Beckum. Für die SG Beckum/Hövel/Mellen stehen zur Halbzeit alle Zeichen auf Sieg. Dann dreht sich das Spiel und nimmt einen irren Verlauf.
Was ein Spiel! Von 3:0 auf 4:5 zum Endergebnis 6:5. Was die SG Beckum/Hövel/Mellen zuhause am Donnerstagabend mitten im Abstiegskampf gegen die Reserve des TuS Langenholthausen macht, lässt sich ohne Zweifel als spektakulär bezeichnen. Ein Karussell der Emotionen, verrücktes Derby oder - in den Worten von SG-Trainer Thomas Cordes: „Nichts für schwache Nerven“.
Und dabei fing die Partie in der Kreisliga A Arnsberg eigentlich vielversprechend an für die Gastgeber: Obowhl der TuS Langenholthausen viele Spielanteile in der ersten Hälfte hat, stehen die SGler hinten gut. Und kontern. „Wenn man da dann mit Rene Weißbach einen Spitzenstürmer vorne hat, ist das natürlich super.“‘ Keine fünf Minuten sind gespielt, da steht es 1:0 (3.). Torschütze: Jannik Hachenbach. Eine Top-Chancenverwertung führt zum 2:0 durch Carl Prinz von Croy (33.), und mit Rene Weißbachs Tor in der 36. scheint der Sieg eigentlich schon in trockenen Tüchern. Spielertrainer Marco Träger vom TuS formuliert es so: „Auch wenn es nicht danach klingt, waren wir eigentlich in der ersten Hälfte die spielbestimmende Mannschaft.“ Schuld an den Gegentoren sind aus seiner Sicht indviduelle Fehler - und in der Offensive seien einige Chancen seitens der Langenholthausener liegen gelassen worden. Zur Pause also 3:0 für die Gastgeber.
Dann, wenige Minuten nach Anpfiff der zweiten Hälfte: Thorsten Lenort schießt, trifft und bringt den TuS an die SG heran: 3:1 (49.). „Wir haben den Kopf nicht hängen lassen und haben uns weiter nach vorne gepusht“, sagt Cordes. Das 4:1 fällt durch Weissbach nur zwei Minuten später (51.). Erneut die deutliche Führung aufseiten des aktuellen Tabellen-13. Doch der TuS Langenholthausen zieht an, presst hoch. „Innerhalb von 15 Minuten waren es dann insgesamt drei Ecken und ein Freistoß, meine ich“, erinnert sich Cordes. „Da standen wir komplett neben uns.“ 4:4 (Nikolaj Diesendorf, Alexande Arf und Thorsten Lenort). Als dann auch noch Marco Träger das 5:4 (71.) aus LA-Sicht mit einem Traumtor macht, scheint das Spiel gewendet. „Wir waren tot, wir wussten gar nicht, was los war“, sagt Cordes. Der Torschütze zum Führungstreffer: „Es war einfach zu früh.“
Das Spiel ist nämlich noch nicht zu Ende, die Uhr tickt noch. Und dann, völlig unerwartet, zieht David Bathe in der 76. Minute aus dem Sechzehner die Kugel ins lange Eck. Das Spiel ist wieder offen, Gleichstand. „Wir haben wirklich alles gegeben, was auf dem tiefen Rasen auch sehr kräfteraubend war“, erklärt Cordes. Doch der Kampfgeist wird belohnt. In der 80. Minute trifft Jonathan Lübbering. 6:5. Das Spiel wird zum zweiten Mal gedreht, diesmal zum Vorteil der SG Beckum/Hövel/Mellen. „Dann haben wir nur noch verteidigt“, so der Trainer der siegreichen Mannschaft. „Wir haben uns vorne dann blöd verhalten, waren auch zu egoistisch“, sagt Träger. Das Glück sei auf der Seite der SG gewesen.
Und so bleibt es beim 6:5 nach zwei krassen Wendungen - die so aus Sicht der Gastgeber auch nicht hätten sein dürfen. „So etwas darf nicht passieren, diese zwei Führungen darfst du nicht aus der Hand geben. Wir müssen viel besser verteidigen, und das sauber runterspielen“, sagt Cordes deutlich, „vor allem da, wo wir stehen.“ Für die SG ist der Abstiegskampf nicht beendet, am Sonntag steht das „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den zwei Punkte entfernten SuS Westenfeld an. Da kommen die drei Punkte im Derby gelegen. „Das sind Big Points. Wir können mit mehr Selbstvertrauen und bereiter aufspielen“, lautet seine Devise. Für die SG könnten aus zwei Punkten auf den Abstiegsplatz fünf werden - und ein Spiel mehr hat sie auch noch auf dem Programm. „Es könnte sogar sein, dass wir noch andere Mannschaften mit in den Kampf ziehen, die von ihrem Glück noch gar nichts wissen“, sagt Cordes. Spannend wird es auf alle Fälle in der Kreisliga A Arnsberg.
Und - natürlich eines der wichtigsten Dinge: „Es war endlich mal wieder richtig Derby-Stimmung“, so Marco Träger vom TuS. Emotional aufgeheizt, mit Zittern, mit Jubel. Cordes: „Für die Zuschauer war es sicher ein schönes Spiel.“ Vor allem für die Unparteiischen. Und wichtig war es. Sehr wichtig.