Menden/Iserlohn. Sergio Tomasello ärgert sich darüber, keine Karte für das öffentliche Training bekommen zu haben. Er schafft es dennoch auf den heiligen Rasen in Iserlohn.

Für die einen ist Fußball beste Unterhaltung, für die anderen ein Kulturgut, ein Stück Lebensqualität. Sergio Tomasello benötigt nur drei Worte, um seine Einstellung zur vermeintlich wichtigsten Nebensache der Welt auf den Punkt zu bringen. „Ich liebe Fußball“, sagt der Mendener, der sich ein Leben ohne den Ball einfach nicht vorstellen kann. Gerade in diesen Tagen hat ihn das Fußball-Fieber erfasst. Die Fußball-Europameisterschaft findet in Deutschland statt und „seine“ italienische Nationalmannschaft ist in Iserlohn untergebracht. Grund genug für den Tifoso, um sich dort einmal umzuschauen.

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Dass die Nationalmannschaft Italiens in der Nachbarschaft Mendens - im Iserlohner Hotel Vier Jahreszeiten Quartier bezogen hat - ließ die Begeisterung bei den Hönnestädter Tifosi noch ein wenig weiter ansteigen. Vielleicht doch mal ein Blick auf die Squadra Azzurra erhaschen können beim Training?

Es sollte ein Wunsch bleiben, der sich nicht erfüllte. Denn für das angesetzte öffentliche Training am Dienstag sah die Verlosung der 4000 Karten kein Ticket für den Hönnestädter Fußball-Liebhaber vor. Wobei die Verlosung der Freikarten Fragen aufwarf. Denn von den 4000 Karten gingen 2800 an Vereine, Unternehmen, Schulen, Geschäftspartner. 1200 Karten wurden verlost. Zahlreiche dieser Freikarten fanden sich dann einige Stunden später bereits auf der Verkaufsplattform eines Online-Anbieters wieder. Für das Vorgehen der Kartengewinner hatte Tomasello kein Verständnis. Er wollte ja nur einen Blick auf seine Nationalmannschaft werfen. „Ich kann ja verstehen, wenn man Schülern das freie Training ermöglicht. Sonst zählt scheinbar nur noch der Profit“, ärgert sich Sergio Tomasello.

Kein Glück gehabt bei Verkauf

Die Verlosung der Karten für das öffentliche Training scheint ganz an den Mendener Italienern vorbeigegangen sein muss. „Es haben sich viele beworben, aber ich weiß von Keinem, der Glück hatte“, sagt Sergio Tomasello. Auch Giuseppe Centorrino, der „Bürgermeister“ der Mendener Italiener, konnte von keinem Losglück der Hönnestädter Tifosi berichten. Für Sergio Tomasello war die Enttäuschung über die fehlenden Tickets schnell verraucht.

Ich kann ja verstehen, wenn man Schülern das freie Training ermöglicht. Sonst zählt scheinbar nur noch der Profit.
Sergio Tomasello, Italiener aus Menden

Der Mendener gab sich dann sein eigenes Vorbereitungsprogramm für die EM. In den vergangenen Tagen ging es immer wieder auf eine Radtour - die hatte ein Ziel, das Iserlohner Hembergstadion. Dort überzeugte sich der sympathische Italiener von den Fortschritten der Arbeiten am Trainingsquartier seiner Nationalelf höchstpersönlich und nahm alles unter Augenschein. „Ich konnte sogar auf den neuen Rasen und durfte Fotos machen“, erzählt Tomasello, für den klar ist, dass es ihn auch während der EM häufiger mal nach Iserlohn ziehen wird. Die Hoffnung, vielleicht die ein oder andere Karte für ein Italien-Spiel zu ergattern, hat sich auch nicht erfüllt.

Cicerones haben Glück

Dafür werden zwei andere ehemalige Mendener Fußballer live bei zwei Spielen ihrer Elf dabei sein. Raffaele Cicerone und dessen Bruder Fabio waren für die Spiele gegen Albanien in Dortmund und gegen Spanien auf Schalke unter den Glücklichen, die bei den Spielen live vor Ort sein.

Massimo Mariotti wird die Spiele Italiens noch unter einem anderen Blickwinkel betrachten. Seine Aufmerksamkeit gilt Andrea Cambiaso von Juventus Turin und Riccardo Calgliori vom FC Bologna. „Ich kenne sie aus meiner Zeit beim FC Genua. Dort zählten sie ja zum Kader“, erinnert sich Mariotti an seine Zeit mit den heutigen Nationalspielern beim damaligen Erstligisten.