena Walter in den Sattel. Während die Natur erwachte und die ersten Kilometer leicht bewältigt wurden, vermisste die Iserlohnerin nach gut 90 Kilometern nur eins: Das Auto mit dem Nachschub. „Ich habe mir noch scherzhaft gedacht, dass der Motor bestimmt nicht angesprungen ist. Das ist uns schonmal bei einem Wettkampf passiert“, erinnert sich die Triathletin. Sie sollte mit ihrer Vermutung recht behalten. Die Kühlung für die mitgenommenen Getränke hatte die Batterie über Nacht entladen, der ADAC musste erst helfen, um den Motor wieder zu starten. Nach 95 Kilometern war das Versorgungsfahrzeug endlich bei Verena Walter angekommen und für Nachschub war gesorgt.

Weg führt bis nach Hessen

Von Iserlohn aus ging es zunächst in Richtung Möhnesee über Warstein und Rüthen bis nach Bad Wünnenberg. Es folgte ein Ausflug ins hessische Sauerland nach Korbach und Willingen, bevor es über Bad Berleburg zum Rhein-Weser-Turm ging. Zeit für eine große Pause. „Die höchsten Punkte der Tour waren zu diesem Zeitpunkt abgefahren und dem Höhenprofil nach zu urteilen, kamen noch einige Wellen und die Distanz mit 140 Kilometern war überschaubar“, sah Verena Walter auf der Höhe zwischen dem Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe endlich ein Ende ihrer Tour kommen. Durch das Volmetal ging es über Hagen und Hohenlimburg zurück nach Iserlohn.

Zwölf Stunden und 49 Sekunden nach ihrem Start war das Ziel erreicht. Danach folgte Entspannung. „Auf einem frisch abgemähten Feld vor Iserlohn klang meine bisher längste Radtour bei den letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages aus“, genoss die 39-Jährige das Ende ihrer selbst gewählten Herausforderung sichtlich.

Mit dem Ergebnis war Verena Walter am Ende sehr zufrieden: „Normalerweise wäre ich gerade auf einer Wettkampfreise durch Europa unterwegs. Um in dieser Zeit den Kopf nicht hängen zu lassen, weiterhin topfit zu bleiben und den Spaß am Sport so richtig auszuleben, plane ich halt meine eigenen Projekte. Die Idee hatte ich schon länger, doch die Saisonplanung mit den vielen Wettkämpfen ließen nie Raum dafür. Aber jetzt war die richtige Zeit“, sagt die Iserlohnerin abschließend.